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Im Reich der Inka

Cusco

geschrieben von Timo

Statue des Inca Pachacutec in Cosco bei unserer Einfahrt in die Stadt.
Statue des Inca Pachacutec in Cosco bei unserer Einfahrt in die Stadt.

Das Reich der Inka- das Tawantinsuyo- existierte in seiner riesigen Ausdehnung von Ecuador bis Santiago de Chile nur etwa hundert Jahre und ist längst Geschichte. Allerdings sind viele Traditionen und immaterielle Überbleibsel immer noch präsent und prägen das heutige, andine Leben in Peru und Bolivien. Viele Menschen sprechen noch Quechua, was die Sprache der einfachen Bevölkerung war. Die Sprache der Inka, also der noblen Gesellschaft, ist ausgestorben, da die Spanier die wichtigen Menschen allesamt vernichteten. Auch ist die Landwirtschaft immer noch stark von den alten Kulturen geprägt, die nur etwa bis Mitte des 16. Jahrhunderts dominant war. Zu diesem Zeitpunkt stürzten die Spanier im Verbund mit anderen lokalen Kulturen das mächtige Inkareich, das seine Macht aufgebaut hatte, in dem es kleine Kulturen unterdrückte und dadurch eingliederte. Dadurch waren diese dem Reich aber auch nicht so verbunden, so dass die Spanische Invasion von manchen dankbar aufgenommen wurde, um das Inkareich nach seinem Aufstieg um 1450 bereits nach hundert Jahren wieder zu stürzen. Nicht geholfen das Reich zu retten hat dabei sicherlich, dass die Schamanen der Inka bereits selber vorausgesagt hatten, dass ein Eroberer kommen wird, der das Reich zerstört. Das ist sicherlich nicht hilfreich für die Kriegsmoral gewesen, auch wenn sich die Inka gewehrt haben und die ein oder andere Schlacht gewannen. Bei der Landwirtschaft sind die Peruaner heute noch stolz auf ihre tausenden Kartoffelsorten, die sich in Form und Farbe voneinander unterscheiden. Auch behaupten manche, dass die Kartoffel von ihnen entdeckt wurde, was der Theorie widerspricht, dass die Kartoffel von der Insel Chiloé stammt, die wir im März besucht hatten. Wenn das also eine Lüge ist, dass die Kartoffel aus Peru stammt, würde es gut ins Bild passen. In Peru und Bolivien, die den größten Anteil indigener Bewohner im heutigen Südamerika haben, kommt es uns nämlich deutlich häufiger vor, dass wir angelogen werden bzw. dass uns nicht die ganze Wahrheit gesagt wird. Auf dem Inkatrail haben wir von unserem Guide Elard gelernt, dass es im Inkareich nur drei Regeln gab, die befolgt werden mussten. Du darfst nicht stehlen. Du darfst nicht lügen. Und du darfst nicht faul sein. Ein Inkaherrscher führte irgendwann die rabiate Strafe ein, dass wer die Regeln nicht befolgt auf dem Platz öffentlich verkehrt herum aufgehängt wird und sein Bauch aufgeschnitten wird, so dass seine Gedärme herausfallen und die Person offensichtlich stirbt. Diese Regelung führte wenig überraschenderweise zu einem Rückgang bei den genannten Delikten. Aus heutiger Perspektive muss man allerdings sagen, dass sich der Rückgang nicht bis heute gehalten hat. In Argentinien und Chile konnte man deutlich sicherer sein, dass das Wort einer Person auch zählt bzw. dass Dinge so funktionieren wie es jemand beschreibt. Hier haben wir häufig eher den Eindruck, dass es ist wie in Indien. Es wird "Yes, Yes" gesagt, mit dem Kopf geschüttelt (na gut das war nur in Indien so) und am Ende stimmt es nicht. Deshalb und auch wegen des ebenfalls mit Indien zu vergleichenden Offertenwahns, den man insbesondere auf der Plaza de Armas in Cusco erlebt, war das Zentrum des Inkareichs bzw. der Nabel der Welt, wie Cusco (Quechua: Qosqo) eigentlich heißt, kein uneingeschränktes Highlight für uns. Wie wir herausfanden ist es auch nur für Touristen bzw. genauer gesagt weiße Menschen so schlimm über den Hauptplatz der Stadt zu gehen und unendliche Angebote für Massagen, Restaurants und illegale Drogen von angeblichen Bildverkäufern angeboten zu bekommen. Unsere Italienische Hostelbesitzerin wird auch jeden Tag erbarmungslos angesprochen, obwohl sie hier seit 5 Jahren wohnt. Offensichtliche Latinos und Latinas werden aber wohl verschont. Besonders schlimm ist das offensichtliche Desinteresse der Massageverkäuferinnen, die einen unentwegt "Masaje...Massage" ins Ohr flüstern, so dass man meinen könnte, dass es nur der Basilisk aus Harry Potter versteht, da es wie Parsel klingt, und die an jeder Ecke stehen und bei ihren Angeboten nebenbei im Telefonat sind und nur sobald sie weiße Haut sehen, ohne ihr Telefonat zu beenden ihr unangenehmes Angebot ins Ohr faseln, so dass man bei ihrem Erblicken schon weiß, dass die eigene Konversation dadurch ungemütlich unterbrochen wird. Nach zwei bis drei Offerten dieser Art innerhalb kürzester Zeit schwoll meine Halsschlagader dann regelmäßig an. Franzi versuchte mich dann zu besänftigen und mir mitzuteilen, dass die Frauen kein Geld haben und deshalb diese Jobs übernehmen. Aber egal wie verzweifelt diese nicht sehr verzweifelt dreinblickenden Frauen auch sein mögen, stellt sich für mich nicht die Frage ob sie das Recht haben freie Menschen in der Stadt so hart zu belästigen wie sie es heutzutage tun. Man kann sich auch nicht effektiv dagegen wehren, wenn diese Menschen mit ihren billigen Angeboten in das eigene Gehirn eindringen. Schon wenn man sie sieht, ist man abgelenkt durch die sich anbahnende Störung. 

Bild- bzw. Drogenverkäufer nahe der Plaza de Armas in Cusco. Er warnt schon vor sich selber.
Bild- bzw. Drogenverkäufer nahe der Plaza de Armas in Cusco. Er warnt schon vor sich selber.
Blick vom Frühstückssaal auf die Innenstadt von Cusco.
Blick vom Frühstückssaal auf die Innenstadt von Cusco.

