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Das dritte UNESCO Welterbe der Weltreise

Encarnación

Geschrieben von Timo

Als wir bei ca. 35° Innentemperatur in einem Bus im Busterminal von Encarnación saßen, war klar dass die Idee nach Franzis Geburtstag früh zu starten, um nicht in die Mittagshitze zu geraten, nicht erfolgreich umgesetzt worden war. Der auf dieser Strecke etwas teurere Bus (2,50€ für 2 Personen für 28 km) erzeugte immerhin während der Fahrt etwas Fahrtwind, so dass Franzi aus der Hitzestarre erwachen konnte und etwas im Reiseführer über Argentinien vorlas. Sie bevorzugt den Marco Polo Reiseführer gegenüber dem englischen Lonely Planet sehr. Ich war nach kurzer Zeit eingeschlafen, übertrug aber Franzi vorher noch die Aufgabe auf Google Maps mit Offlinekarte und GPS Signal zu verfolgen wo wir sind, um dann rechzeitig aufzustehen, zum Busfahrer zu gehen und zu sagen, dass wir aussteigen wollen. Es gibt zwar auch Haltestellen, doch im Prinzip steigt jeder andere am Straßenrand ein und aus durch jeweiliges Signalisieren in Richtung des Fahrers. Als ich nun wiederaufwachte, sah ich auf die Karte und war ganz gestresst, dass wir gleich schon da sind und sofort alle Sachen in den Rucksack räumen und nach vorne gehem müssen. Franzi sah das etwas anders, wollte erst nochmal die Handykarte sehen und die Sachen nicht zusammenräumen. Als ich dann sehr gestresst in etwa meinte: " Räum sofort die Sachen zusammen, du musst die Karte nicht sehen", war Franzi sehr beleidigt und wütend. Im Endeffekt sind wir dann genau an der richtigen Stelle ausgestiegen und haben uns noch 45 Minuten gestritten, bis wir (erneut) zur Erkenntnis gekommen sind, dass wir rechzeitig erkennen müssen, wenn einer (ich) gestresst ist (bin) und dann auf die Sorgen und Bedürfnisse ruhig eingehen müssen. In kritischen Situationen klappt das zumeist sehr gut (#Piranhabiss), aber wenn nix oder wenig los ist, kommt es leider immer wieder zu Streitereien. Wir arbeiten dran.

Nach dem unerfreulichen Start, sind wir 15 Minuten durch die sengende Hitze von Trinidad- einem echten Dorf- geschlendert bis wir an einem deutschen B&B vorbeikommend das Besucherzentrum der Jesuitenmission Trinidad erreichten. Im klimatisierten Gebäude guckten wir uns zunächst ein paar Infotafeln an, dann ein Video auf Deutsch über die Mission. Im 17. Und 18. Jahrhundert sind christliche Missionare in die heutige 3 Länder Region Paraguay, Argentinien und Brasilien aus Portugal und Spanien gekommen. Sie gründeten kommunistische reduccionés (Siedlungen), in denen sie mit den Guaraní Indianern zusammen gemeinnützig lebten. Trinidad wurde 1706 gegründet und zählt zu den größten reduccionés. Bis ca. 1750 wurde auch eine große Kirche im barocken Stil gebaut. Die Guaraní waren wohl sehr enthusiastisch dabei und haben sehr viele Holz- und Steinschnitzereien vorgenommen, die man heute teilweise noch bewundern kann. 1768, kurz nach der Vollendung der großen Kirche, war das Missionsleben dann schon wieder vorbei. Und zwar in ganz Südamerika. Die Spanische Krone verbat die Missionen auf Drängen der Estanciás, also der Spanischen Ranches und Dörfern in Südamerika, auf denen auch die legendären Gauchos arbeiten. Die Estanciás haben wohl einen engeren Draht zur Krone gehabt und waren wirtschaftlich weniger erfolgreich als die Reduccionés. Dieser Neid sorgte dann zunächst für die Einberufung der Jesuiten zurück nach Spanien und dann, einige Jahre später, auch zur Zerstörung der Missionen. Heute stehen also von allen Missionen nur noch die Grundmauern und es gibt einige davon im Dreiländereck im Umkreis von ca. 500 km.

Bevor wir die Ruinen angucken gingen, aßen wir noch zu Mittag auf der Außenterasse eines Restaurants. Für mich gab es Milanesa (Schnitzel) und für Franzi Spaghetti mit Carne (Rind). Franzi war sehr glücklich. Leider wurde das Essen von bettelnden Straßenhunden, sowie Kindern, die im Restaurant "Die Simpsons" sehr laut schauten, gestört. Danach gab es noch ein Yerba Mate Eis. Sehr lecker!

Auch wenn wir auf Spanisch wieder erstaunlich viel von den Infotafeln verstanden, so sind dennoch einige Fragen bei mir geblieben, da das bloße Laufen durch die Ruinen ohne Guide wenig Aufschluss gibt. Leider standen keine Guides zur Verfügung. Ich dachte beim erstmaligen Lesen über die Missionen auch, dass die Guaraní quasi gefangen waren und bekehrt werden sollten, aber es handelte sich wohl um eine Form des produktiven und konstruktiven Zusammenlebens zwischen Europäern und Indianern natürlich inkl. der Bekehrung der Indianer zum christkichen Glauben sowie der europäischen Kultur. Heute stehen auf dem Gelände noch die Grundmauern der 2 Kirchen, der Eingeborenenhäuser, des Glockenturmes, des Arbeitshauses, der Fakultät sowie der Schule und die Flächen der 2 Friedhöfe, des Hauptplatzes und des Obstgartens. Nach einigen Jahren hatten bereits 3.000 Guaraní in der reducción gelebt. 

Wir haben unter der Hitze trotz ausreichend Sonnencrème (wir haben uns an Franzis Geburtstag krass verbrannt), Sonnnenhut und viel Trinkwasser sehr gelitten. Franzi hat zwischenzeitlich 5 Minuten Nickerchen im Museum gemacht und ich wollte mich kurzzeitig in der Krypta schlafen legen (für immer? :O - nein nur kurzzeitig ;))

Das Thema ist sehr interessant, aber ich denke viel mehr als 1 oder 2 Missionen werden wir uns nicht ansehen, da eben nur noch die Ruinen stehen. 

Auf dem Rückweg haben einige Gentlemen Franzi im vollen Bus einen Sitzplatz ( zum sofortigen Einschlafen) überlassen. Bei Makos Eisdiele gabs dann noch lecker, selber zusammengestelltes Eis mit vielen Toppings. Franzi war sehr glücklich, so dass wir in die zweite Tageshälfte/ Nacht starten konnten. 

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Kommentare: 2
  • #1

    Eberhard und Karin (Montag, 03 Februar 2020 12:03)

    Hallo ihr Lieben, das hört sich ja richtig spannend an eure Reise, zum Glück Franzi bis du mit deinem verletzten Fuß glimpflich davon gekommen. Alles gute weiterhin. GLG von Eberhard und Karin.

  • #2

    Franzi (Mittwoch, 05 Februar 2020 13:34)

    Ja, da haben wir wirklich Glück gehabt! Wir sind jetzt auf jeden Fall noch vorsichtiger, selbst wenn Einheimische uns beteuern, dass irgendwas sicher sei � Zum Glück ist es aber mir Wasserratte passiert, Timo wäre bestimmt länger nicht mehr mit mir Baden gegangen!