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Im Zentrum des Wahnsinns

Lima

geschrieben von Timo

Lima ist die Hauptstadt Perus, Zentrum der Spanischen Kolonialisierung auf der Pazifikseite Südamerikas und die Altstadt ist Welterbe. Natürlich besuchten wir also den Ort, in dem gut ein Drittel aller Peruaner wohnt. Würden wir einen Besuch auch anderen empfehlen? Nicht unbedingt. Andererseits wollten wir auch nichts verpassen. Und so verbrachten wir eine Woche in der riesigen Metropole.  

 

Während in anderen südamerikanischen Metropolen alle Highlights im Zentrum sind, so sind in Lima die touristischen Stadtteile deutlich südlich des Zentrums. Wir hatten eine schicke Unterkunft im Stadtteil Barranco, der Heimat vieler Bars und Restaurants. Die meisten Touristen wohnen im benachbarten Miraflores. Auf einer Free Walking Tour durch Barranco ging es in erster Linie um Street Art in der Form von Graffitis. Kritiker würden vielleicht behaupten, dass auch das Zentrum von Lima nicht viel mehr an Highlights zu bieten hat. Wir haben jedenfalls nach einer Woche Lima kein großes Highlight identizieren können, das man nicht verpassen darf. Langweilig ist uns aber auch nicht geworden. Meistens im positiven Sinn, aber manchmal haben uns auch hier die Peruaner mit ihrer Art und Weise sehr weit auf die Palme getrieben.  

 

Zunächst einmal hatten wir eine gute Erfahrung mit der lokalen Bevölkerung. Einer der vielen Brüder meines Arbeitskollegen aus Hamburg hatte seit Juli eine Tüte mit einer Lieferung aus Hamburg bei sich zuhause aufbewahrt, die mein Kollege Vladimir in seinem Heimaturlaub aus Deutschland mitgebracht hatte. Für Franzi war es wie das ersehnte Weihnachtsfest. Sie bekam ein neues, gebrauchtes Smartphone mit Hülle und Panzerglas sowie Unmengen der hier nicht zu erhaltenen Lippencrème Bepanthol von Bayer sowie ein paar andere Medikamente. Nun kann Franzi endlich wieder ihr eigenes Smartphone nutzen, nachdem ihres ihm Mai in Sucre gestohlen wurde. Zuletzt hatte sie vier Monate lang mein altes Smartphone genutzt, das wir benutzen um einen Hotspot mit der lokalen SIM Karte zu erzeugen für die anderen Smartphones und das wir im Falle eines Überfalls an den Täter übergeben wollen. Die Familie von Augusto, wie der Bruder hier in Lima heißt, war sogar so nett uns noch zum selbstgekochten Essen einzuladen und mit uns einen Ausflug mit dem Auto auf die nahegelegende Landzunge La Punta zu machen. Dort ragt die Metropolregion in den Pazifik mit Blicken auf die vorgelagerten Inseln, die tatsächlich mit der Isla San Lorenzo auch die größte Insel Perus umfasst. Allerdings wird diese nur vom Militär genutzt. An der Küste waren einige Geier und Meeresvögel zugange. Auch Krebse kletterten auf Steinen und an den Betonwänden. Nach dem erfrischenden Spaziergang und der Fahrt zurück zum Haus, fuhren wir mit einem Uber zurück in unseren Stadtteil. Die Distanzen und der Verkehr sind hier enorm. Beide Fahrten dauerten trotz einer Art Autobahn an der Küste über eine halbe Stunde. Hinter der Küste geht direkt eine Art Kliff etwa hundert Meter bergauf ehe sich Lima auf einer eher flachen Ebene erstreckt, die bis zu den Ausläufern der Anden reicht. Nach Kairo soll Lima die zweitgrößte Wüstenstadt der Erde sein. Zwar wirkt es unter der dichten Wolkenschicht oft so als müsste es jeden Moment regnen, aber tatsächlich waren einige Tropfen auf der Autoscheibe das nasseste der Gefühle. Manchmal schien sogar die Sonne. Übrigens regen sich auch Peruaner über Peruaner auf. Die Frau, die Geld fürs Parken in La Punta kassiert, wollte uns Parkgebühren für drei Stunden berechnen obwohl wir nur knapp über eine Stunde geparkt hatten und sie die Zeiten auch nirgendwo dokumentiert hatte. Nach einigem Diskutieren bezahlte Augustos Frau dann für zwei Stunden parken.  