Als wir mit dem Bus durch die Meerschweinchenhauptstadt von Peru kurz vor Cusco fuhren, fiel uns bereits auf, dass Cusco unsere neue Heimat wird. Hier wird das Kleintier besonders gerne serviert, wie Schilder andeuteten. Vermutlich, so dachten wir, würden wir hier einen Monat bleiben inklusive diverser auch mehrtägiger Ausflüge. Und so kam es schließlich auch. Nach 4 Wochen und einem Tag verließen wir Cusco erst wieder. Das Saqray Hostel über der Plaza de Armas war unsere neue Heimat. Wir sahen insgesamt 4 Zimmer von innen, aber das Zimmer A mit seinem Blick auf die steile Calle Suecia, die einem jeden Tag Schweißtropfen verursachte, wenn man sie wieder hinauflief, gefiel uns am besten. Das Hostel war auch deshalb eine gute Heimat, da wir uns gut mit den Leuten verstanden. Die Besitzerin Martina aus Turin mit ihren zwei kleinen Kindern, die mit der Franzi etwas Italienisch üben konnte, da sie das langsam verlernt bei all dem Spanisch hier, war sehr sympathisch. Nicht nur wegen der neuen Sprachbarriere fiel auf, dass Martina eine der wenigen Personen ist, die mehr spricht als Franzi. Und dann war da noch Heidi, die vor 1,5 Jahren aus Venezuela geflohen war mit ihrem kleinen Baby und nun mit ihrer Mutter und dem Vater ihres Kindes hier wohnt. Sie wurde im Laufe unseres Besuches 24 Jahre alt und es war immer sehr unterhaltsam mit ihr zu reden. Das Frühstück war zwar auf Dauer etwas eintönig und wir mussten jeden Morgen nach mehr Butter für unsere Brote fragen, da nur sehr wenig im Standardfrühstück enthalten war, aber der Blick aus dem oberen Stockwerk über die Welterbestätte Cuzco war dafür umso schöner. Abends verwandelte sich der Frühstückssaal regelmäßig und immer wieder unerwartet in einen schicken Kebab Laden mit durchaus leckeren Dürüms und okayen Dönern. Wir fragten uns wer außer den wenigen Hostelgästen wohl von dem Laden weiß, da er sehr versteckt im Inneren des Hostels liegt und von außen wirkt es mehr wie ein Hostel als wie ein Restaurant. Dennoch war es immer wieder eine gute Alternative hier einzukehren. 

Unsere ersten Tage bestanden darin unsere großen Aktivitäten zu organisieren. Zunächst einmal wollten wir versuchen den Inka Trail oder Camino del Inca nach Machu Picchu zu buchen. Ich hätte den Track für viel Geld fast schon Ende 2019 für Mitte 2020 gebucht, als wir erstmals auf Weltreise aufgebrochen sind, aber zum Glück habe ich es nicht gemacht, da wir nun erst über 3,5 Jahre später in Cusco angekommen sind. Die Idee so frühzeitig zu buchen, hatte ich, da überall geschrieben steht, dass man die Tickets für den Wanderweg, der über Genehmigungen nur restriktiv zur Verfügung steht, schon Monate im Voraus buchen sollte. Bei Torres del Paine war es ja so ähnlich. Letztendlich konnten wir dort ja noch die letzten Plätze für uns kurzfristig buchen. Dementsprechend gespannt war ich, als wir das Büro von Alpaca Tours betraten, um zu fragen, ob sie kurzfristig noch Plätze hätten. Es stellte sich heraus, dass es garkein Problem ist noch kurzfristig den Trail zu laufen, der auch ein Ticket für Machu Picchu beinhaltet. Es gab Optionen über 4 Tage, 5 Tage oder auch kürzere Wege mit weniger Tagen. Der 5 Tagestrack ergibt irgendwie keinen Sinn, da man, wenn Machu Picchu erreicht wird nicht die Stätte anguckt, sondern runterfährt nach Aguas Calientes und am nächsten Tag wiederkommt. Der "klassische" Weg, der auch in meinem World Trekking Buch beschrieben ist, ist der 4 Tagestrack, den Alpaca für 750 USD pro Person anbietet. Wer einfach wandern möchte und dafür kein Geld bezahlen möchte, ist auf dem als Inkatrail verkauften Wanderweg komplett falsch aufgehoben. Hier kostet jede Genehmigung hier überhaupt laufen zu dürfen Geld. Außerdem muss man mit einer Agentur in einer Gruppe laufen, die aus Guides besteht aber auch aus sogenannten Portern, die die komplette Ausrüstung der Gruppe außer die persönlichen Sachen tragen. Abgesehen davon ist der Track, der de facto nur einer von sehr vielen Wegen der Inka war, natürlich sehr beliebt, was ihn noch teurer macht. Stur wie ich bin, wollte ich ihn natürlich dennoch laufen, da er im Buch beschrieben ist und ich schon seit Jahren von seiner Existenz wusste und dass er schön sein soll, daher waren mir alle Hindernisse egal. Da wir keinen großen Zeitdruck hatten und nun wussten, dass es für einige Tage noch Genehmigungen gab, wenngleich es für manche Tage auch schon ausgebucht war, den Weg zu laufen, hörten wir uns noch Angebote anderer Agenturen an. Wir besuchten nach einer Uberfahrt eine Agentur etwas außerhalb des Zentrums, die gerade erst ihr neues Büro einrichtete und eigentlich auch geschlossen hatte. Der nette Inhaber beriet uns dennoch, da er auch mal in Deutschland war und die Leute ihm dort auch geholfen hatten. Es stellte sich heraus, dass er nur Privattouren anbietet, aber er hatte mal bei einer Agentur namens Xtreme Tourbulencia gearbeitet, die wohl günstig sind und die Porter gut behandeln würden, was alles andere als selbstverständlich ist. Nach einem kurzen Anruf von ihm hatten wir ein Angebot dieser Agentur über 630 USD pro Person für den Track. Als wir danach in deren Büro fuhren, bekamen wir direkt ein Angebot über 580 USD pro Person, ohne dass wir sagten wer wir sind. Dieses nahmen wir nach vielen Gesprächen und Fragen an den netten, älteren Verkäufer Carlos im Büro, auch an nach einigen Tagen. Es war die günstigste Option, die wir gefunden haben, aber es sollte noch gut genug sein, dass es nicht unangenehm wird. Vermutlich sind alle Anbieter okay, da nicht jeder Laden, der nur für ein paar Tage aufmacht, um Gelder von Touristen einzusacken, auch den Trail laufen darf, sondern nur zertifizierte Anbieter die Erlaubnis dazu haben. Auf dem deutlich günstigeren wenngleich vermutlich nicht schlechteren Salkantay Track, der auch nach Machu Picchu führt und der auch sehr beliebt ist, den man aber auch solo machen kann, ist es schon deutlich wahrscheinlicher einen schlechten Anbieter zu bekommen, da es nicht reguliert ist, wer hier Touren anbietet. Nach dem ganzen Stress Angebote einzuholen, war es keine Erholung sich damit zu beschäftigen wie man überhaupt Machu Picchu besuchen kann. Es gibt inzwischen 5 Wege, von denen man einen buchen muss, damit man Teile der Stätte überhaupt sehen darf. Früher konnte man noch einfach Eintritt zahlen und sich alles angucken. Später konnte man dann einen halben Tag lang die Hälfte angucken. Und nun gibt es also fünf Optionen. Es war schwer genug rauszufinden welche wir sowieso schon sehen, dadurch dass wir mit dem Inkatrail Machu Picchu erreichen und besuchen. Wir wollten natürlich nicht zweimal den gleichen Weg begehen. Stattdessen wollten wir im Speziellen den angeblich am aller beliebtesten Ausflug auf den Huayna Picchu machen, wenn wir ein zweites Mal kommen. Das ist der berühmte Berg hinter der Anlage, der auf jedem ikonischen Foto zu sehen ist. Jeder Weg kostet so um die 50€ pro Person und man hat etwa einen halben Tag Zeit. Die Tickets, die man privat, online kaufen kann, sind für Monate im Voraus ausverkauft, aber es hielt sich das Gerücht, dass es vor Ort in Aguas Calientes, also dem touristischen Ort unterhalb der Stätte Machu Picchu, die Möglichkeit gäbe Tickets zu kaufen. Das bestätigte auch die Frau im Infobüro über Machu Picchu in Cusco. Als wir dann aber auf der offiziellen Seite von Machu Picchu im Internet in rot und fett lasen, dass es dieses Büro mit Tickets für den nächsten Tag in Aguas Calientes NICHT gäbe, gingen wir nochmal zu der Frau. Unsere Idee war es nämlich zwei Nächte in Aguas Calientes zu bleiben und nochmal in Ruhe und ohne Gepäck und schwere Beine Machu Picchu anzuschauen, da es sich ja immerhin um eines der sieben modernen Weltwunder handelt. Bei unserem zweiten Versuch mit der Frau, die auch in einer Deutschen Behörde hätte arbeiten können, musste ich dann ab der Hälfte des Gespräches außerhalb des Büros warten, bis Franzi alles geklärt hatte, da ich einen Wutanfall hatte. Die Frau wollte mir tatsächlich erklären, dass ich wissen müsste, dass die Website mit dem roten Text, der besagt, dass es kein Ticketoffice gäbe, veraltet sei, da man sie über die aktuelle Startseite nicht mehr aurufen kann. Wie jeder andere, normale Mensch hatte ich die Website gegoogelt und auf Seite 1 gefunden. Meiner Meinung nach waren ihre Kollegen einfach unfähig eine veraltete Seite aus dem Internet zu löschen, die die Besucher dieses Weltwunders noch mehr verwirrt, als es sowieso schon alle Informationen zu diesem Thema tun, die sich ständig verändern. Ihrer Meinung nach darf man nur über offizielle Startseiten Internetseiten betreten und muss so sichergehen nichts Veraltetes zu entdecken. Vermutlich hätte ich mich weniger aufgeregt, wenn mich die Peruaner und ihre Art und Weise sowie im speziellen Machu Picchu, das viel Touristengeld einsaugt aber daraus unglaublich wenig macht, nicht sowieso schon dauerhaft gestresst hätten. 

