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Endlich wieder eine koloniale Stadt!

Melaka

geschrieben von Timo

Als hätten wir in Südamerika nicht genug koloniale Städte besucht, stürzten wir uns von der ehemaligen Britischen Kolonie Singapur direkt ins ebenfalls ehemals Britische Malaysia. Allerdings hat Melaka viel mehr zu bieten als ein Britisches Erbe. Dem Sultanat bis 1509 folgte die Eroberung durch die Portugiesen, die wiederum in einem Kampf inklusive Halbjähriger Belagerung durch die Niederländer besiegt wurden. Ihr Interesse war es keine Steuern mehr an die Portugiesen zahlen zu müssen, um ihre Gewürze von den heute Indonesischen Inseln durch die Straße von Melaka bis nach Europa zu schiffen. Das schafften sie und erhoben nun selber auf alles Steuern was von Osten (China, Japan, Indonesien, Philippinen etc.) nach Westen (Indien, Europa, Afrika) verschifft wurde. Viele Chinesen kamen, um die einfachen Arbeiten zu verrichten. Während der Napoleonischen Kriege wurden die Niederlanden so geschwächt, dass sie Melaka an die Briten abtraten, damit es nicht Französisch wurde. Das gelang und wurde ihnen nach dem Wiener Kongress wieder zurück vermacht. Allerdings hatten die Briten die Stadtmauer gesprengt, da sie die Kontrolle über die Region behalten wollten. Tatsächlich behielten die Niederlande Melaka nur noch bis 1824 und gaben es dann endgültig an die Briten ab, deren Strategie für den Verfall von Melaka sorgte, da nicht nur der Hafen vernachlässigt wurde, sondern sogar die Menschen mitgenommen wurden nach Penang oder Singapur, wo die wichtigen Britischen Häfen waren. Nach knapp 500 Jahren intensivem Handelstreiben in Melaka kehrte Ruhe ein. Einige Peranakan, die mit nach Singapur gegangen waren und dort reich wurden, kehrten allerdings nach Melaka zurück und heute ist es wieder eine recht lebendige Stadt mit einer Mischung aus schicken und verfallenden Häusern. 

Beim Besuch im Baba Nyonya Heritage Museum konnten wir ein Haus mit kompletter Innenausstattung besuchen, das von einem Peranakan Chinesen Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde und in dem seine Großfamilie lebte. Üblicherweise zogen die (organisiert) verheirateten Kinder nämlich samt Partner und ihren Kindern mit ein. Später zogen aber wohl einige Kinder des Vaters aus, da der Sohn selber 8 Kinder hatte. Das Gebäude ist sehr groß und wirkt wohlhabend. Schick gearbeitete Holzmöbel und viele spannende Gadgets wie ein Mahjong Spiel, eine uralte Eiscrèmemaschine sowie Chinesische Schriftzeichen, Lampen und ein Ahnenaltar machten es spannend und kurzweilig zu erkunden. Es gibt eine Art offenen Hof in der Mitte des langen Gebäudes, der für Licht und Ventilation in der dauerhaft schwülen Hitze sorgt sowie für Frischwasser durch den Regen. Die Gebäude sind in Chinatown so lang, da die Chinesen eine Steuer auf die Breite eines Hauses erhoben hatten, nicht aber auf die Länge.

Ein Peranakan Haus eines sehr reichen Mannes war aber dennoch breit und stach stark hervor, da es aussah wie ein Europäisches Schloss. Außerdem hatte es sogar einen Vorgarten für Autos, Pflanzen, weniger Straßenlärm im Haus und natürlich als Statussymbol.

Ein sehr wohlhabendes Baba Haus
Ein sehr wohlhabendes Baba Haus

Baba nannte man einen männlichen Peranakan und Nyona eine weibliche. Schon in Singapur hatten wir das Peranakan Museum besucht.