Auch bei unserer Ankunft in der Unterkunft gab es schon leichte Irritationen. Wir erlebten erstmalig, dass unserer Ankunft so sehr misstraut worden war, dass das Zimmer noch nicht vorbereitet war als wir spät abends ankamen und wir unsere Barzahlung an die Gastgeberin vor Ort mit einem Foto des Bargeldes an die Eigentümerin beweisen mussten. Selbst als wir schon im Zimmer waren, fragte uns die Gastgeberin, die bestimmt keine 1,50m klein war aber dennoch nicht kleinwüchsig, ob wir denn jetzt in diesem Zimmer bleiben wollten, obwohl es auch kein anderes Zimmer mehr gab. Natürlich blieben wir entsprechend unserer Reservierung. Das Zimmer war geräumig, wenn auch etwas kurios, da unser Doppelbett ein Hochbett war. Nicht so kurios fanden wir, als klar wurde dass eine Blockierung des Leitungswassers für 4 (!) Tage während unseres Aufenthaltes für den gesamten Stadtteil und viele andere Stadtteile Limas angekündigt war. Zum Glück stellte sich heraus, dass es dann doch nur ein Tag Blockade war und das Hostel einen Ersatztank hatte. Das Frühstück am Morgen nach der Ankunft war dann umso erfreulicher. Man konnte Papageien hören und Eichhörnchen im Baum vor dem Fenster sehen. Und auch der Kaffee schmeckte hier ganz gut. Frische Früchte gab es ebenfalls. Besonders gut gefiel mit die "Tuna", die rot oder orange war, viele Kerne hatte und sehr fruchtig schmeckte. Die Gastgeberinnen vor Ort - Mary und Wercy- waren auch beide ausgesprochen freundlich und zuvorkommend. Das war sehr angenehm gerade im Kontrast zum Wahnsinn, den wir teilweise in der Stadt erleben mussten.  

Gerade noch rechzeitig erreichten wir die Plaza Mayor, die großräumig abgesperrt war, um den Wechsel der Wachen vor dem Präsidentenpalast zu beobachten. Manche Touristen schauten im abgesperrten Bereich direkt vor dem Zaun zu wohingegen wir wie alle anderen hinter der Absperrung zurückblieben. Diese scheinbare Ungerechtigkeit verursachte schon wieder schlechte Laune bei uns. Dennoch hörten wir wie die Wachen fast eine Stunde lang musizierten. Danach waren die Wachen irgendwie immer noch nicht gewechselt, aber es war zumindest etwas passiert. Vielleicht auch weil die unbeliebte Präsidentin Boluarte sowieso meistens im Home Office ist und nicht im Palast, konnten sich die einzigen Wachen die am Ende der Prozession übrig geblieben waren, erlauben Selfies in ihren Kostümen vor allen Zuschauern zu machen. Das wäre vor dem Buckingham Palace wohl nicht passiert. Die Unfähigkeit Peruanischer Prozesse und Menschen zeigte sich dann im folgenden in voller Pracht, als wir versuchten eine Tour durch den Palast zu organisieren, von der Franzi im Reiseführer gelesen hatte. Insgesamt vier unterschiedliche Leute schickten uns jeweils zum nächsten Menschen, der jeweils noch weniger Ahnung als der vorherige hatte. Darüber hinaus wurden uns lauter Telefonnummern gegeben, um uns loszuwerden, die wir dreisterweise direkt ausprobierten, um festzustellen dass sie nicht gingen. Bei der E-Mailadresse antwortete dann tatsächlich jemand schriftlich und pampig. Nachdem wir unsere bereits in der E-Mail gesendeten Namen nochmal in einer seperaten E-Mail in einer Excel Datei eingetragen sendeten, da sich offenbar die Technologie des Abschreibens noch nicht bis in dieses Büro verbreitet hat, erhielten wir auch schon Antworten zu Teilen unserer Fragen. Nach einigen weiteren E-Mails, in denen wir Fragen wiederholten wie "Wo beginnt die Tour?"oder "Um wieviel Uhr findet die Tour statt?", erhielten wir tatsächlich alle Antworten, die wir brauchten.  

