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Dschungeltour

Cusco

geschrieben von Timo

Im Serengeti Park Hodenhagen mache ich immer gerne die Dschungeltour. Nun sind wir 7 Tage im echten Dschungel außerhalb Niedersachsens unterwegs gewesen.  

 

Im Parque Nacional Madidi in Bolivien hatten wir zwar schon einige Dschungelabenteuer erlebt auch wenn wir nur eine Nacht dort waren. Aber schon alleine weil der Nationalpark Manu Weltnaturerbe und in unserem 225 Reisen Buch als ein Highlight der Erde erwähnt ist, stiegen wir von der Inkahauptstadt Cusco auf 3.300 Meter erneut herab in den Dschungel.  

Die Tour hatten wir bereits vor dem Inkatrail gebucht und bezahlt und sind sie am Donnerstag, 14. September angetreten. Zuvor hatten wir zunächst ein Unternehmen besucht, in dem wir Fernando antrafen, der schon Dome und Charlie 2019 den Manu Nationalpark gezeigt hatte, was durch Bilder in seinem Büro belegt war. Nach einem sehr langen und netten Gespräch stellten wir allerdings fest, dass er nur eine Privattour anbieten könnte, was wiederum zu teuer für uns wäre. Die Tour in die Naturzone des Parks dauert jetzt wo man mit Auto und dann Boot reist, statt mit einem Flugzeug, etwa 3 Tage statt 45 Minuten plus eine kleine Bootsfahrt. Da man auch etwas im Park bleiben will, dauert eine angemessene Tour mindestens 7 Tage und man ist mit allem Drum und Dran schnell bei über 1.000€ pro Person. Wir besuchten eine andere Agentur und diese hatte tatsächlich schon zwei Klienten für Mitte September, denen wir uns anschließen konnten. Wir verhandelten hart am Nachmittag und dann nochmal mit der kommerziellen Verantwortlichen am Vormittag und erhielten dann sehr plötzlich ein Angebot knapp über den angeblichen Selbstkosten von 750 USD pro Person, also knapp 700€. Das ist für eine Tour mit einem gewissen Luxus in so eine abgelegene Region schon ein guter Preis. Wir schlugen zu, da der Anbieter Bonanza Tours auch in unserem Lonely Planet empfohlen wurde. Sowohl der Eigentümer Boriz von Bonanza als auch Fernando waren im Übrigen sehr beeindruckt von unserem Treffen mit dem Südamerikanischen Buschmeister in Madidi, wobei sie durchaus unterschiedliche Einschätzungen hatten. Fernando hätte die Schlange nicht getötet, während Boriz sie sofort getötet hätte. Beide meinten, dass sie extrem gefährlich sei und dass sie uns sogar hätte angreifen können, wenn sie Hunger hat. Später sagte aber unser Guide von der Manu Tour Rivelino, dass die Schlange so langsam sei, dass es nur gefährlich wird, wenn man weniger als einen Meter von ihrem Kopf entfernt ist.  

Hüttengräber über Paucartambo von antiken Zivilisationen. Natürlich wurden die beigelegten Schätze von den Europäern ausgeraubt.
Hüttengräber über Paucartambo von antiken Zivilisationen. Natürlich wurden die beigelegten Schätze von den Europäern ausgeraubt.

Am Vortag der Tour holten wir uns noch letzte Packtipps und jeweils eine geliehene Reisetasche im Büro von Bonanza ab, das nur ein paar anstrengende Meter bergab in der Calle Suecia zwischen unserem Hostel und der Plaza von Cusco liegt. Und am nächsten Morgen um kurz nach 04:30 Uhr wurden wir von unserem lächelnden Guide Rivelino mit andiner Mütze im Hostel abgeholt. Um diese Zeit fahren tatsächlich extrem viele, gleich aussehende Transporter durch Cusco, da alle Touren im Umland zu dieser frühen Stunde beginnen egal ob Manutour, Inkatrail oder andere Wanderungen. Wir waren müde aber auch irritiert. Warum stand hier überall Amazon Wildlife Tours und nicht Bonanza Tours? Sowohl auf dem Bus als auch auf den Shirts des Kochs, Fahrers und Guides stand dieser Name geschrieben. Hatten die netten Leute im Bonanza Büro uns in eine günstigere Tour von einem anderen Anbieter gesteckt, da wir so wenig bezahlt hatten? Noch irritierter waren wir, als wir feststellten, dass 3 Jungs aus unserer 8er Gruppe nur 6 statt 7 Tage den Park besuchen und der einzige Unterschied ist, dass sie die letzte Nacht durchfahren nach Cusco statt noch eine Nacht zu schlafen und am nächsten Tag zurückzufahren. Dadurch ergab die 7 Tage Tour noch weniger Sinn und noch komischer kam uns vor, dass der siebte Tag bei der offiziellen Tour nochmal viel teurer ist als der Durchschnittspreis der Tage zuvor, obwohl man nicht wirklich mehr sieht. Wir dachten, dass man einen Tag länger in der Naturzone bleiben würde, also dem interessantesten Ort der Reise. Relativ angespannt und irritiert schauten wir uns prä-inkaische Gräber auf dem Weg bergab an. Danach gab es Frühstück in Paucartambo, dem Ort aus dem fast alle Porter/ Träger des Gepäcks auf dem Inkatrail herkamen, wo sie, wenn sie nicht tragen, als Bauern arbeiten. Beim Frühstück stellten wir dann fest, dass wir zumindest eine sehr nette Gruppe hatten. Die drei Jungs Victor, August und Zeno studieren in Leeuven in Belgien und haben vor der Manu Tour den Salkantay Treck ungewöhnlicherweise selber bestritten, was wohl relativ abenteuerlich verlaufen war. Einmal im Jahr reisen sie für ein Abenteuer zu einem Ort in der Welt. Rasmus und Pernille hatten erst 5 Tage zuvor in ihrer Dänischen Heimat geheiratet und machen jetzt 4,5 Flitterwochen in Peru, die komplett von einem Reisebüro durchgeplant worden waren. Und Luis kommt aus Trujillo im Norden von Peru und war mit 33 Jahren der Älteste der Passagiere. Er ist Buchhalter und will zunächst mal sein eigenes Land erkunden, bevor er die Welt erkundet. Da hat er vielen Peruanern sicher etwas voraus, vor allem da sich den teuren Manu Trip sicher nicht alle leisten können.  

