· 

Unrühmlicher Start in Concordia

Concordia

Geschrieben von Timo

Heute war ein langer Reisetag. Um 02:50 Uhr klingelte der Wecker in unserer netten Ranch in Colonia Carlos Pellegrini. Tatsächlich stand eine Thermoskanne Kaffee und sechs kleine Croissants vor unserem Zimmer. Damit hatten wir nicht unbedingt gerechnet, aber die Spanische Verständigung war wohl erfolgreich. Über eine Stunde mussten wir dann aber noch an der dunklen Dorfstraße warten, bis der Bus kam, den der Lonely Planet Reiseführer als "klapprig" betitelte. Natürlich war die Fahrt ruckelig, da es die ca. 100 km bis Mercedes auf einer Schotterstraße lang ging. Aber der Bus bot trotzdem mehr Lebensqualität als der Nacht-ICE in die Schweiz neulich. Das Licht wurde ausgemacht und wir konnten sicher 2 von den 3 Stunden Fahrt gut schlafen. Angekommen in Mercedes unternahmen wir unsere Operation Bargeld, wie im Blogbeitrag "Lifehack Argentinien" beschrieben. Nachdem uns die eigentliche Western Union Filiale der Correos (Post) zurückwies, da sie keine internationalen Transfers tätigen und sie auch nicht die Postkarte für meine Oma annahmen, da sie eine Briefmarke eines privaten Unternehmens aus Buenos Aires führe und nicht der staatlichen Post, wurde es danach erfolgreicher. Vorbei an den Menschenschlangen vor den Banken, gingen wir zum Tierfutterhandel mit Western Union Schalter und holten uns mehr Pesos denn je zuvor. Danach ging es mit dem Bus 6 Stunden lang von Mercedes nach Concordia, in dem sich Franzi sich leider etwas erkältete, auf jeden Fall ging es ihr nach der Fahrt nicht so gut. Nach einem Sandwich mit Milanesa (Schnitzel) und dem Kauf eines Bustickets am Terminal von Concordia für den nächsten Morgen, um in den Nationalpark El Palmar zu kommen, war Franzi immer noch sehr erschöpft. Wir beschlossen die 2 km zum Hostel mit dem Taxi zu fahren und nicht zu laufen. Der Taxifaher verlud unser Gepäck im Kofferraum und wir fuhren los. Er fragte wo wir herkommen und was wir noch machen wollen in Argentinien. Wir erzählten, während er hurtig an ein paar Autos an einer Kreuzung vorbeifuhr, um als erster auf der einspurigen Straße weiterzufahren. Als er Gas gab, um die anderen abzuhängen, polterte es hinter uns und wir schauten uns hastig um. Der Kofferraum war ausgegangen und unsere Backpacks sowie der 5 Liter Kanister Wasser, den wir bei uns führten, war rausgeflogen und alles blieb nach einigen Überschlägen mitten auf der Kreuzung liegen. Alle Autos blieben stehen nur unser Fahrer fuhr weiter. Nach einigem Schreien hielt er endlich an und wir sprinteten auf der Straße zur Kreuzung und räumten unser Gepäck zur Seite. Der Fahrer fuhr uns daraufhin die restlichen Meter zum Hostel, während wir versuchten den Schaden zu ermitteln. Franzis sehr neues Backpack war oben und an der Seite aufgeschürft, bei meinem über 30 Jahre alten Backpack waren nur die üblichen Kratzer da. Kamera, Laptop und Handies funktionierten einwandfrei. 

Am Hostel angekommen bedeutete uns der Fahrer, dass wir jetzt aussteigen können auch ohne Bezahlung. Ich hätte das auch gemacht, Franzi war jedoch stock sauer, zumal das Backpack auch ein Geschenk ihrer Eltern war, was es für sie noch wertvoller machte, und blieb sitzen. Als sie anfing Geld zu fordern, bedeutete uns der Fahrer dass er selber nichts habe und es gerade so zum Essen reicht. Versichert sei er auch nicht und er ist selbstständig, sagte er schon aggressiv. Franzi drohte mit der Polizei, obwohl sie eigentlich vor allem eine Entschuldigung des Fahrers hören wollte, die bis dahin ausgeblieben war. Ganz im Gegenteil beschuldigte er kurioserweise das alte Auto und uns, dass das Gepäck rausgefallen sei bzw. bezeichnete es als Unfall. Mir tat der Fahrer inzwischen sogar etwas Leid, da ich ihm glaube, dass er nichts hat, allerdings blieb Franzi hartnäckig, weil sie seine Uneinsichtigkeit und den Schaden an ihren Sachen unmöglich fand. Im Endeffekt haben wir uns darauf geeinigt, dass er uns morgen um 04:45 in den Nationalpark El Palmar fährt, der 75km von Concordia entfernt liegt. Wir hatten zwar das Bus Ticket bereits gekauft, allerdings fährt der Bus nicht die 6 km lange Stichstraße in den Park hinein, die er übernimmt. Hoffentlich ist das ein guter Deal für uns und viel wichtiger hoffentlich ist an keinem unserer Eigentümer ein unentdeckter, nachhaltiger Schaden entstanden. Wir überprüften nach der Aktion im Hostelzimmer alles und uns sind nur kleinere Schäden am Innenfutter der Brillenetuis o.ä. aufgefallen, neben der Aufschürbungen an Franzis Backpack, die hoffentlich keine Probleme machen. Ein sehr unglücklicher Start mit dieser Stadt war es allemal. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0