Nach diesem nahezu traumatischen Erlebnis, dem noch der zweite Teil folgen sollte beim Besuch des Palastes und der repräsentativ war für all unseren negativen Erfahrungen mit der Kommunikation mit den Menschen in Peru bisher, liefen wir noch etwas um die Plaza, um den Ort näher zu erkunden, den Franzisco Pizarro schon im 16. Jahrhundert als Zentrum der Spanischen Kolonialbestrebungen festlegte. Hier liegt der Conquistador auch begraben in der Kathedrale, die ansonsten wenig spektakulär sein soll weswegen wir das immens gestiegene Eintrittsgeld nicht zahlen wollten. Stattdessen folgten wir einigen Beschilderungspfeilen in entgegengesetzter Richtung, um erneut etwas genervt das Konvent San Francisco zu erreichen, das von einem Bauzaun umgeben war und dessen Ticketverkäufer sich natürlich überhaupt nicht über unser Feedback freute, dass die Beschilderung zu seinem Arbeitsplatz für die Kunden falsch ist, sondern dieses einfach ignorierte. Im Kloster durfte man dann bei einer Tour keine Fotos machen. Spannend waren die Andalusischen Kacheln, die uns an Sevilla erinnerten, auch weil sie tatsächlich dort herkamen und die tausenden Knochen unter der Kirche, der Gläubigen aus vergangenen Jahrhunderten, deren Nachfahren aus hygienischen Gründen gezwungen werden mussten ihre Angehörigen nicht mehr unter dem Gotteshaus zu vergraben sondern auf einem Friedhof außerhalb des Stadtzentrums. Nach so viel Energieverlust durch Touren und Aufregen über Menschen kam ein Besuch in Chinatown beim Restaurant Wa Lok gerade recht. Die Bedienung war zwar auch unhöflich, aber das Essen war gut. Außerhalb des Restaurants fluteten unzählige Straßenhändler die engen Verkehrswege. Wir liefen in der Abenddämmerung durch den wuseligen, untouristischen Teil Limas und erreichten den Wasserpark "Circuito mágico del Agua", der vielleicht sogar das touristische Highlight von Lima sein könnte. Der Park direkt neben dem Nationalstadion, in dem wir leider den Auftritt Messis mit der Albiceleste nur etwa eine Woche nach unserer Abreise verpassen werden, erinnert stark an die Wasserlichtspiele von Planten un Blomen. Allerdings ist er größer, besteht aus mehr Fontänenanlagen und zeigt auf einer Wasserleinwand mit Ton und Bildern die Geschichte Perus. Zumindest vermuten wir, dass das dargestellt werden sollte. Insgesamt war es sehr harmonisch in dem Park, in dem wir auf einer Bank saßen und die verbotenen Verkäufer von diesen leuchtenden Accessoires, die man hochschmeißen kann und die dann langsam zu Boden fliegen, beobachteten wie sie immer wieder vom Sicherheitspersonal aus dem Zaun hinter uns rausgeführt wurden und kurz danach wieder auftauchten. Wir vermuteten ein Loch im Zaun und nicht dass sie immer wieder den Eintritt zahlten. Mit den schnellen Metropolitano Bussen, die wie eine Straßenbahn eine eigene Spur haben und im Graben fahren, der Barranco mit dem Zentrum verbindet, ging es schnell und sicher zurück nach Hause. 

Am nächsten Morgen wurde im sehr untouristischen Einkaufszentrum Polvos Azules geshoppt. Natürlich scheiterte auch unser fünfter Versuch die Kamera zu reparieren hier. Besonders nervte uns das, weil uns der Verkäufer versicherte, dass es klappen würde. Natürlich hing er von einem anderen Peruaner ab, der ein Lager betreibt und ihm versicherte, dass er die richtige Ersatzlinse für unsere Kamera hat, was natürlich viel zu schnell dahingesagt war. Aber unser Reperateur hätte auch direkt bei der Abgabe der Kamera schon beim Lageristen nachhaken können, ob er die richtige Linse habe. Stattdessen machte er uns lieber leere Versprechungen. Immerhin lohnte sich der Ausflug dahingehend, dass wir jetzt ein schickes Fernglas haben, um Vögel und andere Tiere zum Beispiel auf den Galapagos Inseln beobachten zu können. Und auch unsere neue Schnorchelbrille wird uns dabei helfen noch andere Tierarten zu sehen, wenn es nun weiter nach Norden Richtung Karibik geht.  