Nach dem Frühstück fuhren wir auf den letzten Pass, von wo aus es nur noch bergab in den Dschungel gehen würde. Ab hier begann auch der Nebelwald, was man an den Wolken über den Hängen sehen konnte. Dadurch war auch hier alles schon dunkelgrün im Gegensatz zu den Bergen von denen wir kamen. Diese sind eher bräunlich und viel trockener. Etwas weiter unten in den Nebelwäldern stiegen wir dann regelmäßig aus und liefen ein wenig. Zum Glück hatten wir ein Fernglas gemietet, da wir jetzt Vögel beobachteten. Rivelino entdeckte einige und richtete sein mitgebrachtes Fernrohr auf sie, sodass alle sie einmal von Nahem sehen konnten und danach machte er sogar noch Handyfotos durch das Fernrohr, so dass jeder eine Nahaufnahme mitnehmen konnte. Wir hatten zunächst die Befürchtung unterausgerüstet zu sein mit einer Handykamera, aber tatsächlich hatte kaum einer etwas Besseres mit. Nur August hatte eine kleine, selten genutzte Digitalkamera. Und mit der Kombination aus Handykamera und Ferngläsern kamen wir insgesamt zumindest so weit, dass wir gute Erinnerungsfotos schießen konnten. Der Goldkopfquetzal war sicher eines der Highlights im dichten Grün. Er hat einen schimmernd grünen Flügel über einem roten Bauch mit einem gelben Schnabel und sieht aus wie ein Greifvogel. In der Zwischenzeit hatten der Koch und der Fahrer ein schönes Picknick mit hervorragendem Essen in einer der vielen Kurven der Straße aufgetan. Beim Mittagessen trauten wir uns dann mal bei Rivelino nachzufragen, warum wir denn jetzt bei dieser Agentur mitfahren und nicht bei Bonanza. Es stellte sich heraus, dass Bonanza dem Bruder des Eigentümers der Agentur gehört, mit der wir jetzt fuhren. In der Tat hatten die Leute im Büro so etwas gesagt, allerdings nicht, dass der ganze Ausflug unter einem anderen Firmennamen laufen würde. Auch hatten sie nicht die Wahrheit gesagt, als sie meinten, dass Rivelino ein Cousin sei. Aber immerhin wussten wir jetzt, dass wir das gleiche Programm haben würden wie wir gebucht hatten und konnten uns mehr auf die Tour freuen als zuvor.  

Die kurvenreiche Straße war danach geprägt von Baustellen, die dafür sorgten, dass die ganze Straße immer wieder für einige Zeit blockiert war. Auch der Regen setzte ein. Dennoch sahen wir den Nationalvogel Perus nicht nur an einem dafür bekannten Ort, sondern auch im freien Wald zuvor. Der Cock of the Rock (dt.: Andenfelshahn) sieht tatsächlich etwas aus wie ein Hahn und ist etwas kleiner. Er ist knallrot und die Augen befinden sich an der Seite des Kopfes. Mund und Nase sind nicht zu erkennen. Sein Kopf sieht dadurch ausgesprochen lustig aus und auch der männliche Paarungstanz ist äußerst unterhaltsam. Er wirkt etwas wie aufgeschreckte Hühner. Tatsächlich kommen die Weibchen aber nur selten vorbei und suchen sich dann den heißesten Hahn aus. Nachdem wir in einem Privatgarten noch ein paar Kolibris, Schmetterlinge und andere Vögel beobachtet hatten, ging es nach einem langen Tag voller Autofahren, bei dem mir häufig schlecht wurde, in die schicke Anlage unserer Lodge, in der wir ein eigenes Haus mit Privatbad hatten. Nur das geöffnete Dach machte uns Sorgen, aber wir hatten Moskitonetze am Bett befestigt. Vor dem leckeren Abendessen, das Koch Bernadino für uns zubereitete und das sogar eine leckere, gesüßte Kochbanane als Nachtisch für uns bereithielt, brachten wir den Belgiern und dem Peruaner noch unser Kartenspiel Wizard bei. Allerdings war die nächsten drei Tage keine Zeit mehr, die Runde fortzusetzen, da wir entweder Programm hatten oder müde waren.  

Nach einem hervorragenden Pancakefrühstück mit frischen Früchten fuhren wir mit dem Tourbus zum lokalen Markt in Patria, wo wir eine frische Ananas holten, die super süß und lecker war und man sogar den härteren Teil in der Mitte problemlos mitessen konnte, und eine riesige Bohne, bei der man die süße, weiße Fütterung rund um die Kerne snacken konnte. Diese hatten wir schonmal bei unserer Wanderung in Sucre gegessen, als Manuel sie uns mitgebracht hatte. Danach besuchten wir noch einen Kolibri-Garten, in dem es auch einen Haus-Tukan gab, sowie viele andere Vögel, die ausgelegte Bananen und Papayas aßen. Auch vereinzelte Affen kamen für die Früchte vorbei. Des Weiteren gab es einen kleinen Kräutergarten, in dem mich die kleinen, bunten Kügelchen am meisten beeindruckten, die sehr scharf waren und zum Würzen von Essen dienen. Spannend war auch die vorbeifliegende Tarantulawespe. Dieses riesige, fliegende Insekt attackiert glücklicherweise nur Taranteln, wenn sie aus ihren Höhlen kommen, und versucht seine Eier in ihrem Hauptkörper einzunisten. Während die Tarantel von dem Stich gelähmt wird, entstehen in ihrem Inneren die Larven, die sich von der Tarantel ernähren und diese dadurch langsam töten. Die Tarantel ist schon ein gruseliges Tier, aber so ein Schicksal wünscht man natürlich nicht mal seinen Feinden. 

