· 

Update aus dem Hostel Estoril

Buenos Aires

Geschrieben von Timo

Ein Update zu unserem Status in Buenos Aires. Heute ist der dritte Tag an dem wir nichts unternehmen. Nachdem gestern Nacht eine Hostelmitarbeiterin zu uns meinte, dass ab morgen (19.3.2020) um 5 Uhr Nachmittags eine Ausgangssperre herrschen soll in ganz Argentinien, stellten wir uns ganz früh den Wecker. Beim Versuch um 07:15 morgens hatte der Supermarkt noch zu aber wir kauften 2 Laib Brot im "Kosten Suess", das wohl auf gutes, Deutsches Brot anspielt. Ist leider auch etwas labberig, wie alles Brot außerhalb von Deutschsprachigem Gebiet, aber besser als Toast. Beim zweiten Versuch um 08:15 hatte der Supermarkt auf und wir kauften Nudeln für 3 Tage, ein Stück Handseife, Milch und O-Saft fürs Frühstück und einiges mehr für 10€. Das Frühstück hat das Hostel mittlerweile bis auf Kaffee komplett eingestellt, da kein Personal da ist um einzukaufen. Lediglich die Volunteers sind noch da, da sie hier wohnen. Im dritten Anlauf gegen 11 Uhr kauften wir noch Fleisch und Tomaten in der Carniceria (Fleischhändler) ums Eck. Vor dem Laden standen wir Schlange um reinzugehen. Manche Leute hielten viel Abstand, das Päarchen hinter uns leider nicht. Das war erstmal das letzte Mal, dass wir das Haus verließen.

 

Krass ist, dass Eric und seine am Wochenende eingereiste Freundin das Hostel verlassen müssen, da sie in Quarantäne muss. Eric war seit unserer Ankunft in BA im Hostel und wir haben uns sehr gut verstanden und waren ein paar Mal mit ihm unterwegs. Im Prinzip hat er nach seiner Kündigung vor einigen Monaten in BA auf seine Freundin gewartet, die nun für den gemeinsamen Argentinien Urlaub aus Toronto geflogen kam. Seitdem sie hier ist, läuft aber alles schief. Sie kommen mit Western Union nicht an Geld, Kanada hat sie aufgefordert zurückzukehren, so dass sie teuer ihren Flug umgebucht haben, was auch mehrfach scheiterte und nun wurden sie noch aus dem Hostel geschmissen. Grund dafür ist, dass Catlyn für 20 Minuten in Chile war vor 4 Tagen, was in ihrem Pass protokolliert ist. Sie hatte zwei individuelle Flüge gebucht, weswegen sie in Santiago kurz nach Chile "einreisen" musste, nur um 20 Minuetn später schon wieder durch die Sicherheitskontrolle des selben Airports zu gehen und nach Buenos Aires zu fliegen. Da sie also in einem nun als gefährlich eingestuften Land innerhalb der letzten 14 Tage war, muss sie nun in Quarantäne. Da das Hostel keine Quarantäne Fälle beherbergen darf, müssen die beiden nun für 5 Tage in ein isoliertes Apartment gehen, ohne es zu verlassen. Das Essen, das sie heute kaufen, muss reichen für die 5 Tage. Dann geht´s direkt zum Airport, um über Panama nach Toronto zu reisen. Hoffentlich klappt das. Einen mieseren Urlaub kann man sich gar nicht vorstellen, als den den Catlyn in Argentinien hatte. Wir sind traurig, dass die Leute mit denen wir uns im Hostel am besten verstehen jetzt weg sind.

 

Durch nur 4 Stunden Schlaf heute Nacht waren wir beide den Tag über sehr fertig. Aber wir müssen ja auch nichts machen. Manche wollten um 4 Uhr noch ein Bier trinken gehen und wir wären gerne nochmal zu Cadore ein Eis essen gegangen. Wir passen uns jetzt aber dem Spirit des Virus Bekämpfens an und verlassen das Hostel nur noch, wenn unsere Essensvorräte aufgebraucht sind. Hoffentlich können wir so unseren Teil dazu beitragen den Virus langsamer zu verbreiten und anderen ein Vorbild zu sein. Zuletzt haben wir auch immer schon Abstand auf der Straße zu anderen gehalten und Franzi hat heute ihren Buff in der Öffentlichkeit als Mund und Nasenschutz getragen.