Am Sonntag hatten die meisten Agenturen geschlossen, aber wir fanden eine Free Walking Tour, die wir machen konnten. Nach einem netten Gespräch zu Beginn, stellte sich der Guide als relativ unfähig heraus und am Ende war es so verwirrend, dass wir ihm trotz kleiner Gruppe gar kein Geld gaben, da er sich auf einmal verabschiedete und ging, bevor wir ihm etwas Geld geben konnten. Auch seine Infos waren wenig neu für uns, da sie nur generell das Inkareich erklärten, nicht jedoch spezifisch die Details von Cusco. Immerhin brachte uns die Tour zu einem Schild, dass Qhapaq Ñan erklärte, also das Wegesystem der Inka, das seinen Ursprung in Cusco hat und von hier bis nach Ecuador und Santiago de Chile in alle Himmelsrichtungen führt und auch Welterbe ist. Nach vergeblichen Versuchen Teilstücke davon zu finden (in erster Linie in Tihuanaco), konnten wir es nun abhaken. Wir waren mit zwei Schweizern aus unserem Hostel unterwegs, die andersherum reisen wie wir, so dass wir gute Tipps austauschen konnten. Bei der Tour waren noch drei Franzosen dabei. Nach der Tour gingen wir mal wieder in einem netten Crêpe Restaurant essen mit Teilen der Gruppe. Das hatte sich ja bereits in Arequipa bewährt.  

Die Plaza war immer wieder ein Foto wert, wenn man sie betrat. Allerdings erhöhte das auch jedes Mal das Risiko von nervigen Leuten angesprochen zu werden. Das einstige Zentrum des Inkareichs ist also heute ein Ort voller Widersprüche. Ohne die Leute, wäre es ein ziemlich schöner Ort, vor allem da derzeit außerhalb der Regenzeit meistens die Sonne scheint. Die Restaurantszene in Cusco ist lebendig. Am Montag speisten wir bei Sonnenschein in einer der kolonialen Gebäude an der Plaza bei leckeren Sushi Spezialitäten, die nicht unbedingt satt machten, aber von hoher Qualität waren. Auch die Preise ließen sich mit der Heimat vergleichen. Der westliche Teil der Plaza erinnert etwas an ein Alpendorf mit seinen zweistöckigen Gebäuden und Holzbalkonen. Besonders abends, wenn alle Gebäude noch von innen gelb beleuchtet werden, sieht es sehr gemütlich aus hier. Der östliche Teil ist geprägt von den Kirchen, die hier aus den Ruinen der zerstörten Inkapaläste gebaut wurden. Weniger zu unserer Entspannung hier trugen Besuche in einem Computerladen bei, um unseren Laptopakku zu ersetzen, da er in der Kälte des Titicacasees zerstört wurde, sowie Besuche bei Entel wegen Problemen mit unserer SIM Karte und bei einem Fotoladen, um zum xten Mal zu versuchen eine neue Linse für unsere Kamera zu bestellen. Das SIM Karten Thema ließ sich mehr schlecht als recht beheben wohingegen die Linse nach viel Hoffnung, die uns vom Verkäufer gemacht wurde, nicht neu bestellt werden konnte. Den Laptopakku konnten wir schließlich ersetzen. Am 30. August war die Plaza auch wieder spannend, als viele Polizisten eine christliche Statue auf einem Podest in der prallen Sonne um die Plaza trugen. Während der Schweiß bei den uniformierten Polizisten heftig von der Stirn lief, die die Statue tragen mussten, surften die Polizisten dahinter entspannt auf ihren Smartphones während der offenbar für sie nicht sehr erfüllenden Prozession. Noch unterhaltsamer für uns waren aber die Instrumente spielenden Polizisten. Sie hatten ihre Notenblätter auf dem Rücken ihres Vordermannes angeheftet und wechselten ab und an die Seiten während die Plaza umrundet wurde. Wir organisierten an unserem letzten Tag vor dem Inkatrail noch unseren Ausflug später im September in den Parque Nacional del Manu. Zwischendurch gab es ein Mittagessen in einem Lokal, in dem wir die einzigen Touristen waren und in dem wir schon häufiger gegessen hatten. Es stehen zwar immer unterschiedliche Gerichte auf der Karte, aber letztendlich sind sowohl Hauptspeisen als auch und insbesondere die Suppen doch ähnlich zu den Vortagen. Allerdings kostet das Zweigangmenü mit 9 Soles (2,25€) ungefähr soviel wie eine dreiviertel Limonade in einem schicken Restaurant, in dem man die anderen Touristen wiedertreffen würde. Ein Lowlight war allerdings, wenn das einzige Hühnchenstück in der Suppe der Fuß des Tieres war. Ich habe den auch nie gegessen. Abends wurde gepackt für den Inkatrail, der am nächsten Morgen gegen 04:30 Uhr für uns beginnen würde. Teile unserer Reisegruppe waren beim Antreffen anderer Deutscher im Hostel allerdings so begeistert davon alles über unsere Reise zu erzählen und Tipps zu geben, dass sie fast vergaßen selber zu packen. Letztlich entschieden wir uns dafür, dass ich mein halbleeres Backpack mitnehme und Franzi ihren Tagesrucksack. Der Track ist durchaus nicht einfach. Am zweiten Tag geht es einige hundert Meter bergauf, bevor auf dem 4200 Meter Pass die Luft sicherlich etwas dünner sein würde. Wir hatten versucht alles in die Tagesrucksäcke zu packen, aber waren nicht so glücklich damit, dass man dann an nichts mehr herankommen würde während der Wanderung, da sie beide platzten.  