Gruppenfoto kurz vor dem Hafen vom Atalaya am Alto Río Madre de Dios.
Gruppenfoto kurz vor dem Hafen vom Atalaya am Alto Río Madre de Dios.

Im Hafen von Atalaya wurde das Gepäck dann umgeladen auf ein Boot und dann ging es den wilden und großen Río Madre de Díos herunter. Unser metallenes Boot erinnerte sehr an die Boote im Hafen von Rurrenabaque, mit denen wir in den Madidi Nationalpark gefahren sind. Es war lang, hatte eine Plane als Dach und ausgebaute Bussitze in Zweierreihen hintereinander angeordnet. Hinten betrieb ein neuer Außenbordmotor das ganze Gefährt. Neben dem Kapitän gab es auch einen Bootshelfer, der ab und an vorne mit einem langen Holzstab an flachen Stellen unterstützte, wenn der Motor ausgeschaltet werden musste, und beim Ein- und Aussteigen an den schlammigen oder steinigen Ufern half. 

Etwas überrascht waren wir aber, als er plötzlich längere Zeit am Bug paddelte und wir in dem großen, wilden Fluss ohne Motor trieben. Spätestens beunruhigt waren wir, als auch unser Guide vorne am schweren Boot mit einem kleinen Kanupaddel paddelte und erstmals eine angespannte Mine machte. Als wir dann auf einen großen Ast, der eher ein Baum war, zusteuerten, der vom Ufer herausragte, und dieser brutal an den Stangen, die unser Dach hielten zerbrach und fast noch einen von uns aufgestochen hätte, als er mit hoher Geschwindigkeit  ins Innere drang, war klar, dass es ein Problem gab. Das Zwischenstück zwischen Motor und Tank im Tank war wohl kurz nach der Abfahrt defekt geworden und so konnte der Motor kein Benzin mehr ziehen und war damit ausgefallen. Wir steuerten jetzt das Metallboot, das mit dreizehn Menschen an Bord und viel Gepäck beladen war, also mit zwei kleinen Paddeln durch einen großen Fluss, in dem man auch gut raften hätte können. Nach dem Abbrechen des Astes fuhr es sich kurz gut auf dem Fluss. Dann schaufelten die beiden Männer an der Front aber hart und trotzdem drückte uns der Fluss unweigerlich auf eine große Steinwand zu und das trotz des Gegenansteuerns mit einer großen Geschwindigkeit. Rivelino schrie: "Life vests on!", was alle befolgten. Franzi stand die Angst ins Gesicht geschrieben, da der kommende Unfall offensichtlich war. Ich wartete gebannt und auf alles vorbereitet auf das was kommen würde. Ich hatte schon einzelne Stücke wieder in den Rucksack geräumt, falls man das Gepäck noch retten können würde. Das Boot knallte mit der langen Backbordseite gegen die Steinmauer. Was ich nicht kommen sah, war dass auf meiner Steuerbordseite das Boot dadurch gen Wasser kippte und zu kentern drohte. Rivelino schrie, dass wir uns alle von der Felswand abdrücken müssten, was alle sofort befolgten. Dazu liefen die Leute von meiner Steuerbordseite nach rechts und stemmten gemeinsam das Boot von der Wand weg. Wir plätscherten tatsächlich mit einer riesigen Delle in der Außenwand weiter durch den Fluss. Zum Glück kam nun eine ruhigere Sektion und wir schafften es, das Boot an einem Steinstrand anzulegen. Franzi war noch sehr angespannt und ich auch. Aber der Guide war sehr glücklich. Wir und alle unsere Sachen waren gerettet! Wir gingen an Land erstmal alle pinkeln und warteten ab wie es nun weiter gehen würde. Das Boot war glücklicherweise nicht nachhaltig beschädigt und die Tankzufuhr bekamen die Mitarbeiter nach einer Stunde repariert. Dadurch konnten wir tatsächlich ohne fremde Hilfe weiterreisen. Ich traute dem reparierten Motor noch nicht, aber tatsächlich hielt er den Rest der Reise.

So konnten wir planmäßig bei den heißen Thermen anlegen, die im Prinzip ein Rohr mit sehr heißem Wasser sind, das in ein Steinbecken aus kaltem Wasser gelenkt wird. Je nachdem wo man den großen Stein hinlegt, fließt mehr oder weniger heißes Wasser ins Becken. Als wir ankamen, war das Becken sehr heiß. Aber das heiße Wasser brachte einen nach dem Beinahe- Unglück immerhin auf andere Gedanken. Bei der Fahrt zur Bonanza Lodge wies uns Rivelino dann auf viele der Vögel hin, die entlang des Flusses leben. Auch hatte er ein Buch auf seinem Tablet, in dem man immer schnell nachschauen konnte welche Vögel wie hießen. Wir haben auch eine Liste eröffnet, in der wie alle großen Tiere, die wir gesehen haben, aufschreiben. Neben vielen Reihern und Kormoranen, sahen wir auch vereinzelt Capybaras. Im Gegensatz zu den anderen war das für uns nichts Neues, aber Franzi war natürlich dennoch begeistert die Nager zu sehen. Der Koch kochte im Boot für uns ein sehr leckeres Mittagessen, das wir mit Messer und Gabel auf dem Schoß essen konnten. Angekommen bei der Bonanza Lodge holte uns ein kleiner Lastwagen ab, der das Gepäck transportierte, während wir die paar Meter zur Unterkunft liefen. Es blieb nur wenig Zeit sich nach dem anstrengenden Tag vorzubereiten, denn schon nach einer Stunde spazierten wir inklusive geliehener Schlafsäcke und neu erhaltener Gummistiefel schnurstracks durch den Dschungel bis zu einem großen Hochstand, in dem wir in der Abenddämmerung noch aßen und dann unsere Betten vorbereiteten. Unter Moskitonetzen und auf Matratzen legten wir unsere Schlafsäcke aus. Franzi konnte das Abendessen aus der Tupperdose schon garnicht mehr aufessen, da sie zu starke Kopfschmerzen hatte. Wir aßen abseits der Schlafplätze, und lagerten dort auch unsere leeren Essensdosen verschlossen, damit nachts nicht die Ameisen und Opossums kommen. Franzi und ich putzten als einzige noch Zähne im Dunkeln und dann ging es um halb 7 ins Bett. Nur kurze Zeit später sprach mich Rivelino dann leise an: "Timo, Tapir, Tapir " Ich informierte Franzi, die leider nur wimmern konnte, da die Kopfschmerztablette noch nicht gewirkt hatte. Dann steckte ich den Kopf aus dem Moskitonetz und sah schwarz. Noch hatte Rivelino seine Power-Taschenlampe noch nicht eingeschaltet. Als alle bereit waren, machte er sie an. Ein Matschfeld vor und unterhalb des Hochstands war jetzt beleuchtet. Es war vom Regenwald umgeben. Am Waldrand stand ein Lebewesen, das Ähnlichkeiten mit einem großen Schwein hatte. Anders war die rüsselartige Schnauze, die es hoch und runter bewegte. Es war das erste Mal, dass wir einen Tapir in freier Wildbahn sahen. Sie kommen hier her, um im Schlamm nach Mineralien zu lecken. Schmetterlinge machen das auch so weswegen wir tausende, bunte Falter an bestimmten Stellen des Flussufers gesehen hatten, wo es Mineralien gab. Unter anderem lecken sie die Mineralien auch aus der Nase von Schildkröten, weswegen die hier häufig aussehen, als würden lauter Post-Its auf ihnen stehen. Nach dem ersten Tapir kamen bestimmt noch drei weitere jeweils einzeln in den Schlamm. Ich wurde beim beobachten mit dem Fernglas gut durchgestochen, aber das war es wert. Franzi machte mit Fernglas und Handy okaye Fotos, da es sehr schwer ist, konnte aber die ganze Aktion wegen der Kopfschmerzen nicht so genießen. Auch deswegen blieben wir dort über Nacht und drehten uns nach der Show einfach um und schliefen. 

