· 

Die nationale Trekkinghauptstadt

El Chaltén

geschrieben von Timo

Nach El Calafate reisten wir weiter ins Wanderparadies El Chaltén. Wir hatten schon zwei Wochen im Voraus reserviert, da wir Panik hatten, dass das 1900 Einwohner Dorf in der Hochsaison ausgebucht sein könnte, wenn man ohne Zelt ankommt. Das wäre aber wohl nicht der Fall gewesen. Auf dem Weg nach El Chaltén, was auf Tehuelche "der Rauchende" heißt, konnte man die zwei Highlights des Dorfes und seiner Umgebung schon sehen. Der Cerro Torre, ein Berg der wie eine spitze Nadel aufragt, und der Fitz Roy, der die Wolken "raucht" und nun aber nach einem Kapitän benannt ist, der schon Charles Darwin auf der HMS Beagle durch Südamerika fuhr, waren aus der Steppe in der die Straße liegt so gut sichtbar, dass der Busfahrer auf den innigen Touristenwunsch einging und anhielt für ein Panoramafoto, was die meisten Passagiere gerne annahmen. Kurzerhand beschloss ich trotz der späten Ankunftszeit um 14 Uhr noch eine 6 Stunden Wanderung vorzuschlagen, die zur Laguna Torre führt von der aus man dem Cerro Torre angeblich am nächsten sein kann. Angeblich ist es an Tagen mit gutem Wetter wie diesem oberste Priorität diesen Trail zu laufen, da der Cerro Torre nur selten hinter den Wolken auftaucht. Die Rezeption unserer Lodge bestätigte diesen Vorschlag. Nachdem wir etwas Zeit beim diskutieren verloren hatten, ob wir den Trail laufen, gingen wir um 16 Uhr los. Die meisten Wanderer kamen uns schon entgegen, aber ein paar waren auch noch hinter uns. Immer mal wieder ergaben sich Blicke auf den Berg aus dem Tal davor, wobei dieser meistens teilweise oder ganz von Wolken bedeckt war. Franzi raste mit Wanderstöcken und ohne Rucksack durch die Vegetation zur Laguna Torre. Bei der Lagune angekommen, rasteten wir erstmal und genossen die nächstmöglichen Blicke auf den teilweise immer noch wolkenbedeckten Berg. Zwei Französinnen machten Fotos von uns nachdem sie in der eiskalten Lagune ein kurzes Bad genommen hatten und kurz bevor die Sonne auch endgültig für diesen Tag hinter Wolken verschwand. Wir machten uns gegen 19 Uhr auf mit den letzten anderen Besuchern zurück nach El Chaltén, um den selben Weg 3 Stunden zurück zu laufen. Wie wir feststellten, mussten die meisten anderen aber nur fünf Minuten zu einem Campingplatz laufen, während wir noch eine gute Strecke vor uns hatten. In gutem Tempo ging es zurück ins Dorf während es immer dunkler wurde. Als wir uns umdrehten gab es plötzlich wolkenfreie Blicke auf Cerro Torre und Fitz Roy in der Abenddämmerung mit den hellsten Sternen des südlichen Abendhimmels. Das war sehr schön. Nachdem wir nochmal unseren Wasserbehälter in einem Gebirgsbach nachgefüllt hatten, erreichten wir gegen 22 Uhr El Chaltén im Dunkeln in das wir aus Sicht der Einwohner als zwei Stirnlampenlichter vom Hügel herabstiegen. In der Lodge gab es dann noch ein Bad in der Badewanne bevor ein langer Tag zu Ende ging und wir uns den nächsten Tag davon erholten.  

 