Start auf dem Inkatrail mit unserer Reisegruppe
Start auf dem Inkatrail mit unserer Reisegruppe

Natürlich waren wir nervös, als wir nicht pünktlich mitten in der Nacht abgeholt wurden für den Inkatrail. Aber mit etwas Verspätung traf der Transporter dann doch ein und Raúl fragte nach unseren Namen. Wir sammelten noch einige Leute ein und auch unsere Schlafsäcke wurden noch eingeladen. Trotz der frühen Stunde war nicht so recht an Schlaf zu denken. Nach etwa einer Stunde Fahrt stoppten wir in Ollantaytambo, wo wir frühstücken konnten. Allerdings waren die Preise lächerlich hoch, so dass wir unsere Frühstückstüte vom Hostel aßen und uns nicht mal einen Kaffee gönnten. Im Garten lernten wir dann Thiago und Monique aus Brasilien kennen mit denen wir uns nett unterhielten und die Teil unserer Gruppe waren. Später im Bus redeten wir dann mit Artem aus Fürth, der auch in unserer Gruppe war und in seinem Sabattjahr eine Weltreise unternahm mit einigen Highlights, die er immer schonmal sehen wollte. Er hatte zuvor schon die 4 Tageswanderung nach Choquequirao und zurück absolviert, was seine erste Wanderung überhaupt war. Dadurch dass er dabei auch schon wenig Schwierigkeiten hatte, hätte man ableiten können, dass ihm der Inkatrail auch nicht schwerfallen würde. Als wir beim bekannten Kilometer 82 der Straße ankamen, mussten wir dann aktiv werden. Es hieß Umziehen und sich mit Sonnencrème eincremen. Auch war es das erste Mal, dass wir etwas diskutieren mussten, da die Dinge nicht so funktionierten wie von Carlos im Büro versprochen. Carlos hatte freundlich und vielleicht zu vorlaut gesagt, dass die Porter (Träger) unsere Schlafsäcke tragen würden. Raúl, einer unserer beiden Guides, wusste davon nichts. Nach einem Telefonat ging es dann aber doch in Ordnung. Wir verstauten alle warmen Klamotten in den Rucksäcken, denn es war bereits sehr heiß obwohl es erst halb neun Uhr morgens war. In meinem inzwischen leider am Rücken sehr zerfetzten Merino T-Shirt lief ich los. Ich freute mich, dass nun endlich die Wanderung losging. Schon auf den ersten Metern überholten uns einige Träger, die man unschwer an ihrer dunklen Haut und ihren bunten Outfits erkennen konnte. Jedes Unternehmen hatte dabei eine eigene Farbe. Unsere Träger von Xtreme Tourbulencia trugen gelb. Leider hatte man bis zu diesem Moment noch garkeinen Kontakt zu ihnen gehabt, so dass man sie zwar immer wieder traf, aber meistens nicht mal grüßte, da man sich ja nicht kannte. Ein komisches Gefühl, da sie ja unsere Gemeinschaftssachen und auch einige von ihnen unsere Schlafsäcke trugen. Nicht gut lief es bei einem anderen Pärchen unserer Gruppe. Bobby und Pavlena sind beide Meeresbiologen und haben sich bei einem Seminar in Lima kennengelernt, wo Bobby arbeitet. Pavlena ist Tschechin, lebt und arbeitet aber inzwischen in Brüssel. Der Rucksack von einer der beiden riss bereits auf den ersten Metern des Tracks und der Inhalt drohte herauszufallen. Zum Glück hatte Thiago einen Schnürsenkel dabei, um das Problem etwas behelfsmäßig zu fixen. Glücklicherweise hatte er auch noch einen weiteren Ersatzschnürsenkel dabei, als eine Halterung an Franzis Rucksack abbrach, die das Tragegefühl zuvor verbessert hatte. Schnürsenkel sind immer wieder nützlich hatte Thiago wohl bei seiner Zeit beim Brasilianischen Militär gelernt. Witzig war noch als Raúl uns beim Start im Interpretationszentrum erklärte welche Tiere wir alle sehen würden anhand einiger Bilder, die dort ausgestellt waren. Wir wussten auf Grund unserer Erfahrung schon, dass es eher unwahrscheinlich ist einen Puma oder einen Brillenbären zu sehen. So wie er es erklärt hatte, hätte man aber denken können, dass es wahrscheinlich ist. Schön waren auch die Ausblicke aus dem hier recht trockenen Urubamba Tal auf den über uns ragenden, schneebedeckten Berg. Ich vermute, dass es der Berg Veronica war, der das weibliche Gegenstück zum Salkantay in der Dualität der Inkas gebildet hatte. Nach dem Interpretationszentrum gab es noch das obligatorische Foto am berühmten Inka Trail Schild direkt vor der Hängebrücke über den Río Urubamba. Nach einigem Wandern erreichten wir die erste Inkaruine, zu der Raúl etwas erklärte. Spannend war, dass es auch noch einen einfachen Inkatrail nach Machu Picchu gab, der immer direkt im Tal am Rio Urubamba vorbeiführt. Der war für die Chaskis gedacht. Die Chaskis waren die Boten der Inka, die Stoffknoten (Quipu) in Windeseile im gesamten Tawantinsuyo von Ort zu Ort brachten und so gut waren, dass selbst die Spanier sie noch nutzten. Eine Person lief immer einen Tagesmarsch und übergab die physische Botschaft dann an den nächsten Chaski in einem Stützpunkt. So ein Stützpunkt war auch die erste Ruine, die wir sahen. Sie wurde von Manco Inca zerstört, als die Spanier drohten auch bis Machu Picchu vorzudringen. Letztlich gelang ihnen das nie auch weil die Spuren in das tiefe Tal des Río Urubamba von den Inkas verwischt wurden. Erst 1911 entdeckte Hiram Bingham die Kultstätte zwischen Anden und Urwald und erkundete sie ein Jahr später mit der Finanzierung durch National Geographic. Heute fährt auch der Zug die einfache Strecke der Chaskis entlang am Fluss nach Aguas Calientes während die Wanderer den Pilgerpfad der noblen Inkas von damals laufen, der viel anspruchsvoller ist. Das war aber wohl Teil der Idee des Wanderweges nach Machu Picchu, dass man sich körperlich auf der Pilgerung anstrengt, um das Ziel zu erreichen. Nach einem frischen Fruchtsaft, den wir uns in der Hitze beim ersten Stopp gönnten, sahen wir die große Inkastätte Llactapata unter unserem Wanderweg. Sie schmiegte sich rund um einen Berg an den Hang und bestand aus vielen Terrassen und einigen Häuserruinen. Kurz nach der Ruine erreichten wir das Mittagessenscamp, wo bereits ein Zelt für uns aufgebaut war und Schüsseln für uns bereit standen, um Hände zu waschen und uns zu erfrischen. Es gab ein sehr reichhaltiges Essen und es blieb sehr viel übrig, von dem wir hofften, dass es noch Verwendung finden konnte, auch wenn wir uns das schwierig vorstellten, wie es transportiert werden könnte. Ich versuchte nicht zu viel zu essen, damit ich in der Mittagshitze nicht zu schwer zu schleppen haben würde. Wir tranken von unseren Trinkbeuteln, da uns gesagt wurde, dass wir nach jeder Mahlzeit unsere Trinkbeutel auffüllen können würden. Als diese nach dem Essen dann fast leer waren, fragten wir Raúl ob wir die Beutel jetzt auffüllen könnten. So entstand unser erster größerer Konflikt. Raúl meinte, dass die erste Auffüllung erst abends sei. Wir könnten hier im Shop neben dem Camp eine Plastikflasche mit Wasser kaufen. Das war für uns extrem provokant, da wir extra keine Plastikflaschen mitgenommen hatten, da sie angeblich auf dem Track verboten sind und man sogar "rausgeworfen" werden kann, wenn man eine dabei hat. Hier war die Plastikflasche natürlich extrem teuer im Vergleich zu den Cusco Preisen. Wir hätten natürlich mehr Wasser aus Cusco mitgenommen, wenn wir gewusst hätten, dass Plastikflaschen nicht verboten sind und dass wir nach dem Mittagessen nichts bekommen. Dann hätten wir natürlich auch beim Essen nichts von unserem Trinken getrunken, sondern vom Gemeinschaftswasser. Raúl behauptete sogar, dass Carlos aus dem Büro den Track noch nie gelaufen sei und keine Ahnung habe. Das war für uns natürlich schockierend, da wir bestimmt zwei Stunden lang mit ihm gesprochen hatten, um alles durchzuplanen. Wir waren nicht nur frustriert sondern auch unangenehm angespannt was noch alles nicht klappen würde, was wir mit Carlos besprochen hatten. Letztlich konnten wir uns mit Raúl einigen, dass die Träger uns noch Wasser nachkochen und wir nichts kaufen müssen. Die Mittagspause war dann allerdings vorbei, ohne dass wir uns entspannen konnten. Nach dem Mittagessen verliefen Großteile der Gruppe sich auch noch kurz, da keiner uns den richtigen Weg wies. Danach kam ein Kontrollpunkt, bei dem wir dachten, dass jetzt kontrolliert wird, dass wir keine Plastikflaschen dabei haben. Allerdings bekamen wir gar nicht mit was überhaupt kontrolliert wurde. Nach kurzer Zeit ging es dann weiter. Nach der Kontrolle wurde es langsam grüner und jeder durfte in seinem Tempo laufen. Eine alte Frau führte drei Esel an uns vorbei. Einer von ihnen stieg mir beim Überholen auf die Wanderstiefel, was nicht nachhaltig schmerzhaft war. Nach einem letzten Anstieg, der sich am Folgetag fortsetzen würde, erreichten wir in der Abenddämmerung das Camp. Auch die letzten der Gruppe trudelten kurz nach uns ein. Die Träger hatten bereits die Zelte aufgebaut. Nach und nach bekam jeder eine Schüssel heißes Wasser, die eine erfrischende Dusche ganz gut ersetzen konnte. Carlos hatte uns auch gesagt, dass es auf dem gesamten Track keine Duschen gäbe, aber tatsächlich gab es bei den Camps zwei und drei Duschen. Das Abendessen war erneut lecker, auch wenn es schon deutlich weniger zu essen gab und wir fast alles leeren konnten als Gruppe. Franzi versuchte noch vergeblich unser neuestes Produkt zu nutzen. Wir hatten uns eine Wärmflasche zugelegt, die uns vorher schon öfter mal gefehlt hatte. Nach Franzis eiskalter Nacht in den Bergen von Bolivien wollte sie aber auf keinen Fall nochmal eine ähnliche Erfahrung haben und nahm nicht nur sehr viele Klamotten mit sondern auch die Wärmflasche. Wenn wir gewusst hätten, dass man Plastikflaschen mitnehmen kann, hätten wir vermutlich Plastikflaschen genutzt, statt einer Wärmflasche. So haben wir jetzt aber eine dauerhafte Lösung für kalte Nächte.  Vermutlich auch da es noch keinen Kontakt gab zwischen den Trägern und der Gruppe schaffte es Franzi nicht abends noch heißes Wasser für die Wärmflasche von den Trägern zu bekommen. Diese ignorierten sie einfach, obwohl sie Spanisch sprach. Manche sprechen wohl nur Quechua aber wie wir später herausfanden nicht alle. Da die Guides schon schliefen, gab es an diesem Abend nur Reste der Gemüsebrühe, die schon lauwarm war. Auch hier hatte Carlos gesagt, dass es "natürlich" abends noch heißes Wasser für die Wärmflasche gäbe. 