Um 3 Uhr morgens klingelte auch schon wieder der Wecker, da wir noch eine Stunde zur Lodge zurücklaufen mussten, und danach um die 10 Stunden im Boot fuhren. In der Morgendämmerung ging es aufs Boot und dann Richtung Boca Manu, wo der Río Manu aus dem Regenwald kommend in den Río Madre de Díos fließt, der aus den Anden kommt. Der Andenfluss trägt wesentlich kälteres und klareres Wasser als der Dschungelfluss. Zusammen fließt das Wasser weiter über den bekannten Ort Puerto Maldonado und dann  als Río Beni durch Bolivien bevor es in Brasilien in den Amazonas fließt und von dort in den Atlantik. Kurz hinter der Mündung kommt die Ranger Station, bei der wir dankbar die Toiletten nutzten. Hier flogen viele schöne Schmetterlinge umher. Nach dem Eintragen ins Logbuch ging es auf dem Fluss weiter stromaufwärts und ich zog meine Socken und Hosenbeine aus. Das sollte ich bereuen, da während des Mittagessens, das die beste Mahlzeit der Reise war, mich nicht nur nervige, winzige Sandfliegen stachen, sondern auch mehrfach die große, falterartige Pferdefliege, die so doll sticht oder beißt, dass es nicht nur sehr wehtut sondern auch direkt blutet. Immerhin konnte ich sie töten und bei Rivelino den Namen erfragen. Das Ceviche mit getrockneten und gerösteten Maiskörnern und Süßkartoffel plus leckerer Reis mit Fleisch war köstlich. Am Nachmittag spazierten wir noch entlang der Colcha, einem See, der mal eine Kurve des kurvenreichen Flusses war und jetzt ein über vielleicht hundert Jahre existierender See ist. Jedes Jahr wird der See kleiner und vertrocknet langsam. Erst wird Gras wachsen, dann große Pflanzen und schließlich erste Bäume bis es irgendwann ein vollständiger Teil des Regenwalds ist. Von einem sehr wackeligen Aussichtsturm konnten wir den See auch nochmal von oben sehen. Von oben wird auch bald ein riesiger Ast herunterfallen, der im Moment abgestorben an einem riesigen Baum hängt, den wir anschauten. Hier hörten wir auch unseren Lieblingsvogel aus Madidi wieder- den Screaming Piha. Er ist klein, grau und nicht attraktiv, macht aber ein sehr lautes und signifikantes Schreigeräusch, das wie ein lobendes Pfeifen klingt. Außerdem legt er dabei sehr niedlich den Kopf in den Nacken wie wir in Madidi beobachtet hatten. Mit dem Sonnenuntergang kamen wir in der Casa Matchiguenka an, die von Mitgliedern des gleichnamigen Stammes betrieben wird. Auch die Park Ranger stammen von dieser Ethnie und sprechen etwas gebrochenes Spanisch geschweige denn Englisch. Immerhin konnte der eine Park Ranger, den wir im Boot mitnahmen etwas auf Spanisch für Luís erklären, der ansonsten unfreiwillig einen intensiven Englischkurs über sieben Tage belegte.  

Spannendes Warnfoto im Hafen von Atalaya in Spanisch an die lokale Bevölkerung wegen der indigenen, lokalen Bevölkerung der Mashco Piro, die im Park leben. Interessanterweise nicht auf Englisch für Touristen.
Spannendes Warnfoto im Hafen von Atalaya in Spanisch an die lokale Bevölkerung wegen der indigenen, lokalen Bevölkerung der Mashco Piro, die im Park leben. Interessanterweise nicht auf Englisch für Touristen.