Nach dem Ausflug ging es ins schicke Restaurant "Astrid & Gastón". Die Fahrt dorthin mit dem Linienbus war hingegen nicht so schick. In Hamburg fahre ich gerne auch so mal mit dem Bus und schaue aus dem Fenster, wo man so vorbeikommt. In Lima kann ich das nicht empfehlen. Busfahrten sind sehr unangenehm, da man leidend stehen und sich festhalten muss und dabei am besten seine Hosentaschen im Blick behält. Mehr Platz hatten wir dann im angenehm offenen und weiß geschmückten Patio im Restaurant, wo wir unter einem bunt geschmückten Baum saßen und unseren angeblichen Jahrestag feierten, der uns aber mit einem Glückwunsch des Kellners weniger bescherte als wir bei der Angabe bei der Reservierung gehofft hatten. Tatsächlich stellten wir im Restaurant fest, dass wir uns auf den Tag genau 9 Jahre zuvor kennengelernt hatten. Meine Ente in leckerer Bratensauce mit einem Basilikumrisotto dazu war vorzüglich. Nach dem Nachtisch, der uns vermutlich unabsichtlich nicht berechnet wurde, hatten wir gerade noch genug Zeit, um unsere in Hamburg geborene Gastgeberin Astrid kennenzulernen, mit der wir ein paar Worte in Deutsch wechseln konnten und die ich vorab für einen Gast hielt bis sie sich bei uns verabschiedete als wir gingen. Ihr Mann Gastón Acurio betreibt nicht nur dieses Restaurant sondern auch einige andere in Peru. In Arequipa hatten wir schon ein seinem Restaurant Chicha gegessen. Unser Uber brachte uns gerade noch rechzeitig zu unserer Free Walking Tour in Barranco, während der uns unser netter Guide Alex einige Grafittis im Stadtteil erklärte und mit einem nicht sichtbaren Sonnenuntergang abschloss. Seine unterhaltsamen Erklärungen gefielen mir in Barranco besser als ein paar Tage später im Zentrum, wo er zufälligerweise auch die Tour gab. Nach der Tour besuchten wir noch den Kunsthandwerkshop Dédalo, in dem das Café zwar leider schon schloss als wir kamen, aber wir immerhin noch feine Alpakawolle berühren konnten so wie allerhand schicke oder weniger schicke Einrichtungsgegenstände bestaunen konnten, die Franzi auf Grund des begrenzten Gepäcks zum Glück alle da lassen musste. 

Am nächsten Morgen war es dann soweit. Die langersehnte Palasttour stand an. Wir waren etwas erholt von den mentalen Belastungen beim Anmeldungsprozess, da die Dinge außerhalb des touristischen Stadtzentrums ganz gut gelaufen waren. Aber der Präsidentenpalast enttäuschte uns nicht, in dem er einwandfrei an unsere schlechte, touristische Erfahrung der Vortage anknüpfte. Wir beeilten uns und waren wie gewünscht zehn Minuten vor der Zeit am "Perutor". Wir fragten den Wachmann, ob dies das Perutor sei. Es antwortete: "Dies ist der Präsidentenpalast". Ach was. Dann passierte erstmal über 30 Minuten lang garnichts. Als ich gerade ein externes Klo aufsuchen wollte, wurden plötzlich Leute hereingelassen. Schamlos betraten die nach uns gekommenen Gäste das Gebäude und als ich wieder da war ein paar Sekunden später, wurde uns gesagt, dass mehr Leute jetzt nicht reinkönnen und wir warten müssten. Ich wollte mich eigentlich heute nicht aufregen, aber ich schaffte es nicht. Irgendwann waren wir dann auch dran und nahmen an der selben Spanischsprachigen Tour teil, wie diejenigen die vor uns reingegangen waren. Während ich endlich auf Klo ging, legte sich Franzi noch mit einer Besucherin an, die wollte dass Franzi schweigt, da der Guide noch vor Beginn der Tour etwas sagen könnte, was natürlich nicht geschah. Daraufhin wurde sie bei jedem Mal dass sie sprach später mit dem selben Hinweis von Franzi bedacht. Achja den Englischsprachigen PDF Guide auf dem Smartphone, den uns die E-Mailadresse gesendet hatte, konnten wir natürlich nicht nutzen, da wir unser Telefon abgeben mussten. Da wir so genervt waren und die Frau schnell sprach, verstanden wir nur Teile der Tour. Hauptsächlich machten wir sowieso Fotos in jedem Raum. Die kurios gekleideten Wachen standen stramm während wir vorbeiliefen, aber als sie dachten, dass sie unbeobachtet wären, sahen wir sie durch mehrere Räume hindurch auf dem Smartphone daddeln. Es passt auf jeden Fall zum repräsentativen Bild des Landes, das der Palast abgibt. Der Fototransfer vom Handy des Guides auf mein Handy scheiterte tatsächlich später, aber Franzi konnte durch viel fragen ein paar Tage später die Telefonnummer der Führerin rausfinden und so doch noch die Bilder erhalten. Immerhin das klappte also. Ansonsten war der Palast bei weitem nicht so spannend, dass er das ganze Drama wert gewesen wäre. Umso angenehmer war die Englische Privattour danach im Santo Domingo Kloster, in dem man trotz großer Ähnlichkeit zum San Francisco Kloster sogar Fotos machen durfte. Auch hier sahen wir Knochen der Gläubigen und Andalusische Kacheln. Außerdem lernten wir, dass die Frauen in Lima zu Beginn der Kolonialisierung ähnlich verschleiert auf der Straße rumliefen wie muslimische Frauen es teilweise heute tun. Hintergrund war wohl auch der arabische Einfluss auf der Iberischen Halbinsel in dem Jahrtausend zuvor. Und wir erfuhren von den drei Heiligen der Stadt Lima, denen hier eigene Räume im Kloster gewidmet waren. Insbesondere Santa Rosa de Lima, die vor gut vierhundert Jahren lebte und im letzten Jahrhundert heilig gesprochen wurde, war hier sehr präsent. Wir hatten auch in anderen Kirchen Perus schon Abbilder von ihr gesehen. In der Santo Domingo Kirche ruht aber ihr Schädel. Große Teile ihres restlichen Körpers wurden als Reliquien an andere Orte gebracht. Im Kennedy Park von Miraflores konnte ich mich dann nicht begeistern à la Plaza Dorrego Salsa vor vielen anderen Leuten zu tanzen. Stattdessen bestaunten wir ein paar ausgestellte Gemälde bevor wir im Matsuei lecker Sushi aßen.  

