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Die Geburtstagsprinzessin ist 26 geworden!

Encarnación

geschrieben von Franzi

Da mein Blog-Verbot wieder aufgehoben ist, melde ich mich nun mit einem Bericht von meinem Ehrentag. Wer mich kennt, dem ist vielleicht schon mal aufgefallen, dass ich eine echte Geburtstagsprinzessin bin :D Normalerweise zelebriere ich dieses erfreuliche Ereignis immer eine Woche lang mit verschiedenen Feierlichkeiten und lasse es mir rundum gutgehen. Wenn ich allerdings die Menschen, mit denen ich hier in Paraguay meinen Geburtstag feiern möchte, zähle, komme ich leider nur auf eins. Deswegen habe ich mich darauf eingelassen, dass wir meinen Geburtstag ausnahmsweise mal nur einen Tag lang feiern. Als Geschenk habe ich mir einen wundervollen Überraschungstag gewünscht.

 

Timo hat sich wirklich viel Mühe gegeben und diesen Wunsch voll erfüllt! Vielen, vielen Dank dafür!! Und natürlich an der Stelle auch noch einmal ganz herzlichen Dank für all die lieben Glückwünsche von euch, liebe Familie, Freunde und fleißigen Blogleser!

Meinen Geburtstagsmorgen hat Timo ja gleich gepostet. Ich wurde mit leckerem Kaffee, Limetten-Kuchen mit einem persönlichen Schriftzug aus Dulce de Leche, Kerzen, Luftballons und Gesang geweckt – so wie es sich gehört, wenn man Geburtstag hat. Auch wenn wir meine Geburtstagskrone leider nicht mit auf die Reise genommen haben, so habe ich mich doch wie eine echte Geburtstagsprinzessin gefühlt :D

 

Leider wurde der Morgen etwas überschattet, da der Fruchtsalat vom Vortag in meinem Magen gerne mitfeiern wollte. Ich bestand aber darauf, das Tagesprogramm nicht anzupassen und mit Immodium und Ibuprofen im Gepäck gings nach dem Hotelfrühstück bestehend aus Keksen, Kuchen, Kaffee & Saft los. Mein Magen hat sich ein bisschen verarscht gefühlt, dass ich ihm ein derartiges Frühstück zugemutet hatte, aber wenn man Geburtstag hat, kann man halt nicht auf jeden Rücksicht nehmen. Zuerst führte uns der Weg zum Sambodromo, wo wir uns Karneval-Tickets für den Folgetag kauften. Das Sambodromo ist eine Art langgezogenes Stadion, das nach oben hin offen ist. Zwischen den Tribünen links und rechts zieht dann der Karnevalsumzug hindurch.
Bevor wir die Tickets erstehen konnten, gab es allerdings noch einen kleinen Zwischenfall. Sicherheit wird auf dem Gelände des Sambodromos nicht ganz so groß geschrieben wie auf dem Vattenfall-Betriebsgelände, sodass Timo nicht an die vielen kleinen, dicken Eisendrähte gewöhnt war, die überall auf dem Boden verstreut lagen,  sich mit seinen Flip Flops prompt in einem davon verhedderte und sich das spitze Ende direkt in die Fußsohle bohrte. Eine kleine Blutspur hinter sich herziehend humpelte er in den Schatten, wo ich ihn mit unserem Erste-Hilfe-Set, das wir seit dem Piranha-Biss stets bei uns tragen, aber gut verarzten konnte.

 

Danach ging’s weiter zum Strand! Seit Beginn der Weltreiseplanung war es mein Traum, meinen Geburtstag endlich mal nicht im verregneten – ja, meistens nicht einmal verschneiten! – Deutschland zu verbringen, sondern in der warmen Sonne und am besten natürlich am Meer. Dieser Wunsch war mehrfach in Gefahr, da wir zuerst planten, zu dieser Zeit bereits im kalten Patagonien zu sein, dann inmitten Paraguay, weit weg vom Meer. Inzwischen war ich sehr entspannt und mir war egal, wo wir feiern. Timo dagegen hat sich die ganze Zeit sehr viele Gedanken gemacht und hat letztendlich alles so eingefädelt, dass wir zwar nicht am Meer waren, dafür aber am Rio Paraná, wo es sogar einen vermutlich aufgeschütteten Sandstrand und eine sehr hübsche Promenade gibt.
Zunächst war ich etwas skeptisch, aber nachdem wir mehrere Einheimische nach etwaigen Piranhas im Wasser befragt hatten, die alle vehement den Kopf schüttelten und sich über die abstruse Frage wunderten, fasste ich Vertrauen zu dem Gewässer. Die Wellen, die leichte Strömung, das klare Wasser, die Bademeister und die unzähligen Familien am Strand und im Wasser überzeugten mich schließlich von der Sicherheit dieses Badeortes.