Es gibt im Nationalpark auch noch einen nativen Stamm an Menschen, die relativ autonom ist und hier jagen und leben darf, ohne auf die Nationalparkregeln zu achten. Es ist wohl einer der letzten indigenen Stämme der Welt. Nur wenige, zivilisierte Leute sprechen ihre Sprache. Allerdings gab es schon häufiger Probleme mit ihnen, da sie sich wohl rächen wollen, an den Eindringlingen. Einmal griffen sie wohl den Park Ranger Stand an und ein weiteres Mal versprach ihnen eine zivilisierte Person ein Produkt. Als er nicht lieferte, wurde er mit Pfeil und Bogen getötet. Wir nannten sie die "nackten Menschen", da die Männer nur einen Pflanzengurt tragen, der den Penis festbindet, so dass er beim Laufen nicht stört. Dadurch ist er wohl voller Hornhaut. Auch haben sie wegen ihrer Lebensweise wohl Füße wie Schimpansen, was man gelegentlich an Fußabdrücken erkennen kann. Eine weitere Geschichte war, dass Rivelino einmal einen Mann sowie seine Frau und sein Kind in seinem Touristenboot rettete, indem er sie auf die andere Flussseite brachte. Zuvor hatten die Mashco Piro, wie die Indigenen heißen, bereits seinen Schwiegervater mit Pfeil und Bogen getötet wohl um die Frau zu stehlen und mit in den Dschungel zu nehmen. Die zivilisierten Indigenen handeln wohl inzwischen teilweise mit den Mashco Piro was dafür sorgt, dass diese an neue Produkte kommen wie Klamotten, Coca Cola aber vielleicht auch bald Waffen. Dadurch dass sie nicht geimpft sind, sind sie natürlich sehr anfällig für Krankheiten wie alle Indigenen des Kontinents es waren als die Europäer kamen. Sie leben als Nomaden aber Rivelino fürchtet, dass sie bald mit neueren Technologien und Produkten sich im Park niederlassen werden und dann die Flora und Fauna nachhaltig gefährden. Er begründete das damit, dass es letztlich auch Menschen seien und Menschen immer das Bedürfnis hätten, sesshaft zu werden. Noch schlimmer findet er aber die Matchiguenka. Diese leben zivilisiert im Nationalpark, dürfen aber ebenfalls dort jagen, Bäume fällen etc. Rivelino sieht eine große Gefahr für den Regenwald, da sie mit dem Geld der Touristen Waffen kaufen, um den Regenwald zu zerstören. Da aber auch die Park Ranger Matchiguenka sind, werden diese wohl nicht ihre Freunde stoppen oder rausschmeißen. Unser Gastgeber war genauso wie ein kleines Kind, das wir zuvor sahen, blau angemalt von einer Frucht. Angeblich hilft das gegen die Moskitos.  

Abends machten wir den ersten Spaziergang im Dunkeln. Die Highlights waren eine kleine Tarantel, die aus ihrem Loch kam, als Rivelino sie mit einem Stock in ihrer Höhle angriff, sowie der erste, giftige Frosch den ich in freier Wildbahn gesehen habe. Er war schwarz sowie leuchtend grün-gelb. Ansonsten findet man nachts auf und neben den mit Laub bedeckten Wegen viele Spinnen, Frösche und Insekten. Nach unserer Rückkehr wollte Franzi noch duschen. Eine handgroße Kakerlake in der Dusche verhinderte allerdings den sofortigen Genuss des kalten Wassers auf der verschwitzten Haut. 

Abends erzählte Rivelino uns die ein oder andere Geschichte über sich und die hatten es wirklich in sich. Als Kind im Dschungel hat er seinem Nachbarn immer für ein kleines Taschengeld geholfen. Er musste lediglich Coca Blätter in einen Pool tragen und danach barfuß auf ihnen laufen in einer sauren Flüssigkeit bis es zu einer Pampe wurde. Dass er damit die ersten Prozessschritte zur Herstellung von Kokain unterstützte, war ihm dabei nicht so wichtig. Sein Nachbar war auch in keinem Kartell. Wer konnte, hat sich auf diesem Wege etwas hinzuverdient. Einmal hat Rivelino wohl vier Tonnen transportbereites Kokain gesehen. Mit 16 Jahren ging er dann in die Armee. Das war 1993. Er war direkt involviert in den Kampf gegen die Terrorgruppe Sendero Luminoso, die Ende des letztes Jahrhunderts Peru unsicher machte. Noch heute hat er eine Narbe von einer Patrone, die ihn unterhalb der kugelsicheren Weste erwischte, aber nicht tötete. Nach zwei Jahren verließ er die Armee wieder, da er merkte, dass kämpfen nichts für ihn ist. Danach arbeitete er viel mit Biologen und Journalisten sowie Touristen zusammen. Erst als Träger und Bootshelfer, später war er auch Tourguide ab 1998. Heute arbeitet er als Guide von April bis November und in der Regenzeit ist er auf seinen 60 Hektar Land bei Boca Manu und kümmert sich um seine Bienen und Pflanzen, die er aus dem Regenwald als Samen geholt hat und nun großzieht für künftige Generationen. Seine Frau und Kinder leben in den Anden, wo seine Frau herkommt. Einmal wollte eine andere Agentur ihn buchen, da Australische Touristen von ihren Freunden gehört hatten, dass er gut sei. Diese waren dann ins erste Büro in Cusco gelaufen, das Manu Touren anbot und die Leute riefen dann Rivelino an, ob er die Tour übernehmen könne. Er hatte allerdings keine Zeit. Daraufhin hat der Anbieter einen anderen Guide besorgt, der aber so tun sollte als sei er Rivelino. Obwohl ihn sogar alle Mitarbeiter so nannten, fiel den Australiern der Schwindel auf z.B. wegen des fehlenden Fachwissens und weil die Kollegen den Guise abseits der offensichtlichen Momente anders nannten. Als sie Geld zurück haben wollten, existierte das Büro in Cusco aber schon nicht mehr. Generell ist Cusco ein Sammelplatz für Menschen, die das schnelle Geld der Touristen suchen, so dass man sehr vorsichtig sein muss. Über Rezensionen kann man das Beste herausfiltern. Heute ist Rivelino ein sehr guter Guide für den Dschungel mit viel Erfahrung. Sein sehr gutes Englisch hat er von der Arbeit mit Englischsprachigen Journalisten und Biologen aufgeschnappt. Er kann nicht nur sagen was er will, sondern versteht und reagiert auch, wenn wir etwas sagen oder fragen. Das ist hier leider keine Selbstverständlichkeit. Tatsächlich stellten wir im Nachhinein in einer WhatsApp-Gruppe fest, dass er spannenderweise Englisch zwar sprechen und lesen, nicht aber schreiben kann. Dafür kennt er sehr viele Pflanzen- und Tiernamen sowohl auf Englisch als auch auf Spanisch und Latein. Desweiteren ist er sehr verständnisvoll und kümmert sich um die Interessen der Einzelnen und der Gruppe. Und er ist sehr gut darin Tiere zu entdecken und sie mit seinem Fernrohr allen zu zeigen. Wir sind sehr froh einen so guten Guide gehabt zu haben, da das entscheident ist für das Erlebnis vor Ort. 