Der nächste Tag startete so richtig gegen 5 Uhr, als wir im Zelt mit Kokatee geweckt wurden. Viel Zeit blieb nicht, um sich fertig zu machen. Das Frühstück gab es schon ca. 30 Minuten später und wir kamen als letzte dazu. Da wir auch als letzte aufhörten, fingen schon die ersten Träger an zusammen mit uns im Zelt zu essen, was uns irgendwie vermittelte, dass wir jetzt gehen sollten. Um 6 Uhr waren wir auch schon unterwegs. Wir starteten als letzte. Ich vermutete, dass wir, da wir meistens langsamer als andere sind, entsprechend auch die Letzten bleiben würden. Raúl lief hinter uns und wirkte sehr genervt, als er sich auf seinen Wanderstöcken aufstütze und auf den Boden blickte, während wir unsere Klamotten auszogen, da es zu warm wurde. Es hatte nachts geregnet und auch morgens noch leicht. Doch im Wald war es geschützt genug um die zu warmen Regenklamotten auszuziehen. Schon nach kurzem weiteren Anstieg überholten wir dann unsere Brasilianischen Freunde sowie Ameit aus Australien, die alle weniger Wandererfahrung hatten als wir. Da wir nun nicht mehr die letzten waren, ging es vor allem Franzi beim Anstieg deutlich besser. Sie war zuvor noch nie nicht die Langsamste bei einer Wanderung. Auch Bobby und Pavlena liefen langsamer als wir und das obwohl sie ihre Rucksäcke tragen ließen ab dem zweiten Tag. Allerdings mussten sie dafür auch extrem viel Geld zahlen, was wir schon als Ausnutzung ihrer Situation mit dem kaputten Rucksack wahrnahmen. Irgendwann wurde der Nebelwald dann offener und offener und eher zu einer Tundralandschaft. Wir waren bestimmt schon auf 3500 Metern als wir einen Campingplatz erreichten. Hier kauften wir nochmal eine Rolle Klopapier, da unser Klopapier schon früh zur Neige ging. Ich nutzte es direkt in den schicken Toiletten. Für die meisten der vielen Wanderer bzw. Touristen war das Highlight auf dieser Ebene, dass Lamas im Umfeld grasten. Das war für uns zu diesem Zeitpunkt nicht mehr so besonders. Wir machten eine lange Pause und zogen unsere Regenklamotten wieder an. Die hohen Hänge neben uns waren gelb-grün bewachsen und riesige Regenwolken hingen um uns herum im Tal. Der steinerne Inkapfad schlängelte sich langsam hoch Richtung des Passes der toten Frau, dessen Name einer Steinformation gewidmet ist, die manchen Leuten wohl weiblich erschien. Der Anstieg war schon sehr anstrengend und es fing auch an zu schütten. Als wir oben waren, hörte es zum Glück auf. Wir machten eine zu lange Pause oben, da uns danach eiskalt war und unsere Finger schon schmerzten, da sie so kalt waren. Noch härter dran war aber wohl Elard, unser zweiter Guide. Er war wohl vor uns schon über eine Stunde oben, da Artem und das Französische Pärchen, schon deutlich vor uns oben gewesen waren. Da es geregnet hatte, waren sie auch direkt wieder runtergelaufen. Elard hatte nur noch einen Handschuh, da er den anderen verloren hatte und fror offensichtlich. Kurz nach uns lief er dann mit runter. Kurios war, dass er das Sauerstoffgerät hatte für Leute, die mit der Höhe nicht klarkamen. Raúl wollte es nicht tragen, obwohl es beim letzten der Gruppe sicherlich besser aufgehoben wäre, als wenn der erste damit wegläuft. Auf dem Weg herab regnete es zwar nicht mehr, aber die Steine des Weges waren so rutschig, dass man häufiger die Kontrolle verlor und Franzi sich sogar einmal glücklich auf eine Steinstufe setzen musste, da sie sonst noch doller gestürzt wäre. Unterwegs hingen die Regenwolken immer noch im Tal um uns herum. Ab und an sahen wir die Feuerpflanzen, die uns Manu auf unserer Wanderung in der Cordillera de los Frailes gezeigt hatte. Sie fangen regelmäßig Feuer und wachsen dann neu. Sie sind also wie in Phönix. Wir erreichten relativ durchnässt das Mittagessenszelt am tiefsten Punkt, wo Artem, Nicolas und Jeanne bereits seit über eine Stunde auf uns und den heißen Tee warteten. Sie waren zeitgleich mit den Trägern eingetroffen, so dass es noch Garnichts gab, als sie ankamen. Als wir kamen, folgte auch zeitnah ein wohltuender Tee. Ungefähr zeitgleich mit uns traf ein Pärchen ein, die Ende vierzig waren und nur Spanisch sprachen. Die beiden Argentinier aus Córdoba liefen immer ungefähr in unserem Tempo. Es wurde Mittagessen für unsere schnelle Gruppe geliefert, während die Langsameren deutlich später eintrafen, während wir schon aßen. Allerdings ließen wir uns auch viel Zeit beim Essen und pausieren, so dass wir schließlich mit dem langsameren Teil der Gruppe weiterliefen, da Artem und die Franzosen direkt nach dem Essen wieder los waren, da ihnen kalt war. Es ging auf der anderen Seite des Tales wieder bergauf bis zur Inkaruine von Runkuracay, die am Hang über dem Tal liegt. Das Tal war schon beeindruckend insbesondere wegen der vielen Wolken, die in ihm hingen. Elard beendete seinen Vortrag auf Französisch und Spanisch und erklärte nochmal seine Infos über die Ruine auf Englisch. Danach ging es hoch bis zum nächsten Pass, der deutlich leichter zu erreichen war als der vorherige. Wir entdeckten die ersten Flecken des blauen Himmels hinter den Regenwolken, als wir beim Pass waren. Danach wurde es langsam etwas tropischer. Ein Kolibri flog an bunte Blumen heran und weitere Inkaruinen tauchten im Nebel auf. Die nächste Ruine lag oben über einer weiteren Ruine im Tal. Die untere Ruine war mystisch vom Nebel umhüllt. In der oberen Ruine lernten wir über die Säuberungsrituale der Pilger. Hier liefen Wasserkanäle entlang und es gab Stellen, an denen man sich unter den Wasserfluss knien konnte, um das Wasser auf seine Haare laufen zu lassen. Der Wasserfluss war natürlich weniger stark als bei einer Dusche, sondern diente eher zur symbolischen, geistigen Reinigung. Franzi poste auch einmal und in einer späteren Ruine testete sie es auch mal mit Wasser. Auch ein Kokablattritual wurde vorgenommen, bei dem wir uns besseres Wetter wünschten. Ich beteiligte mich nicht. Vielleicht hatten wir auch deshalb später Pech mit dem Wetter, auch wenn ich es bezweifele. Wir waren etwas enttäuscht, dass es keine Zipline von der Ruine Sayacmarca zu unserem Camp gab. Allerdings stellten wir dann erfreut fest, dass es nur bergab und danach kaum bergauf ging. Hier sollte die Nacht angeblich so kalt werden. Der Rest unserer Gruppe traf erst nach Einbruch der Dunkelheit mit Raúl ein. Es war kalt, aber wir waren gut vorbereitet. Unglücklich war nur, dass ich unsere letzte Klorolle in der Toilette auf den Boden stellte, da die Latrine beim Spülen jedesmal den Boden flutete und unsere Rolle somit von Spühlwasser und Fäkalwasser getränkt war. Zum Glück hatte Ameit noch viele Ersatzrollen dabei. 