 

Als ich dann in der Ferne noch ein Banana-Boat erblickte, funkelten meine Augen schon vor Freude. Die erhielt allerdings einen Dämpfer, als uns beschieden wurde, dass man für dieses Vergnügen mindestens zu dritt sein müsse. Der Betreiber des kleinen Stands bot uns aber eine Alternative für zwei Personen an, deren Namen ich leider nicht kenne. Man setzt sich auf eine Art schwimmendes Mini-Zwei-Personen-Sofa und wird dann sehr schnell hinter einem Jetski hergezogen. Das hat ultra viel Spaß gemacht und ich wurde das ein oder andere Mal fast rauskatapultiert, als er uns etwas zu wild über die Wellen fahren ließ. Timo erlebte die Fahrt deutlich weniger adrenalinreich als ich, hatte aber viel Spaß daran, an meiner Freude teilzuhaben.

 

Danach ging es ab ins Wasser, das sehr flach und sehr warm war, sodass man sich Ewigkeiten einfach nur treiben lassen konnte. Sobald wir getrocknet waren, bekam ich von Timo eine sehr schöne Rücken- und Fußmassage mit Sonnencreme. Nach dem zweiten Badegang kam der junge Mann vom Wassersport-Stand vorbei und meinte, wir könnten nun mit anderen Leuten zusammen Banana-Boat fahren. Begeistert sprang ich auf, schnell packten wir unsere Sachen und ab ging´s zurück in die Schwimmwesten. Ich setzte mich ganz vorne hin, Timo hinter mir, danach noch ein paar Kinder. Im Sommer 2009 bin ich einmal mit meiner Familie Banana-Boat auf Mallorca gefahren, was einfach gigantisch gut war! Seitdem halte ich immer im Sommerurlaub immer Ausschau nach dem schwimmenden Obst, aber bisher wurde uns immer gesagt, dass es zu zweit nicht möglich sei oder der Preis war so absurd teuer, dass wir verzichteten.
Heute sollte es also endlich so weit sein! Mit strahlendem Gesicht ging es los. Doch der Spaß verflog schnell, als ich feststellte, dass die Banane immer in der Fahrrinne des Jetskis fuhr und die sprühenden Wassertropfen aufgrund der Geschwindigkeit wie kleine Kieselsteine auf den schlauen Menschen in der ersten Reihe eintrommelten. Timo saß schon deutlich sicherer, da ich fast alles abfing. Nach einer Weile sah ich den ersten großen Ruck schon kommen. Der Jetski täuschte links an und fuhr dann schlagartig nach rechts. Ich bereitete mich innerlich vor, während das Seil sich langsam spannte. Timo und wahrscheinlich auch die Kinder, traf der Ruck unerwartet, aber auch ich war überrascht von der Härte, mit der das Boot rumgerissen wurde. Wir flogen alle von der Banane, aber leider nicht auf die übliche spaßige Art, sondern mit einem wirklich harten Ruck. Ich riss mir mehrere Hautschichten von einem Finger ab und begann ordentlich zu bluten – nur gut, dass wir nicht im Salzwasser waren! Timo traf mein Ellbogen im Gesicht. Wir wussten alle gar nicht, welches Körperteil wir uns halten sollten, bis der erste Schmerz nachließ und wir langsam wieder aufsteigen konnten. Timo und ich setzten uns nun nach ganz hinten und mit ordentlichem Abstand zwischen einander, da die Banane nicht komplett besetzt war. Eines der Kinder hatte die Nase bereits komplett voll und kletterte mit auf den Jetski. So hatte ich das definitiv nicht in Erinnerung!
Der Rest der Fahrt verlief deutlich ruhiger. Da der Fahrer vorsichtiger war und ich ein recht gutes Gleichgewicht habe, fiel ich allerdings nur noch einmal ins Wasser und verbrachte einige Zeit damit zu warten, dass die anderen wieder aufstiegen. Der Teil war deutlich lustiger als der erste, konnte aber dennoch nicht an meine Erinnerungen von 2009 anknüpfen.

 

Insgesamt war der Strandtag aber sehr schön! So schön, dass ich leider vergessen habe, mich einzucremen und auch Timos Nachcremen vergessen wurde. So machte ich eine gänzlich neue Erfahrung: Krassen Sonnenbrand – und dazu noch im Januar!
Einzig mein Rücken und meine Füße waren Dank der Massage sehr gut geschützt. Meine Oberarme, meine Schultern, mein Dekolleté und meine Waden waren ordentlich versengt. Da ich sehr sonnenresistent bin, ist es mir, soweit ich weiß, tatsächlich noch nie passiert, dass Sonnenbrand wirklich wehtut. Ich kannte ihn bisher nur in seltenen Fällen als rote Färbung. Nun aber weiß ich, warum es SonnenBRAND heißt. Bei Timo hatte es vor allem den Rücken erwischt.


