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Bewaffneter Raubüberfall auf meine Organe

Santa Cruz

geschrieben von Timo

Die letzten Tage habe ich mich schon etwas unwohl in der Darmgegend gefühlt. Zunächst dachte ich, dass es sich nur um eine schlechte Mahlzeit gehandelt haben wird. Doch als während unseres ersten ganzen Tages in der Stadt nicht nur mein Darm den ganzen Tag spannte und sich unangenehm anfühlte, sondern auch noch ein Schmerz im rechten Hüftbereich entstand, beshloss ich dass wir mal ins Krankenhaus gehen müssen. Ich suchte die beste Klinik von Santa Cruz raus, die wohl auch die beste Boliviens sein soll. Sie machte in der Tat einen sehr professionellen und hygienischen Eindruck. Von der Rezeption wurde ich direkt an die Notaufnahme verwiesen, wo ich auch direkt drankam. Ich wurde erstmals in meinem Leben an einen Tropf angeschlossen, was mir mehr wehtat als die Stelle im Bauch, und zusätzlich auch noch an der rechten Hand war weswegen ich im Folgenden recht eingeschränkt war. Mir wurde Blut abgenommen ich gab etwas Urin ab und dann wurde ein Ultraschall gemacht. Nach einiger Wartezeit kam ein Arzt herein, der perfektes Englisch mit mir sprach (als Erster in der Klinik) und auch abgesehen davon ein Kommunikationstalent war. Es stellte sich heraus, dass er auch der Besitzer des Krankenhauses ist zumindest in zweiter Generation. Seine Erklärung war sehr eindeutig. Er meinte, dass er meinen Wurmfortsatz rausschneiden könne, weil der so wie ich auch schon vorab vermutete die Ursache meines Schmerzes sein müsste. Früher hätte er das sofort gemacht allerdings hatte mein Bluttest ergeben, dass die Anzahl meiner weißen Blutkörperchen nicht hoch genug sei für so eine Infektion. Also machten wir noch eine Computertomographie. Dazu wurde ich zu meiner, Franzis und auch zur Überaschung des Chefarztes, wie sich später herausstellte, in einen Krankenwagen gesteckt, der eher an einen umgebauten Lieferwagen erinnerte, und mit frünem Licht und Sirene etwas durch die Stadt zum Labor gefahren. Ich fühlte mich morgens schon etwas übervorsichtig behandelt, als ich mit Rollstuhl zum Ultraschall gebracht wurde, aber spätestens jetzt als ich mit der Trage in den Krankenwagen gebracht wurde, fühlte es sich an als wäre alles dramatischer als ich es einschätzte. Letztlich rechnete ich schon nicht mehr damit, aber als Dr. Esteban, der Chefarzt, wieder in meinem Zimmer stand, war klar, dass wir operieren werden. Er meinte das CT Bild sei eindeutig und gibt Klarheit. Mein Appendix sitzt recht weit unten in der Hüfte und deshalb war er gut geschützt und der Schmerz nicht so stark spürbar. 


Außer an den Weißheitszähnen wurde ich noch nie operiert. Deshalb hatte ich schon relativ große Angst vor der OP, bei der meine Bauchdecke an 3 Stellen geöffnet werden sollte. Aber ich hatte Vertrauen in das Krankenhaus und den Arzt. Auch meine erste Narkose verlief sehr gut. Ich schlief ein und wachte auf als alles vorbei war. Die OP lief wohl gut und ich muss mich jetzt noch eine Woche etwas erholen, damit es sich nicht entzündet. Franzi hatte mich den ganzen Tag toll unterstützt und sogar dafür gesorgt, dass über den Umweg meiner Mama noch unsere Reisekrankenversicherung eingebunden wurde (Wir können von hier nicht ins Deutsche Netz telefonieren), so dass die Kosten hoffentlich alle von dieser übernommen werden. Wir mussten hier zumindest bisher nicht in Vorkasse gehen. Es wird bestimmt teuer mit CT, Krankenwagentransporten, Blutanalyse, Ultraschall, OP und einer Nacht im hotelartigen Krankenhauszimmer mit Frühstück und Mittag. Aber ich bin sehr froh, dass ich das Problem frühzeitig erkannt habe und so ein größeres Problem verhindern konnte, z.B. wenn der Wurmfortsatz platzen sollte (er war wohl schon angerissen!) oder das ganze mitten im Amazonas passieren sollte, wo wir als nächstes hinwollen.


Heute müssen wir es noch irgendwie schaffen unser Gepäck, das noch im Hostel ist (siehe Franzis Bericht zur Absteige) in das Hotel mit Privatzimmer zu transportieren, das Franzi für die nächsten 3 Nächte für uns organisiert hat. Montag soll es dann noch eine Nachuntersuchung beim Arzt geben und wir haben auch seine Telefonnummer für Notfälle. Ich bin ein wenig nervös wegen unseres Gepäcks im Hostelzimmer und ob das Personal damit vorsichtig umgeht trotz Check- Outs während wir noch im Krankenhaus sind. Ich habe zwar telefonisch Bescheid gegeben, aber fühle mich trotzdem unwohl mit dem Gedanken, dass andere unsere Sachen räumen. Eigentlich wollte sich Franzi noch gestern Abend darum kümmern, doch nach dem langen, anstrengenden Tag und der spontanen Planänderung, dass sie bei mir im Krankenhaus schlafen soll und kann, brach sie mehr oder weniger erschöpft zusammen und findet heute erst langsam wieder zu kräften. Insofern versuchen wir heute den Transport ins Hotel zu schaffen, wo ich mich dann hoffentlich etwas von den Operationsstrapazen erholen kann, so dass wir nächste Woche weiter in den Osten nach San José reisen können.


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