Uhrturm auf dem Niederländischen Platz neben dem Stadthuys
Uhrturm auf dem Niederländischen Platz neben dem Stadthuys

Es gibt noch einen Niederländischen Platz, an dem das Stadthuys steht. Das Rathaus in ein sehr langes Gebäude, das ursprünglich weiß war und aus Friesland inspiriert, aber von den Briten rot angemalt wurde, da die Briten jedes ihrer Regierungsgebäude rot anmalten. Es beherbergt ein historisches Museum sowie ein Museum über Erziehung in Malaysia. Insgesamt fiel es leider in die Kategorie anstrengendes Museum, da es viele Exponate gab, die mittelmäßig und mit wenig rotem Faden ausgestellt waren. Spannend waren die Gemälde, die die Geschichte der Stadt erzählten. Hier gab es viele Details zu den vielen Sultans, die hier vor den Portugiesen herrschten. Sie waren wohl aus Sumatra gekommen und sahen das Potential für einen Hafen am Melaka Fluss. Der riesige Holzpalast des Sultans brannte leider zweimal ab. Heute kann man eine Replika in der Stadt besuchen. Auch im Sultanat gab es viele Intrigen und Morde wie im Mittelalter in Europa. Vielleicht wurden aber auch dir selben drei Geschichten oder Legenden wiederholt verschieden erzählt. Das wurde im Museum nicht ganz klar. Franzi fand die traditionelle Hochzeit spannend, die über eine Woche dauert und bei der die Frau viele verschiedene Kostüme trägt und bei der sich Braut und Bräutigam überhaupt erst kennenlernen. Vorher kennt der Bräutigam nur die Familie der Braut.  

Angenehmer als das Museum war eine kleine Bootsfahrt den schlängeligen Fluss hoch und wieder runter mit einem touristischen Boot. Man konnte viele, bunte Häuser am Ufer sehen, zwei Warane am Wasser und viele, hübsche Brücken über den Fluss.

Auch der Besuch der Kirche auf dem Hügel, die ursprünglich noch katholisch und von den Portugiesen war, und der letzte Teil der Stadtmauer, ein Portugiesisches Tor, das nicht von den Briten gesprengt wurde, war sehr spannend. 

Blick vom Hügel runter auf das Stadttor und Melaka
Blick vom Hügel runter auf das Stadttor und Melaka
Franzi stöbert auf dem Chinesischen Nachtmarkt
Franzi stöbert auf dem Chinesischen Nachtmarkt

Nach dem stressigen Buchen des Indonesien Visums schlenderten wir noch über den Chinesischen Nachtmarkt, in dem wir uns durch gegrillten Fisch und Fleisch, frittiertes Eis, Kokos- und Mangoshakes sowie Waffeln mit Schoko schlemmten. Auch einen Chinesischen Fächer besorgten wir für Franzi, da ihr immer so schnell heiß wird. 

Der Rosenkaffee war die Spezialität des Hauses. Aber auch der selbst geröstete Kaffee und die selbstgemachten Säfte waren herausragend.
Der Rosenkaffee war die Spezialität des Hauses. Aber auch der selbst geröstete Kaffee und die selbstgemachten Säfte waren herausragend.

Sehr lecker war auch unser Brunchlokal Daily Fix. Es wirkt wie ein westliches Hipstercafé mit lokalen, leckeren Zutaten. Es gab lecker Müsli mit frischen Früchten und Granola, aber auch lokalere Kaffee- und Saftvarianten. 

Hervorheben muss ich auch noch, dass ich nach 4 Tagen Malaysia sehr begeistert bin, wie alles funktioniert. Unsere super nette Gastgeberin Fifie war extrem hilfsbereit als es um unsere Weiterreisepläne ging. Auch ihr Mann mit dem sie das Haus und ein Café im Erdgeschoss betreibt, war sehr interessiert an uns und sehr sympathisch. Auch ansonsten fühlen wir uns bisher sehr wohl hier und planen die Malaysia Reise nach dem Sumatra Abstecher fortzuführen. 

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