Den vierten Tag verbrachten wir in der Nähe der Casa Matchigenka. Mit dem Boot fuhren wir früh am Morgen etwas den Río Manu herab bis zu einem Pfad, der uns in zehn Minuten zur Colcha Salvador brachte. Dort auf dem ruhigen See stand ein metallener Katamaran, den unsere beiden Bootsleute mit Paddeln bewegten. Während des Frühstücks auf dem Boot konnten wir Affen in einem großen Baum beobachten sowie viele Vögel. Dann sahen wir auch einen einzelnen Riesenotter schwimmen - das Highlight des Sees. Die vom Aussterben bedrohte Art gibt es auch in Hagenbecks Tierpark, so dass Franzi vollauf begeistert war. Der Otter schwamm im Wasser und man konnte nur den Kopf sehen. Er wurde von einem Kaiman verfolgt, war aber schneller. Später sahen wir ihn wieder und er brachte einen Fisch ans Ufer, den er sich mit seinen kleinen Armen in den Mund mit den scharfen Zähnen stopfte.  Später sahen wir noch Langnasenfledermäuse am Anleger, die dort herumflogen und gut getarnt an den Bäumen hingen.

Nach der Rückfahrt zur Lodge und einem Spaziergang mussten wir knapp zwei Stunden lang sehr leise sein in einem getarnten Ausguck. Der Blick führte auf eine Lehmwand, die mal wieder voller Mineralien war. Daher hingen dort auch wieder Schmetterlinge, um zu essen. Wir warteten allerdings auf die Scharlachara, die groß sind und aussehen wie ein echter Piratenpapagei. Sie sind wohl sehr intelligent und immer sehr nervös, attackiert zu werden. Zwei Stunden lang näherten sich immer einzelne Papageien der Gruppe der Lehmwand an, nur um bei der kleinsten Bewegung alles abzubrechen, wegzufliegen und es nach kurzer Zeit neu zu versuchen. Letztlich sahen wir kurz drei Papageien an der Wand hängen, aber auch vorher konnten wir mit dem Fernglas schöne Fotos von den Vögeln mit roten, gelben, grünen und türkis-blauen Federn machen.  

Nachmittags machten wir dann einen Spaziergang mit Fokus auf den Pflanzen. Sehr beeindruckend waren die parasitischen Schlingpflanzen, deren Samen zumeist von Tieren in der Baumkrone abgelegt werden. Dann arbeiten sie sich langsam wie eine Liane am Baum herab, bis sie den Boden erreichen. Wenn sie erstmal eine Wurzel geschlagen haben, ist ihr Wachstum noch schneller. In mehreren Strängen schießen sie aus dem Boden und umschlingen und erwürgen den eigentlichen Baum. Dieser verfault im Inneren nach seinem Tod und schließlich entsteht ein hohler Baum, der super zum darin hochklettern ist.

Seht ihr die Kröte? Gut dass Rivelino sie entdeckt hat, bevor einer draufgetreten wäre.
Seht ihr die Kröte? Gut dass Rivelino sie entdeckt hat, bevor einer draufgetreten wäre.

Abends paddelten wir noch einmal zum Sonnenuntergang mit dem Katamaran über diesen wegen seiner Otter besonderen See. Fast wäre mein Smartphone mit allen Fotos dabei in den See gestürzt. Wir hatten es aus der Hülle genommen, um besser durch das Fernglas zu fotografieren und dann nicht wieder richtig reingetan. Ansonsten unterhielten wir uns aber nett während wir viele Vögel beobachteten sowie rote Kaimanaugen, als es dunkel war. Danach liefen wir anderthalb Stunden in der Dunkelheit zurück zur Lodge durch den Dschungel. Wir sahen eine Art Eule und Glühwürmchen, die mit zwei Punkten auf ihrem Rücken leuchten, wenn man sie anfasst. Sie lassen das mit sich machen, da sie sich totstellen. Ansonsten waren die Highlights spannende Heuschrecken und Grashüpfer, eine riesige, fette, getarnte Kröte auf unserem Weg, die zum Glück keiner mit unseren geliehenen Gummistiefeln platttrat, sowie viele andere Insekten, Frösche und Spinnen.

Auf Jaguarsuche bevor ich einschlief.
Auf Jaguarsuche bevor ich einschlief.

Der nächste Morgen, den wir bei Sonnenaufgang um kurz vor sechs Uhr schon im Boot zurück nach Boca Manu verbrachten, war geprägt von der Suche nach dem Jaguar. Nach etwa einer Stunde erfolglosem Suchen, schlief ich etwas, da die sieben Stunden Schlaf in der Nacht bei so erlebnisreichen Tagen mir nicht reichen. Als Rivelino dann aufgeregt rief, blickte ich leider nur in die blendende Morgensonne. Alle anderen haben zumindest die Silhouette einer großen Katze gesehen, die sich zwischen Boot und Sonne am Strand aufhielt und sich bei unserem Vorbeifahren in den Busch zurückzog. Ich war leider der einzige, der nichts gesehen hatte, aber auch die anderen hatten nur einen kurzen Moment mit dem Jaguar. Er wollte auch nicht mehr rauskommen, obwohl wir noch etwas warteten. Beim Besucherzentrum konnten wir dann auf Toilette gehen und unser Müll wurde vom Koch gewogen für das Protokoll der Park Ranger- 16kg organischen Müll brachten wir nach zwei Tagen in der "reserved zone" von Manu wieder zurück. Plastikmüll war seperat gesammelt worden. 