Viel zu spät machten wir am nächsten Morgen eine Vorstellungsrunde mit den Trägern, dem Koch und seinem Assistenten. Insgesamt waren es 15 Personen, die unsere Gruppe von 12 Touristen und 2 Guides unterstützten, indem sie trugen und die Camps auf- und abbauten sowie kochten und das Essen servierten. Fast alle von ihnen waren Bauern aus Paucartambo, einem Ort auf der anderen Seite von Cusco. Teile des Jahres tragen sie Gepäck, um mehr Geld zu verdienen und den Rest des Jahres kümmern sie sich um ihre Felder. Manche waren noch Teenager wohingegen andere schon um die 60 Jahre alt waren. Das Gesetz sagt, dass sie höchstens 20 kg tragen dürfen. Wir sind uns aber recht sicher, dass manche mehr als 20 kg getragen haben. Auch gibt es wohl erst ab 30 kg Strafen, was natürlich signifikant mehr ist und geprüft hat es unserer Ansicht nach auch keiner. Von Alpaka Tours hatten die grünen Träger nicht mal Bauchgurte, so dass sie total nach vorne gebückt die ganze Strecke gelaufen sind. Das kann für den Rücken nicht gesund sein. Vor allem nicht, wenn man das Woche für Woche machen muss. Diese zwei Tage zu späte Vorstellungsrunde machte auf uns den Eindruck, dass sie nur noch vorgenommen wurde, damit wir später mehr Trinkgeld geben für die Träger, was schon für den selben Abend geplant war, da sich die Wege dann bereits trennen. Raúl begründete es zwar damit, dass vorher keine Zeit war, aber das kam uns scheinheilig vor. Es war also nicht beabsichtigt ein Verhältnis zu den Trägern aufzubauen, sondern es war ein reines Servicesystem, das in drei Klassen eingeteilt war. Die Guides schimpfen mit den Trägern, was sie zu tun haben. Und wir schimpften mit den Guides was nicht stimmte, und die schimpften dann mit den Trägern, dass sie es zu tun hätten. Wir planten dennoch ein großes Trinkgeld zu geben insbesondere für die Träger, da sie am wenigsten verdienen und am härtesten arbeiten mussten. Manche liefen unabhängig vom Wetter und vom Gewicht des Gepäcks den Track in Sandalen. Wie die echten Quechua vor 500 Jahren also. 