An das Sushi schloss sich am Sonntag Morgen im ehemaligen Armenviertel Callao, das sich zwar noch wie Lima anfühlt es aber offiziell nicht mehr ist, der nächste rohe Fisch in Peruanischer Verarbeitung an. Das Ceviche kauften wir direkt am mobilen Straßenstand wie die Locals. Inzwischen trauen wir unserem Verdauungstrakt selbst den rohen Fisch vom Straßenrand zu. Danach begutachteten wir die Kunst in den Galerien des alten Hauses Casa Ronald, die sich über mehrere Stockwerke erstreckte. Das Haus ist das Zentrum eines Projektes zur Aufwertung des Stadtteils, bei dem Künstler dort leben und den Bewohnern helfen sich nützlich einzubringen. Um die Casa Ronald herum sieht es jetzt auf jeden Fall schick aus wohingegen Callao am Highway am Strand eher wie eine Favela wirkte. Das Highlight war für uns der Kaffee und das Tiramisu einer Italienischen Familie im Erdgeschoss. Die Männer jubelten authentisch als Bonaventura für den AC Florenz in Napoli beim Meister traf, während Franzi sich auf Italienisch bei der Frau bedankte für die leckere Pause. Vom Hafen Limas ging es dann direkt zurück ins touristische Miraflores zur prä- Inka Ruine Huaca Pucllana. Hier lebte Zivilisation nach Zivilisation. Meist nutzten die Menschen das Erbaunis der Vorgängerzivilisation und ergänzten es für ihre Bedürfnisse. Anscheinend sahen die Spanier keine Notwendigkeit darin diese erdbebensichere Pyramide zu zerstören. Das uns empfohlene Essen im Restaurant direkt nebenan mit Blick auf die abends beleuchtete Anlage enttäuschte zwar nicht beim Preis allerdings schon bei der Qualität der Gerichte, was schade war, denn auch der Blick war nicht so faszinierend wie erhofft.  