Ein fliegender Händler konnte mich aber schnell über den latenten Schmerz hinwegtrösten, indem er – völlig überteuerte – frische Kokosnüsse anbot! Da mein Geburtstag war, bissen wir in den sauren Apfel und bezahlten den absurden Preis von 3,50€. Genüsslich schlürften wir die Milch aus der reichlich gefüllten Kokosnuss und baten den Händler anschließen, sie für uns zu öffnen. Leider hatten wir keinen Löffel, um an das glibbrige Fleisch heranzukommen. So zückte ich mein Taschenmesser, wir schnitten eine Scheibe der grünen Schale ab und nutzen sie als Löffel. Auf diese Art isst man Kokosnüsse zumindest in Togo :D

 

Auf dem Rückweg ins Hotel legten wir einen Stopp in einem Deutsch-Amerikanisch-Paraguayisch anmutenden Pub mit schönem Außenbereich ein. Dort bestellten wir ein Craftbier, Timo ein IPA, ich eines mit erfrischendem Mango-Geschmack. Dazu gab es ein paar kleine Vorspeisen wie Cabanossi, Salami, Käse und eingelegte Oliven. Es schmeckte großartig, nur mein Magen zeigte mir ein weiteres Mal den Vogel.

 

Im Hotel machten wir uns frisch und hübsch. Ich wusste ja weiterhin nicht, wo es als nächstes hingeht, aber Timo verriet mir so viel, dass man dort nicht in Badesachen erscheinen sollte. Gespannt lief ich mit Timo durch die Straßen, nicht wissend, wo wir anhalten werden. Dann standen wir vor einem japanischen Restaurant, das schon von außen sehr hübsch beleuchtet war, eine tolle Terrasse hatte und insgesamt viel edler aussah als alles, was sonst normalerweise in unserem Reisebudget liegt. Im Eingangsbereich plätscherte Wasser an der Seite und man hatte das Gefühl, durch einen winzigen japanischen Garten zu spazieren. Wir hatten einen schönen Fensterplatz, an dem unser Tisch und unsere Sitzbänke kunstvoll in den Boden eingelassen waren.
Beim Bestellen verzichtete ich allerdings auf weiteren Alkohol und Sushi. Dafür suchten wir uns jeder eine Wan-Tan-Suppe aus, sowie gegrillten Teriyaki Lachs, Palmitorolls (ähnlich wie Frühlingsrollen), Gyoza (Teigtaschen), gemischtes Tempura mit Garnelen und Gemüse sowie eingelegte Tintenfischarme zum Teilen aus. Dazu habe ich leider Wasser bestellt, Timo hatte einen großartigen und super günstigen Eistee, der gar nicht auf der Karte stand, von dem ich dann aber mittrinken durfte. Pünktlich als das Essen serviert wurde, überkam mich erstmals an dem Tag ein riesiger Appetit und mein Magen hörte auf, sich zu beschweren und rief voller Vorfreude: „Fütter mich!“. Das tat ich dann ausgiebig und das Essen war wirklich sehr lecker, insbesondere die Wan-Tan-Suppe!

 

Als wir fertig waren, verzichteten wir auf den Nachtisch, da wir wirklich voll waren und Timo meinte, dass noch eine weiter Programmpunkt möglich sei, wir dafür aber jetzt losmüssten. So zahlten wir und machten uns erneut auf gen Promenade. Dort stand ein Stadtrundfahrtsbus bereit, den ich schon am Vortag gesehen und als sehr gemütlich betitelt hatte. Wir stiegen ein uns fuhren die ganze Promenade entlang, von wo aus wir das nächtliche Partyvolk beobachten konnten, das auf dem Weg zu einem Strand-Konzert war. Aufgrund des Fahrtwindes war es sehr kalt im offenen Bus, aber Timo hat mich schön gewärmt und so konnten wir gemeinsam als tollen Abschluss eines wunderbaren Tages den Blick auf das Glitzern von Posadas jenseits des Rio Paraná genießen.

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Kommentare: 3
  • #1

    Felicia (Donnerstag, 27 Februar 2020 09:02)

    Auf dem Bild, auf dem ihr auf dem Kissen liegt, sieht Timos Fuß auch sehr gut verarztet und steril aus (y)

  • #2

    Timo (Donnerstag, 27 Februar 2020 12:27)

    Sehr gut beobachtet Felicia! Navh der wilden Bootsfahrt mit intensivem Wasserkontakt und anschließendem absteigen in den Sand, war die Sterilisierung eingeschränkt, jedoch ausreichend um eine Infektion zu verhindern. Das Taschentuch war ja auch noch da wie man sieht ;)

  • #3

    Dome (Samstag, 29 Februar 2020 12:10)

    Ja, ich verstehe nicht, warum Salzwasser schlecht gewesen wäre. Gerade für offene Wunden ist es doch ein toller Sterilisation? :o