Hier fließt der Dschungelfluss Río Manu in den Andenfluss Alto Río Madre de Dios, der nach seiner Weiterfahrt über Bolivien als Río Bení und in Brasilien als Río Negro ultimativ im Amazonas landet.
Hier fließt der Dschungelfluss Río Manu in den Andenfluss Alto Río Madre de Dios, der nach seiner Weiterfahrt über Bolivien als Río Bení und in Brasilien als Río Negro ultimativ im Amazonas landet.

Zurück in der Bonanza Lodge machten wir einen Spaziergang zu einem hohen Aussichtsturm. Auf dem Weg dorthin sahen wir eine riesige Schildkröte auf dem Weg, die sich in ihrem Häuschen vor uns versteckte. Auch die wunderschönen blau-gelben Aras konnten wir unterwegs mit dem Fernrohr beobachten. Wir passierten einen wenig Wasser führenden Fluss, an dem Kröten ihre Kaulquappen in selbstgebauten Pools abgelegt hatten. Gefährdet waren sie durch den Ölfilm im Wasser, der nicht menschlich verursacht war, aber Menschen anzieht. Unterhalb des Regenwaldes in Manu gibt es viel Erdöl, das für den Moment auch dort bleibt. Auf einem weiteren Beobachtungsturm angekommen, lauschten wir den Geräuschen des Dschungels und beobachteten die aufgehenden Sterne und den Mond, der in der Südhalbkugel nach oben geöffnet ist, während der Horizont rot- orange getränkt war. Mit der Vogelapp Merlin spielte Rivelino Geräusche eines Tagschläfers ab, der nachtaktiv ist und der echte Vogel antwortete ihm regelmäßig. Unsere drei Belgischen Freunde waren inzwischen etwas gesättigt vom Dschungelerlebnis und daher störten sie ab dem fünften Tag mehr bei den Ausflügen, als dass sie die Freude der anderen teilten. Inzwischen kann ich auch schreiben, dass sie ja erst Anfang zwanzig sind.

Am nächsten Morgen um den Sonnenaufgang herum sahen wir dann viele Aras am Himmel und auf den Bäumen, die auch ungefähr zu dieser Zeit wach wurden. Von einem weiteren Turm aus beobachteten wir ihre Farbenpracht. Manchmal flogen sogar die Blau- Gelben über uns hinweg und zeigten uns dadurch ihr Gefieder. Es ist etwas anstrengend die Tiere zu beobachten, aber es lohnt sich, da sie sehr schön sind. Auf dem Rückweg trafen wir noch eine Riesenschnecke und sahen eine Palme, die ihren Stamm bestimmt einen Meter verschoben hat, damit sie an mehr Sonne kommt. Sehr faszinierend wie beweglich auch Pflanzen sind. Zurück in der Lodge bekamen wir noch eine kleine Führung durch den Garten, der voller tropischer Pflanzen und Früchte war.  

Unsere letzte Bootstour begann um 10 Uhr und führte uns zurück nach Atalaya u.a. vorbei an unserer Unfallstelle auf dem Hinweg. Da wir erst so spät anfingen, trugen wir nur ein dünnes Shirt unter der dicken Schwimmweste. Bevor die Sonne aufging hatten wir uns trotz tropischem Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit und morgens angenehmen Temperaturen immer dick eingepackt für die Bootsfahrt mit unserer Daunenjacke aus der Antarktisreise und vielen Buffs, einem Schal und der Mütze. Der Fahrtwind im offenen Boot verringert die gefühlte Temperatur extrem. Immer wenn wir anhielten für Fotos oder Pinkeln oder langsam fuhren während das Essen im Boot konsumiert wurde, war das Outfit dann plötzlich viel zu heiß. Mittags hätte man dann trotz Sonnenschutz durch das Dach am liebsten in Badesachen fahren wollen, da es viel zu heiß war. Umso erfrischender war es dann als wir spontan bei einer Pinkelpause am Río Madre de Díos ein paar Meter entgegen der Strömung liefen und uns dann wieder mit der extrem starken Strömung zurück zum Boot spülen ließen. Ich als nicht guter Schwimmer fühlte mich zwar mit Schwimmweste und einem Boot mit Motor sicher genug gerettet zu werden, allerdings war ich nach der kurzen Krauleinlage von der Flussmitte zum Ufer gegen die Strömung auch komplett erschöpft. Bei der zweiten Runde ließ ich mich mit der Weste einfach nah am Ufer entlangtreiben. Nachdem wir getrocknet waren und einem nahrhaften Mittagessen, wurden wir nochmal richtig nassgeregnet. Ein heftiger und kurzer Regenschauer ging über uns nieder und zwar genau an der Stelle, an der wir auf dem Hinweg den Unfall hatten. Der Ort scheint verflucht zu sein. Wir konnten uns und unser Gepäck mit Plastikplanen vor dem Unwetter schützen. Auch ein Blitz erstrahlte den dunklen Himmel neben uns. Das Metallboot auf dem Wasser in Kombination mit dem Blitz erschien uns auch nicht sehr sicher, aber zum Glück passierte nichts. Franzi setzte sich mit Mütze bei sengender Hitze wie eine Galionsfigur auf den Bug, während wir wieder in den Hafen von Atalaya- unsere Endstation- einfuhren und nachdem das Gewitter vorüber war. Hier ist nochmal ein wilder Flussabschnitt, aber das Boot federte das wilde Gewässer so gut ab, dass Franzi gar nichts mitbekam

Im Hafen trennten sich dann unsere Wege von den Belgischen Jungs, die sich nochmal entschuldigten, dass sie nervig waren. Vielleicht in der Hoffnung, dass wir sie nicht nervig fanden, aber gerade zum Ende hin waren sie wie Kinder, die etwas Neues brauchten und deshalb nicht mehr die Geduld hatten über längere Zeit z.B. Vögel zu beobachten, sondern durch ihr Reden und Bewegen diese sogar verscheuchten oder den Untergrund der Beobachtungstürme so bewegten, dass man nur noch verwackelte Bilder durch das Fernglas machen konnte. Trotzdem war es insbesondere bei den Mahlzeiten nett und unterhaltsam mit den Dreien. Sie fuhren nun direkt zurück nach Cusco während wir mit dem Rest der Gruppe etwas entspanntere Zeit zum Ausklang verbringen konnten. Erstmal gab es frischen Kokosnusssaft und Kokosnussfleisch auf einem lokalen Markt. Danach beobachteten wir noch einige Rotbaucharas in einer Palme hinter unserer Lodge wie sie ins Bett gingen. Sie schlafen unter herabhängenden, abgestorbenen Blättern der Palme, die sie beschützen. Wir gingen nach einer weiteren, kleinen Runde Wizard und dem letzten Abendessen auch ins Bett als nach einiger Zeit die Stromversorgung des Ortes gerade wieder zu funktionieren begann. 