Ich erspare euch die Details, aber auch die Mitarbeiter von entel, unserem SIM Karten Anbieter, wären sehr geeignet im Präsidentenpalast zu arbeiten. Lügen, falsche Versprechungen und leichtfertige Aussagen in Verbindung mit mangelndem Wissen über ihre eigenen Produkte sowie eine nicht funktionierende App sorgten dafür, dass ich Franzi alleine als Wadenbeißer in den Laden von entel ließ bis unser Internet funktionierte während ich durch meine Abwesenheit einen Nervenzusammenbruch meinerseits verhindern konnte. Hier nochmal in kurz: Kauft keine entel SIM Karte, wenn ihr in Peru seid! Alle anderen Anbieter müssen besser sein. Ebenso hilfreich wie die entel Mitarbeiter waren übrigens die Mitarbeiterinnen in einer Touristeninformation im Zentrum von Lima. Das Problem fängt schon damit an, dass sie eine Art Polizeiuniform tragen. Als wir den Raum betraten, schauten sie uns an als wären wir die ersten Touristen, die sie in ihrem Leben gesehen haben. Dann verstanden die unser Spanisch im Gegensatz zu fast allen anderen Leuten auch kaum. Ich stellte eine Frage zum Parque Nacional Río Abiseo. Ich weiß, dass der Park in Nordperu ist und es unklar ist, ob man ihn überhaupt besuchen kann. Meine Frage war, ob die Frauen mehr darüber wissen und Ansatzpunkte haben wie ich es rausfinden kann. Dann folgte ein Musterbeispiel für eine Peruanische Antwort. Statt so etwas zu sagen wie: "Ich habe gar keine Ahnung und habe den Namen des Parkes noch nie im Leben gehört", was vermutlich die ehrliche Antwort gewesen wäre, googelte die Frau den Park und sah dass er in Nordperu liegt. Sie meinte in Trujillo oder Cajamarca würde es mehr Informationen über den Park geben. Ich fragte ob sie den wisse, ob es Touren oder Busse zum Park hin gäbe. "Ja, ja es gibt dort Touren und Busse, die dort hinfahren, aber nicht direkt ab Lima. Ihr müsst nach Cajamarca dafür". Weitere Informationen hatte sie natürlich nicht vorliegen und im Prinzip meinte sie nach mehrfachem Nachfragen auch noch, dass sie nicht zuständig sei, da es außerhalb von Lima liegt. Das schockierende ist aber, dass sie zunächst mal die Leute in irgendwelche Orte schickt vermutlich einfach nur um sie loszuwerden statt einem vernünftige Hinweise zu geben. Leute die weniger kritisch oder erfahren sind als wir, würden vielleicht wirklich nur dafür eine tagelange Reise auf sich nehmen, nur um dann in Trujillo zu "erfahren", dass es mehr Infos in Lima gibt. Mit unserer Kamera ist es ja das Gleiche. Das Ersatzteil, dass wir brauchen, gibt es angeblich immer dort wo wir gerade nicht sind. Faszinierenderweise funktioniert das in beide Richtungen. In Santa Cruz gab es die Ersatzlinse in La Paz und als wir in La Paz waren, gab es sie doch in Santa Cruz. Schlimm ist, dass es als Tatsache dargestellt wird, obwohl es wenn überhaupt eine Vermutung ist. 

 

Ansonsten sahen wir mit Alex noch ein wenig vom Stadtzentrum bevor unser letzter Abend anbrach. Im Isolina, einem hippen Restaurant bei uns um die Ecke, gab es noch ein leckeres Lomo Saltado zum Teilen. Mein neues Lieblingsgericht wirkt sehr Chinesisch. Es besteht aus rohen Zwiebeln, Reis mit Soyasauce, Rindfleisch und völlig unpassend aber manchmal geil: Pommes. Nicht mithalten konnte das Essenserlebnis von uns übrigens mit dem unserer Schweizer Mitbewohner. Die waren am Vorabend im Central- dem besten Restaurant der Welt. Das spannende Zwölf Gang Menü war wohl herausragend gekocht und erzählt eine spannende Geschichte. Mit der Zwölf Gang Wein "Experience" dazu waren sie dann aber auch direkt bei über 1000 Schweizer Franken für beide. Uns blieb diese Entleerung des Portemonnaies auch erspart, da es quasi unmöglich ist einen Tisch zu bekommen. Anfang Dezember war noch ein Platz auf der Warteliste frei gewesen. Leider war die Schweizerin mit Durchfall am Tag nach dem Besuch krank. Das bleibt einem anscheinend nicht mal nach dem Besuch dieses kulinarischen Leckerbissens erspart. 

Das Menü der Schweizer im besten Restaurant der Welt. MASL steht für die Meter über dem Meeresspiegel. MBSL für die Meter darunter.
Das Menü der Schweizer im besten Restaurant der Welt. MASL steht für die Meter über dem Meeresspiegel. MBSL für die Meter darunter.

Insgesamt waren die Restaurants auch das Spannendste, was es in Lima zu erkunden gab. Selbst ohne einen Besuch im Central gibt es viele, interessante Delikatessen und Ambientes zu entdecken. Wir haben diese Millionenmetropole jetzt mal genauer angeschaut, sind aber auch froh, wenn es jetzt weitergeht.

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