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Food Blog #08 Pisco Sour

Cusco

geschrieben von Franzi

Zutaten für einen Drink:

  • 6cl Pisco
  • 3cl Limettensaft
  • 3cl Rohrzuckersirup
  • 1 Eiweiß
  • 6 Eiswürfel
  • 3 Tropfen Cocktailbitter
  • ggf. Zimt

Zubereitung:

Auch wenn Peruaner dies wohl anders sehen, ist es beim Pisco vermutlich egal, ob man peruanischen oder chilenischen Pisco verwendet, wobei letzter wahrscheinlich leichter zu bekommen ist. Der Streit zwischen den beiden spätestens seit dem Pazifikkrieg (1879-1883) nicht gerade befreundeten Nationen um die Herkunft des hochprozentigen Traubenschnapses wird wohl nie enden. In Santiago de Chile sind wir bereits in der "Unabhängigen Republik des Piscos" gewesen, einem Lokal, das genauso viele peruanische wie chilenische Piscos anbietet und vermutlich den einzigen neutrale Ort in der immer fortwährenden Diskussion darstellt.

Laut meinem Reiseführer scheint die Geschichte allerdings für Peru zu sprechen. Angeblich sollen die ersten Pisco-Trauben im 16. Jh. von einem Spanier in der Nähe von Paracas angebaut worden sein. "Pisco" bedeutet auf Quechua wohl so viel wie "Vöglein" und bezeichnet ein nahegelegenes Tal, in dem zumindest früher viele Kondore lebten, ebenso wie Angehörige der Pisco-Kultur. Bis heute wird der peruanische Pisco hauptsächlich in der Provinz Ica angebaut, zu der auch die Halbinsel Paracas gehört. Zudem gibt es in Peru, abgesehen von der Kultur und dem Tal, auch eine Stadt, einen Hafen und einen Fluss, die allesamt denselben Namen wie der Schnaps tragen.

Zum chilenischen Anspruch auf den Ursprung des Getränks kontert mein Reiseführer äußerst charmant: "Die Chilenen kompensieren den Mangel an geschichtlichem Hintergrund mit Massenproduktion."

Während Peru jährlich rund 1 Mio. Liter herstellt, liegt Chiles Bilanz in der Tat mit 50 Mio. Litern pro Jahr deutlich darüber. Für einen Liter werden übrigens ca. 7Kg Trauben benötigt.

Zudem soll der chilenische Pisco aufgrund der wirtschaftlichen Überlegenheit des Landes wesentlich intensiver weltweit vermarktet werden. Interessanterweise exportiert Peru dennoch Pisco im Wert von 4 Mio. US-Dollar jährlich, hauptsächlich an die USA, gefolgt von - Chile.

 

Nachdem wir nun mehr über den geschichtlichen Hintergrund des Piscos erfahren haben, darf der Schnaps endlich den Weg in den Shaker finden 😉

Der Limettensaft wird am besten frisch gepresst, notfalls geht natürlich auch einer aus der Flasche. Wenn man ihn frisch presst, habe ich gelernt, dass man, wenn man eine Limettenpresse verwendet und keine Zitronenpresse zweckentfremdet, die Limetten mit der Schnittstelle nach unten in die Presse legt. Dabei kommt der Saft viel besser heraus, als wenn man, wie ich zunächst, die Schale nach unten legt. Grundsätzlich sollte man auch nicht zu fest pressen, da sonst ggf. Bitterstoffe aus der Schale austreten können. Ich bin nicht sicher, ob ein Nicht-Feinschmecker wie ich das bemerken würde, aber in der Hohen Kunst des Cocktailmixen wäre es wohl ein No-Go, den Hauch eines falschen Geschmacks ins Getränk gelangen zu lassen.

 

Als drittes folgt der Rohrzuckersirup in den Shaker. Wir haben im Kurs "Jarabe de Goma" verwendet. Zur Not geht stattdessen sicher auch etwas Zucker. Danach kommen das sauber getrennte Eiweiß, sowie die Eiswürfel hinzu. Und nun heißt es, shaken was das Zeug hält! Ca. 1,5 min müssen die Armmuskeln durchhalten, damit das Eiweiß gut geschlagen wird. Wer dabei ähnlich kalten Finger bekommt wie ich, dem empfehle ich, den Shaker mit einem Geschirrhandtuch anzufassen.

Anschließend wird der Cocktail durch ein Sieb ins Glas gefiltert, sodass die restlichen Eisstücke im Shaker zurückbleiben. Den Shaker aber gut ausschütteln, das leicht steife Ei braucht etwas, um herauszufließen und es soll ja kein Tropfen des heiligen Getränks vergeudet werden.