Vielleicht hatte das Kokaritual auch nur für den nächsten Tag funktioniert. Auf jeden Fall schien die Sonne bereits früh am Morgen stark, als wir aufbrachen. Nach kurzer Zeit ergab sich der Blick auf den schneebedeckten Salkantay Berg. Kurz danach sahen wir einen großen Stein neben dem Weg, in den der Umriss der Gebirgskette dahinter eingraviert worden war. Es war also quasi ein Miniaturmodel, das von den Inka erstellt worden war. Vermutlich da ihnen diese Berge wichtig waren. Kurz danach sahen wir ein weiteres Beispiel von antiker Steinmetzkunst. Ein Tunnel war in den Berg gehauen worden durch den wir durchlaufen mussten. Auch hier erklärte uns Elard, dass das ein besonderer Ort für die Inka war, da man bergab quasi in die Unterwelt abstieg. Nach weiterem Wandern durch schöne Gebirgslandschaft bei schönem Wetter erreichten wir den Pass Phuyupatamarka, auf dem ein Paar Lamas grasten, die natürlich gerne von den Wanderern für ihre Selfieversuche genutzt wurden. Besonders an dem Ort war, dass man erstmals einen Blick auf weitere, sehr grüne Berge in der Ferne erhaschen konnte. Unten im Tal neben den grünen Bergen konnten wir erstmals eine kleine Häusersammlung sehen, die farblich herausstach. Es handelte sich um Aguas Calientes, wo wir nach der Wanderung planten zwei Nächte zu bleiben. Und auch ein kleiner, grüner Gipfel ragte nur ganz knapp über den Pass, auf dem wir standen, hervor und sah wirklich winzig ist. Es handelte sich tatsächlich um den Gipfel Machu Picchu, also den "alten Gipfel" in Quechua. Dahinter befand sich die Ruinenanlage und dahinter der berühmte "Huayna Picchu", der junge Gipfel, der so ikonisch hinter der Ruinenstadt liegt. Das konnte man aber alles noch gar nicht sehen, sondern nur eine kleine, grüne Spitze, die von hier oben sehr unbedeutend aussah. Nach einem kurzen Abstieg erreichten wir die Ruinenstätte von Phuyupatamarka, in der uns Elard viel über die Zusammenhänge von Astronomie und Landwirtschaft erklärte. Zum Beispiel kannten die Inka schon das El Niño Wetterphänomen und konnten es anhand der Sichtbarkeit des Oriongürtels in jedem Jahr vorhersagen. Astronomische Instrumente zur Bestimmung der Wintersonnenwende, die auch ein Feiertag war, gab es in vielen Anlagen. Und auch hatten viele Anlagen kleine Kulen im Boden, die sich mit Wasser füllten und dann zum angenehmen beobachten der Sterne genutzt werden konnten, ohne dass man sich den Hals verrenken musste. Später besuchten wir noch für relativ viel Geld das von allen gelobte Planetarium in Cusco. Tatsächlich war für uns kaum etwas Neues mehr dabei und es richtete sich eher an Leute, die gerade erst in Peru gelandet sind. Allgemein sind wir nach zehn Monaten auf Reisen an einem Punkt, an dem man aufpassen muss, dass man nicht immer dasselbe sieht. Nach den Ausführungen in der Ruinenstätte liefen wir sehr ungestört immer weiter runter Richtung Regenwald und natürlich Machu Picchu. Das Tal des Río Urubamba wurde weit unter uns wieder sichtbar. Der Fluss zieht hier eine schöne Schleife um große, grün bewachsene Berge. Es sieht hier schon sehr nach Urwald aus. Nach langem Wandern entlang der schönen, grünen Berglandschaft erreichten wir eine weitere Inkaruine, die wohl zum Ruinenkomplex Wiñay Wayna gehört, in dessen Nähe auch unser Camp für diese Nacht aufgeschlagen wurde. Diese Ruine fand ich sehr beeindruckend, da man den Wald verlässt und auf einer Ebene weiterläuft, die auf einmal Teil einer Terrassenanlage ist, die über viele Stockwerke über und unter einem weitergeht. Noch schöner sind diese mit Gras bewachsenen Terrassen durch den blauen Himmel gewesen und das beeindruckende Río Urubamba Tal, das einen umgibt. Wir lernten, dass diese Anlage und auch die eigentliche Anlage von Wiñay Wayna experimentelle Anlagen der Inka für die Landwirtschaft waren. Hier wurde versucht Pflanzen des Dschungels Schritt für Schritt auch in höheren Lagen wachsen zu lassen und anders herum auch Pflanzen der Höhe wie die Kartoffel näher auf dem Meeresniveau wachsen zu lassen, um mehr Variation zu haben. Nach einem kleinen Fotoshooting auf den Terrassen machten wir uns bergab Richtung Camp, wo unser Mittagessen serviert wurde. Danach machten wir noch den Ausflug zur beeindruckenden Anlage Wiñay Wayna, die nah des Camps lag. Wenn die Anlange unter einem liegt mit seinen über 20 Terrassenleveln und Häuserruinen auf etwa halber Höhe, ist das schon beeindruckend. Elard erzählte uns hier wie die Terrassen bewässert wurden und vieles mehr. Danach erkundeten wir die Ruinen auf eigene Faust noch etwas. Wie cool wäre es, wenn das in Machu Picchu auch noch gehen würde. Franzi nahm das Reinigungsritual diesmal mit echtem Wasser an einer geeigneten Stelle vor und ihr Kopf war danach entsprechend nass. Nach einigem Erkunden und anstrengendem Hochklettern zurück auf das Niveau des Eingangs, hatten wir uns eine sehr kalte Dusche im Camp bei sommerlichen Temperaturen verdient. Dann gab es Abendessen und wir diskutierten die Trinkgelder für den Koch, seinen Assistenten und die Träger, die wir abends übergaben. Nachdem wir das abgeschlossen hatten, gab es am nächsten Morgen natürlich wenig Interesse der Träger besonders rücksichtsvoll zu sein, als sie uns um 3 Uhr weckten und im Prinzip während wir uns noch aus den Schlafsäcken quälten die Zelte über uns abbauten. Ihr Stress ist verständlich, da doch ihr Zug zurück nach Ollantaytambo bereits um 6 Uhr morgens fährt am Fluss und sie mit dem Gepäck noch komplett runterlaufen müssen. Für den Wanderer ist es im Übrigen das Lowlight der Wanderung. Man ist um 03:30 Uhr fertig mit Aufstehen und Packen und stellt sich dann mit allen anderen 50 Meter weiter in eine Schlange, um den Kontrollpunkt vor Machu Picchu zu passieren. Dort warten dann alle etwa eine Stunde, ohne Sitzen zu können auf dem Erdboden. Es wird auch nicht wirklich etwas kontrolliert, wenn um 5 Uhr das Tor aufgeht. Den Sonnenaufgang vom Sonnentor Intipata zu sehen, ist dann nur noch für Sprinter möglich. Nichts desto trotz waren wir alle ab dem Zeitpunkt im Maximaltempo unterwegs. Es war wie eine Autobahn ohne wirkliche Überholspur. Einen Kandidaten gab es dennoch, der uns entsprechend ungemütlich überholte und danach alle vor uns. Nach mehr als einer halben Stunde hatten sich Gruppen herauskristallisiert, die im selben Tempo liefen. Man sah fast immer Leute. Als ich die Gruppe hinter uns etwas abgehängt hatte, ließ ich die Leute vor mir laufen und nutzte die Chance auf eine halbe Pinkelpause. Den ersten Blick auf eines der sieben modernen Weltwunder warfen wir dann gegen 06:30 Uhr. Der Sonnenaufgang ist bereits vor sechs Uhr morgens. Franzi und ich öffneten zeitgleich die Augen. Ich fand es nicht so schockierend beeindruckend wie gedacht. Die Anlage ist noch recht weit weg von hier oben und eine Wolke, die darüber hing, verdeckte auch weitestgehend die Sicht. Elard drängelte uns als Spitzengruppe etwas, da er schlechtes Wetter vermutete. In der Tat begann es zu schütten ab dem Zeitpunkt als wir Machu Picchu erstmals sahen. Und der Regen wurde immer stärker. Kurz bevor wir Machu Picchu erreichten, erleuchtete ein Blitz den Himmel direkt über uns. Das fühlte sich nicht so gut an. Es rächte sich, dass ich das Kokablatt nicht geehrt hatte. Klitschnass erreichten wir den Eingang vom Inkatrail von Machu Picchu, wo uns Terrassen erwarteten wie wir sie schon aus vorherigen Anlagen kannten. Auch begrüßten uns die "normalen" Touristen und feierten uns für unsere Leistung. Das kam eher unerwartet für mich genauso wie die Frage, ob wir den Track nochmal machen würden. Ich antworte spontan: "Nein, zu teuer", was ich auch heute noch unterschreiben würde. Einmal kann man den landschaftlich schönen und kulturell spannenden Trail laufen. Aber beim zweiten Mal würde ich mich eher für den Salkantay Trail nach Machu Picchu entscheiden oder in 4 Tagen Choquequirao besuchen, eine Ruinenstätte, die noch größer ist als Machu Picchu, wenn auch nicht so gut freigelegt von ihrem natürlichen Bewuchs. 