 

So traurig es ist, so warten wir nun doch auf unseren Rückflug nach Deutschland. Ein Update gab es heute dazu auch. Das Auswärtige Amt hat ein neues Portal mit SAP erstellt- es heißt rueckholprogramm.de und ist explizit für die freiwillige Rückholung von Deutschen wegen Corona gedacht aus den bisher auserwählten Ländern. Glücklicherweise ist Argentinien Teil davon. Wir sind zwar schon in der Krisenliste des Auswärtigen Amtes ELEFAND und der Condor Liste für gestrandete Deutsche registriert, jedoch weist das Auswärtige Amt darauf hin, dass man sich zusätzlich in dieser neuen, heute erschienenen Liste registrieren soll. Die Deutsche Botschaft Buenos Aires wiederrum schrieb eine E-Mail an alle aus der ELEFAND Liste, also auch Franzi, dass man sich nicht zusätzlich in der anderen, neuen Liste registrieren soll. Wir machten es nun dennoch, da rueckholprogramm.de im Prinzip genau so ein Programm ist, was man sich in unserer Situation nur wünschen kann. Wir konnten angeben wer wir sind, wo wir derzeit wohnen, von welchem Airport wir abfliegen können und zu welchem Deutschen Airport wir hinwollen. Auch musste man explizit anklicken, dass man von der Bundesregierung zurückgeholt werden will. Dort stand einmal mehr der Hinweis, dass man einen im Konsulargesetz geregelten Anteil der Kosten tragen muss, was auch immer das heißt. Ist aber okay für uns, weil es gibt nur völlig unrealistische, teure Alternativen, derzeit nach Deutschland zu fliegen mit den restlichen, kommerziellen Flugzeugen, bei denen die Gefahr besteht in internationalen Terminals festgesetzt zu werden, da Flüge gestrichen werden und man nicht einreisen kann (ohne Qurantäne).

 

Wir verlängern jetzt Tag für Tag unseren Hostelaufenthalt. Das Hostel wird immer leerer, da kaum noch einer anreisen darf und alle versuchen in die Heimat zu flüchten. Man kann in Argentinien nicht mehr reisen und wenn sich das Virus so wie bisher entwickelt, wird das auch in Argentinien, wie auch anderen Ländern, auf unbestimmte Zeit nicht mehr möglich sein. Ich sehe es weiter nicht als sehr traurig an, dass unsere Reise nun unterbrochen wird, auch wenn es das nach nur 2 Monaten natürlich ist. Ich sehe so krasse, äußere Umstände und andere Probleme derzeit auf der Welt, dass unsere Weltreiseunterbrechung sehr klein und unwichtig erscheint. Sicher hätte es für uns besser laufen können, in dem wir nicht gekündigt hätten und wie ihr nun mit Job in Deutschland mit der Situation umgehen müssten. Allerdings war der Zeitpunkt für die Weltreise eigentlich perfekt in unserer beider Leben. Vielleicht wird dieser Traum nun wirklich nur unterbrochen und nicht für immer beendet. Selbst dann hätten wir aber zwei sehr erlebnisreiche, tolle Wochen erlebt, wie ihr hier verfolgen konntet. Ich würde mir sehr wünschen, dass wir nun sicher und heile nach Deutschland zurückkehren können und im besten Fall in naher Zukunft einen zweiten Anlauf nehmen können. Das wäre Stand jetzt der Best Case.

 

Liebe Grüße aus Buenos Aires nach Deutschland. Macht es gut, richtet es euch gemütlich zuhause ein und bleibt gesund. Je nachdem wir lange wir hier noch festsitzen, erfahrt ihr die nächsten Tage noch mehr über unsere letzten 2 Wochen in Buenos Aires sowie die aktuellen Corona Entwicklungen in Argentinien mit Fokus auf unserer Ausreise. Also klickt gerne weiter rein :)

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Benni (Samstag, 21 März 2020 00:14)

    Alles Gute euch und das ihr schnell und sicher weg kommt, hier in Hamburg sollen auch nur alle zu Hause bleiben, hat ja auch nix mehr auf außer Supermarkt. Gehste aufn Spielplatz gibts Strafanzeige. Jetzt wird es wohl noch ne Ausgangssperre geben.. lg Benni