Rotbaucharas
Rotbaucharas

Hart wie wir sind wählten wir den frühen Start auch für den letzten Morgen, damit wir im Nebelwald nochmal etwas Wildlife beobachten konnten. Erst gingen wir zurück zum Cock of the Rock- dem Andenfelshahn- der wie gesagt der Nationalvogel Perus ist. Die lustig aussehenden Männchen führen mit Sonnenaufgang um etwa halb sechs Uhr morgens ihren Paarungstanz auf und hoffen, dass manchmal ein braunes Weibchen vorbeikommt, um sie mitzunehmen. Das war allerdings an diesem Morgen nicht der Fall. Eigentlich waren wir schon einmal auf dem Hinweg durch den Zaun gegangen, allerdings konnte Rivelino mit der Lodge, der das Grundstück gehört, aushandeln, dass wir nochmal den Ort besuchen dürfen, obwohl der Eintritt von immerhin 15 USD für einen Holzsteg, von dem man die Tiere beobachten kann, eigentlich nur für einen Besuch gilt. Auf dem Hinweg, war aber der Ort abgeschlossen gewesen und wir hatten erst mit Verzögerung den Schlüssel erhalten und Rivelino log erfolgreich, dass wir dadurch die Vögel verpasst hatten. Viele Grundstücke in der Region außer der Nationalpark sind Privatland so auch die Lodge unseres Unternehmens Bonanza. Das riesige Grundstück umfasst unter anderem den Tapirausblick. Und auch der bekannteste Ort für Aras an der Lehmwand zwei Stunden stromabwärts von Boca Manu auf dem Madre de Dios ist ein Privatgrundstück. Dort sollen wohl immer hunderte Aras die Mineralien aus der Wand knabbern. Der Eintritt soll aber unglaubliche 100 USD pro Person betragen, was mir für einen natürlichen Ort wie eine große Frechheit vorkommt. Wegen des Preises haben wir nur die kleinere Lehmwand bei der Casa Matchiguenka besucht, bei der wir ja auch Aras sehen konnten. Es macht wirklich Spaß den Andenfelshähnen zuzuschauen. Auch ein großer blauer Vogel namens Anden Motmot landete noch in dem Baum neben den Hähnen. Dennoch gingen wir danach nochmal etwas weiter die Straße bergab, während sie sowieso wegen der Bauarbeiten noch für 1,5 Stunden gesperrt war. Dabei entdeckten wir noch einen fetten Wollaffen auf der anderen Seite des grünen Tales im Baum und beobachteten ihn beim Klettern. Auch entdeckte Rivelino einen Rosenkopfpapagei im Baum, der wohl schwer zu finden ist. Allerdings bewegte er sich hinter den Blättern kaum, war also bei weitem nicht so scheu wie seine Verwandten die Aras. Daher konnten wir aber auch kein gutes Foto von ihm machen. Sehr hungrig freute ich mich über das aufgebaute Frühstück in einer Kurve der Straße, was wir etwas schlingen mussten, da wir das Signal bekamen, dass die Straße frei sei, wenn wir uns beeilten. Bei einer weiteren Unterbrechung sahen wir noch eine tote Schlange auf einem Ast neben der Straße hängen. Ihr fehlte schon der Kopf und der Rest des Schwanzes lag neben ihr. Die grüne Natter war die erste und letzte Schlange der Reise. Allerdings haben wir ja auch schon genug Schlangenerfahrungen für die nächste Zeit in Madidi gesammelt. Die schlangenartige Straße sorgte erneut für einen flauen Magen, dennoch genossen wir unser Mittagessen in Paucartambo am selben Ort, wo wir auf dem Hinweg gefrühstückt hatten. Danach ging es zurück nach Cusco.

Wir holten uns noch in einem Vorort ein spezielles Brot, das mit Schokolade gefüllt ist und waren froh, dass wir nicht sehr höhenkrank wurden in den letzten 3 Tagen in Cusco. Dem Koch und dem Guide sowie den beiden Bootsleuten hatten wir ein aus unserer Sicht sehr gutes Trinkgeld gegeben von summiert etwas über 80€, da die Reise dank Ihnen abgesehen vom Bootsunfall hervorragend funktioniert hatte. Rivelino ist wirklich ein toller Guide, der auf die Gruppe und die einzelnen Gäste achtet und ihre Interessen erstnimmt sowie ein sehr gutes Wissen über Flora und Fauna hat und auch ein gutes Talent die Tiere zu entdecken. Der Koch hat uns sehr beeindruckt wie er nachts immer schon die Mahlzeiten vorbereitet hatte, die wirklich mal wieder besser waren als wie wir sonst auf der Reise essen insbesondere im Vergleich zum Hostelfrühstück und wie er die Mahlzeiten im wackeligen Boot serviert bekam. Außerdem war er wirklich immer super positiv und immer am Lächeln. 

 

Manu war eines der voraussichtlichen Highlights unserer Reise und es wird seinem Ruf gerecht. Neben Rapa Nui und der Antarktisreise war es schon ein fantastischer Ort. Dass es hier unzählige Tiere gibt, wussten wir. Aber dass man auch so viele sehen würde, war uns vorher nicht klar. Wenn man sich die Fotos nochmal anschaut, haben wir schon ein unglaublich diverses Bild der Fauna gesehen. Und da auch die Organisation nahezu perfekt war, konnten wir die sieben Tage wirklich sehr genießen! 

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