 

Zum Abschluss kommen noch 3 Tropfen Cocktailbitter auf den Schaum. Wir haben Angostura verwendet.

Laut meinem Reiseführer wurde das Nationalgetränk Perus in den 1920er Jahren von einem Barmann des Hotels Maurys in der Altstadt von Lima kreiert. Auch rund 100 Jahre später soll der Pisco dort noch genauso wie damals zubereitet werden. Vielleicht kommen wir demnächst ja mal dort vorbei.

Interessanterweise weicht das im Buch abgedruckte Rezept etwas von dem ab, was wir in der Kochschule gelernt haben, während es gleichzeitig heißt, dass die exakten Maßangaben stets eingehalten werden müssen. Vermutlich ist es auch einfach Geschmackssache. Es ginge wohl aber auch diese Menge:

  • 3 Teile Pisco
  • 1 Teil Limettensaft
  • 1 Teil Rohrzuckersirup
  • 1 Eiweiß
  • 5-6 Eiswürfel
  • ein paar Tropfen Cocktailbitter
  • Zimt

Laut meinem Buch wird der Cocktail zum Schluss noch mit etwas Zimt garniert, das haben wir im Kurs nicht gemacht.

 

Pisco ist übrigens ein Brandy, also ein Branntwein aus einer der folgenden acht Rebsorten: Quebranta, Negra Criolla, Mollar, Uvina, Albilla, Italia, Torontel oder Moscatel. Auch eine Mischung der Trauben ist möglich, das heißt dann Acholado.

 

Gut eine Woche nach unserem Kochkurs haben wir übrigens in Ica zwei Bodegas besucht und uns dort die Herstellung des Pisco erklären lassen. Interessanterweise hat der Herr, der die spannende Führung leitete, meinem Reiseführer in vielen Punkten widersprochen. Laut Reiseführer ist es z.B. völlig verpönt, Pisco mit Coca Cola zu mixen. Laut ihm ist es absolut normal und nennt sich Peru Libre.

Zudem sagte er, dass es gar keinen chilenischen Pisco gäbe, da die dafür notwendigen Trauben dort nicht wachsen würden.

Spannend war auch, dass er sagte, fast aller peruanischer Pisco würde nach Chile exportiert, dort umgelabelt und weiterverkauft. Insgesamt fand ich aber auch nicht alles logisch, was er sagte. Beispielsweise meinte er, dass viele Menschen etwas zu dem Thema schreiben würden, die keine Peruaner seien und das könne dann ja nicht stimmen. Man solle lieber mit Peruanern darüber sprechen. Ich persönlich würde aber bei deutschen Exportgeschäften eher auf die Aussagen eines ausländischen Wirtschaftsexperten vertrauen, der sich mit Deutschland auseinandergesetzt hat, als mir, deren beinahe einzige Qualifikation zu dem Thema ist, deutsch zu sein. All das hat mich dazu gebracht, mal zu googlen. Laut Statista wurde 2019 mit großem Abstand der meiste Pisco in die USA verkauft. Chile dagegen tauchte in den Top 10 gar nicht auf. Es scheint also sehr viele Falschinformationen rund um dieses emotional hoch aufgeladene Thema zu geben.

In diesem interessanten Artikel könnt ihr bei Bedarf tiefer einsteigen. Für mich mitgenommen habe ich daraus, dass für Peruaner und Chilenen Pisco wohl auch einfach ein bisschen was anderes ist bzw. sie andere Regeln zur Herstellung haben. Z.B. wird Chilenischer Pisco mindestens 60 Tage in Eichenholzfässern gelagert, Peruanischem Pisco dagegen ist die Reifung in Holzfässern oder anderen geschmacks- oder farbgebenden Behältern verboten.

Entsprechend finde ich es logisch, dass wenn man sich über die Definition des Themas nicht einig ist, man es in allen anderen Belangen wohl auch nicht werden kann. Der Streit wird also wohl noch lange weitergehen und wer weiß, ob unser Guide recht hatte oder unser Reiseführer oder vielleicht auch alles halb wahr ist.

 

Wer von euch übrigens keine Lust auf Alkohol hat, der kann auch mit dieser Variante des Cocktails glücklich werden, auch wenn Pedro sie etwas abwertend als "Limonade" bezeichnet hat, uns hat sie gut geschmeckt:

  • 4,5cl Limettensaft
  • 4,5cl Rohrzuckersirup
  • etwas Wasser
  • 1 Eiweiß
  • 6 Eiswürfel
  • ggf. Zimt

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