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Nachhaltige Ernährung

Punta Ballena

Geschrieben von Timo

 

Nach einem entspannten Morgen, an dem ich Blog schrieb und Franzi schlief, beschlossen wir gegen Mittag Fahrräder vom Hostel zu mieten und nach Punta del Este, der Stadt die von unserem Buch "In 225 Reisen um die Welt" als "promiverseuchte Tingeltangelcousine" bezeichnet wurde, zu fahren. Es ging mit den klapprigen Eingangfahrrädern die Straße zur Autobahn entlang, um diese dann durch einen Tunnel zu unterqueren. Dann fuhren wir 12 km im Maximaltempo des Fahrrads auf dem Teil der Straße, der in Deutschland Standstreifen heißen würde. Wenn Autos darauf parkten, wichen wir auf die Fahrbahn aus, was eigentlich alle Autofahrer mit ausreichend Abstand respektierten. Ab und an stoppten wir bei nett aussehenden Restaurants am Strand, entweder rochen sie jedoch zu krass nach Fett für die erste Mahlzeit des Tages oder sie waren schlicht zu teuer oder beides. Schließlich fuhren wir zum Rustica, einem kleinen, laut Lonely Planet preiswerten, Restaurant zwischen den ganzen Hoteltürmen des Urlaubs- und Partyparadieses. Es stand auch schon eine Schlange vor dem Laden, in dem es tatsächlich Mittagstisch für 5€ gab. Während ich uns namentlich anmeldete, versuchte Franzi die zwei Fährräder ohne Ständer an einem Verkehrsschild anzuschließen. Dinge, die ich nicht geschafft hätte. Nach nicht allzu langer Zeit bekamen wir einen Tisch und bestellten unser Essen. Für mich gab es Milanesa mit Pescado con papas al horno, also panierten Fisch mit Ofenkartoffeln. Franzi nahm ein Stück Fleisch mit Noisette, also Kroketten, die wie Nüsse aussehen. Beides war sehr lecker. Schade, dass Ketchup und Mayonnaise häufig in kleinen Plastiktüten gebracht werden und nicht als Flasche zum Nachnehmen. Nicht sehr nachhaltig, aber Deutschland ist da manchmal auch nicht besser. Danach hielten wir uns zwei Stunden beim Busterminal auf, um unseren Trip zur Sierra de las Ánimas und nach Colonia del Sacramento zu planen. So lange gedauert hat es vor allem da wir die endlos lange Whatts App Nachricht der Besitzerin des Parks in der Sierra übersetzen und verstehen mussten. Besser gesagt Franzi übersetze und verstand was verlangt war und ich hangelte mich von einem WLAN von den Bussen, die gerade am Terminal hielten, zum nächsten, um im Ticker zu verfolgen was Messi und Co im San Paolo in Napoli machen. Ganz loslassen kann ich hier weiterhin nicht, auch wenn ich seit dem Abflug kein Spiel mehr gesehen habe. Sonntag ist Clasicó, wenn wir wieder in BA sind, das kann ich mir vermutlich im Heimatland des besten Teilnehmers dieser Partie nicht nehmen lassen in einer Bar zu schauen.  

 

Nachdem wir festgestellt haben, dass wir alle Bustickets im Bus erwerben können, gingen wir mit dem selben Kontostand zu Fuß zum Touristenhighlight der Stadt. Es handelt sich um 5 Betonklötze, die aus dem Boden ragen. Aus einer etwas entfernteren Perspektive kann man das Kunstwerk als riesige Finger erkennen, die aus dem Boden ragen. Meine Begeisterung für das Kunstwerk, das von vielen als neues Profilbildhintergrund genutzt wurde, hielt sich allerdings in Grenzen. Das lag auch daran, dass es durch den Wind eiskalt an der Küste war. Außerdem wurde es langsam schon dunkel und wir mussten noch einkaufen und das dutzend Kilometer nach Hause strampeln. Also zogen wir weiter zum Supermarkt in Punta del Este, der auch gleichzeitig einer der nähesten war, die wir bei Google Maps fanden. Ein weiter Transport von Lebensmitteln war also unausweichlich. Wir kauften Toast, Mortadella und Mozarella von der Frischetheke, sowie Tomaten, Butter und Salat für lecker Sandwiches am nächsten Tag. Zudem gab es Schokolade, Kekse, Bananen und Äpfel als Snack für die Wanderung am folgenden und die Reise am übernächsten Tag. Für die nächsten 2 Frühstücke kauften wir Eier, Speck, Joghurt (meistens eine Art Trinkjoghurt in Plastiktüten in Südamerika) sowie einen bereits bewährten H-Milch Kakao. Dann gabs noch zwei neue 5-Liter Kanister mit Wasser und ein Eis für Franzi auf die Hand. Damit war das Frühstück für die nächsten 2 Tage, das Mittagessen für unsere Wanderung sowie alle Snacks für die Reise abgedeckt. Bezahlt haben wir dafür etwas über 1400 Pesos, also etwa 35€. Ist wahrscheinlich für uns selber später mal interessanter zu lesen als für euch, aber es gibt einem ein Gefühl von dem Land, was man für welchen Preis essen kann. Thunfisch und Mais sind hier übrigens günstig, mag Franzi aber nicht so gern.   

 

Danach begann das bisher größte Abenteuer dieses Tages. Mit 2 Klapperdrahteseln mit immerhin Gepäckträger und jeweils einem Korb mussten wir 2 volle Rücksäcke und 2 große Wasserkanister nach Hause bringen. Ausgerüstet mit Warnweste, die wir den ganzen Tag schon an hatten und beim Fahrrad dabei waren, sowie Stirnlampen bereiteten wir die Fahrräder vor. Franzi tat ihren sehr schweren Rucksack in den Korb und klemmte den Wasserkanister auf den Gepäckträger. Ich nahm meinen Rucksack auf den Rücken und tat den Wasserkanister in den Frontkorb. Dann drehte ich noch meine Stirnlampe auf den Hinterkopf, so dass die Autofahrer mich mit einem penetranten, hellen Geblinke gar nicht ignorieren konnten. Und tatsächlich lief die Fahrt sehr reibungslos, wir wurden von den vielen Autofahrern umfahren und strampelten die 12 km zurück ins Hostel. Franzi hatte sogar noch die Energie eine Pasta zu kochen, während ich mich mit Romina aus Buenos Aires u.a. über Fußball und über Stadtteile von ihrer Heimatstadt unterhielt, die nicht gefährlich sind, für uns gefährlich sind oder für uns und für sie als Local gefährlich sind. Diese bezeichnete sie dann auf der Karte immer kurz mit einem "No" und schüttelte warnend den Zeigefinger. Danach gabs die leckere Pasta aus dem CO2 neutralen Einkauf. Eine sehr nachhaltige Ernährung.  

 

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