EInen weiteren Tag in El Chaltén sind wir zum zweiten Mal in unserem Leben raften gegangen, was sehr viel Spaß gebracht hat. Ich durfte vorne sitzen und die Ansage des Guides weiter zu paddeln egal wie groß die Welle vor einem ist, habe ich Ernst genommen, auch wenn ich schon erstaunt war als der schnelle Fluss sich plötzlich zu einer ein bis zwei Meter Welle direkt vor meinen Augen auftürmte. Franzi sagte später, dass sie auch mehrfach erstaunt war, dass ich das Boot nicht verlassen habe. Im Endeffekt hat niemand unfreiwillig das Boot verlassen nur Alex, unser Kayaker der zur Sicherheit vor uns vor um uns ggf. zu retten, hat es einmal erwischt. Er fuhr in einer Stromschnelle vor uns und hatte uns nicht so nah hinter uns erwartet, so dass wir auf ihm drauf landeten und er inter Wasser kippte. Nach einem kurzen Schockmoment drehte er sich jedoch gekonnt mit einer Eskimorolle wieder um und legte für die Show gleich noch eine nach. Nach jeder Stromschnelle wurde im Boot gefeiert, in dem alle Paddel hoch in der Mitte zusammengehalten wurde. Auch die Landschaft um den Río de las Vueltas herum war spektakulär. Teilweise sah es aus als hätte der Fluss Mauern durchbrochen in seiner Geschichte, die aber natürlichen Ursprungs waren und nun wir halbe Torbögen auf beiden Seiten des Flusses stehen geblieben sind. Nach der Rückfahrt im Bus mit Heißgetränken und Snacks schickte uns unser Guide Loli Roberts noch die Videos seiner GoPro von der Fahrt und ein Link zu einer Doku über ihn in der er im Winter den Río Santa Cruz vom Lago Argentino runterfährt in mehreren Tagen und Nächten, um für den Erhalt der Natur und gegen Staudämme im Fluss zu demonstrieren. Ganz guter Kurzfilm über eine extreme Aktion und eine romantische Erklärung an die patagonische Natur. 

 

Abends trafen wir nach etwa einer Woche Jannes und Alex zufällig wieder und gingen gemeinsam essen. Auch stellten wir fest, dass wir für den nächsten Tag den selben Plan haben, nämlich zur Laguna de los Tres zu wandern, um von dort aus eine top Sicht auf den Fitz Roy zu erhalten. Allerdings wollten die beiden diesen Track in einer Dreitageswanderung kombinieren mit dem Laguna Torre Track, den wir schon gemacht hatten während wir wieder eine Tageswanderung mit Hin- und zurücklaufen anstrebten.  

 

Nach ca. 1 Stunde auf dem Track und kurzen Pausen um Papageien, Condore in luftiger Höhe und Magellanspechte zu fotografieren, kamen Jannes und Alex von hinten und wir wanderten mehr oder weniger zusammen bis zum Campingplatz am Fuß des Anstiegs zur Lagune. Der Weg bis dahin brachte schon tolle Ausblicke auf den Fitz Roy und einige andere Berge und Gletscher bei super Wetter an einem Sonntag von einer Wanderautobahn voller Menschen, die teilweise keine Überholspur hatte. Heimliches Pinkeln am Wegesrand war möglich obgleich schwierig. Am Campingplatz trennten sich dann die Wege und es ging auf zu einem steilen Anstieg zur Laguna de los Tres, der ca. 1,5 Stunden dauerte und uns 900 Meter hochbrachte. Bevor wir oben ankamen, begegnete  wir allerdings noch Anne, mit der wir in Ushuaia wandern waren, einem Päarchen vom Rafting am Tag zuvor und dem britischen Päarchen, die die Gletscherwanderung am Perito Moreno gemacht hatten. Alle berichteten von dem schönen Anblick der Lagune mit Fitz Roy, der sich oben bestätigte. Noch schöner war allerdings der Blick herab auf eine weitere Lagune namens Sucia, die sich ca. 400 m unterhalb der anderen Lagune, an der wir standen, erstreckte und die durch einen großen Wasserfall mit der anderen Lagune verbunden war, dessen Abgrung man recht nahe kam. Die Lagune lag wie eine große, smaragdgrüne Fläche unter uns vor einer krassen, an der Spitze schneebedeckten Bergwand.  

Auf dem Weg zurück warnten wir Jannes, dass es weder eine schlaue Idee ist im Dunkeln noch mit Sneakern, die er wegen Problemen mit seinen Wanderschuhen trug, den Anstieg hochzugehen, was ihn jedoch nicht davon abhielt sich den Sonnenuntergang später von oben anzuschauen. Zum Glück überstand er es gut. Wir sputeten zurück nach El Chaltén, was und mit sensationeller Geschwindigkeit in 2 Stunden vom Campingplatz aus gelang, so dass wir um 21:30 zurück waren.  

 

Nach erneutem, gemütlichen Bad am Abend versuchten wir am nächsten Morgen nach dem Check- Out per Telefon und Internet Unterkunft und Aktivitäten wie den Besuch der Cueva de las Manos von unserem nächsten Ziel Los Antiguos aus zu planen, was sich als sehr schwer herausstellen sollte. Ohne gebuchte Unterkunft, aber mit einem vollen Magen mit Schokofondue sowie später Burger mit Pommes, sowie entspannterem Geist nach 2 Stunden Sauna sowie Fußmassage für Franzi, ging es abends zum Busterminal von wo aus uns der Bus über die Schotterpisten der Ruta 40 nach Los Antiguos fuhr, wo wir am nächsten Morgen ankamen.  

Kommentar schreiben

Kommentare: 0