 

Eindrücke von unserer Ankunft in Machu Picchu

Wir warteten neben Nicolas, Jeanne und Artem bei der Aufsichtshütte von Machu Picchu auf das obligatorische Foto. Die Aufsichtshütte ist auch gar keine Aufsichtshütte. Sie wurde von Hiram Bingham in Ermangelung von echtem Wissen so getauft, da sie aus westlicher Sicht und Bauweise eine sein könnte. Genauso ist das Sonnentor, was Intipata auf Deutsch bedeutet, auch nur so von Bingham genannt worden, da er dachte, dass hier die Sonne zur Wintersonnenwende durchfällt, was allerdings gar nicht stimmt. Am krassesten ist natürlich der Name der Anlage selber. Machu Picchu hieß zur Zeit der Inka mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit komplett anders. Die Bauern, die Bingham auf die Ruine hinwiesen, und die gar nicht so leicht zu finden war unter der ganzen Vegetation, nannten den Gipfel neben der Anlage "Alter Gipfel" und den schönen Zuckerhut auf der anderen Seite "Junger Gipfel". So bekam diese Kultstätte erst 1911 ihren heutigen Namen. Wir waren etwas durchgefroren und es war extrem ungemütlich als die beiden Argentinier und Elard uns erreichten, damit wir das Kultfoto machen konnten mit der Ruinenanlage und dem Huayna Picchu. Ich schaffte es tatsächlich ein Foto zu machen von einem Holzschild auf dem Mirador steht und eine Kamera abgebildet ist und dahinter ist nur weiß von einer Regenwolke zu sehen, die gerade über den Bergkamm zog, auf dem Machu Picchu liegt. Hier liegt auch der Begräbnisstein, der nach heutigem Kenntnisstand ein astronomisches Instrument ist, um die Wintersonnenwende sowie die Äquinoktien zu bestimmen. Das war ja wiederum wichtig, um die in der westlichen Welt Orion genannte Sternformation am richtigen Tag zu beobachten und dadurch zu verstehen wie sich die Regenfälle entwickeln würden. Wie sich die Regenfälle an diesem Tag entwickelten, merkten wir mit jeder Sekunde mehr und waren froh als wir runter zum Eingang gingen, um uns einmal frisch zu machen, umzuziehen, das Gepäck abzugeben und danach eine Tour von Elard durch die Anlage zu bekommen. Es stellte sich leider heraus, dass es nicht so etwas wie ein Besucherzentrum gab. Stattdessen gab es nur Toiletten, für die man sogar noch bezahlen musste trotz des horrenden Eintrittspreises und eine Gepäckabgabestellte. Es gab jedoch im Prinzip keinen überdachten Bereich und die Touristen hatten alle mit der Nässe zu kämpfen, wobei wir natürlich noch nasser waren als die Touristen, die heute erst eine Busfahrt aus Aguas Calientes hinter sich hatten. Wir stellten uns also im Prinzip in den Toiletteneingang, um uns einmal neu zu sortieren, während an uns massenhaft Frauen ins nicht so stille Örtchen liefen und wieder rauskamen. Leider war mein Backpack trotz Regenschutz auch von innen nass geworden, wenn auch nicht so stark. Nach ungemütlichen Minuten hatten wir alles rausgesucht, um uns auf der Toilette umzuziehen. Ich lief zunächst fälschlicherweise mit ins Damenklo und suchte den Abzweig zum Herrenklo. Die ganzen Frauen sorgten dann aber für einen Geistesblitz und ich drehte um. Franzi wurde aufgefordert nach dem Packvorgang ihr Ticket nochmal vorzuzeigen, um auf Klo gehen zu dürfen. Sie hielt ihren Arm zurück zum Ticketoffice entgegen des Stroms der Frauen mit Bedürfnis. Die Erste schlug ihren Arm weg, woraufhin Franzi sie wegschupste. Es folgte ein zickiges, kurzes Beleidigen der anderen in der jeweiligen Muttersprache und jeder ging seinen Weg. Nach dieser sehr ungemütlichen Erfahrung begann also der Rundkurs durch die Anlage im weiterhin strömenden Regen. Auch wenn ich alle Regen- und warmen Klamotten anhatte, wollte ich dennoch eigentlich nur ins Hostel und warm Duschen statt eine Tour zu machen. Aber jetzt stand die Tour an und damit versuchte ich umzugehen. Wir setzten uns auf eine der Terrassenstufen und Elard erzählte uns über die Geschichte von Machu Picchu. Sehr spannend fand ich, dass es ein Deutscher schon im 19. Jahrhundert unten im Tal vom Río Urubamba an Machu Picchu vorbeikam und auch ihm sagten Bauern, dass oben eine spannende Ruinenstadt sei. Auch Hiram Bingham war später eigentlich auf der Suche nach der letzten Inkazuflucht Vilcabamba und fand nur dadurch Machu Picchu. Der Deutsche war von den Peruanern engagiert worden Peru zu kartografieren. Er lehnte das Angebot der Bauern ab Machu Picchu zu besuchen, da es gegen seinen Zeitplan verstieß und es sowieso nicht der Fokus der Reise war. Sonst wäre Machu Picchu vielleicht schon um die 50 Jahre vorher entdeckt worden. Nach einigen weiteren Geschichten standen wir wieder auf und machten den Rundgang. Zunächst drängelten sich alle am Eingang des Sonnentempels, in dessen Unterbau, der noch original ist, spannende Formen entdeckt werden können, die Elard an den Oriongürtel erinnerten. Einige Treppenstufen führen hier herunter und es ist wohl erwiesen, dass die Inka hier die Mumien wichtiger Vorfahren aufbewahrten und regelmäßig mit Essen, Trinken und Geschenken bedachten. Der obere Teil des Tempels ist nachgebaut worden und aus einem deutlich dunkleren Stein. Man wurde hier durchgeschleust von einem Wächter, da es sehr voll war. Neben dem Tempel war ein Tor mit zwei Torbögen, von dem wir inzwischen wussten, dass nur noble Menschen hier durchgehen durften. Diener hatten Seiteneingänge. Danach besuchten wir das Haus eines Inka mit Schlafbereich und Toilette. Die noblen Leute schliefen wohl auf Vicuñawolle, die heute sehr teuer ist und damals nur den Noblen erlaubt war zu nutzen. Auch die erdbebensicheren Steinkonstruktionen der Anlage konnte man an einer Stelle sehen. Die Fundamente sind recht tief und erlauben den Steinen etwas Spiel ohne zusammenzustürzen. Ab und an zogen die Wolken über uns rüber und erlaubten schöne Blicke auf den Huayna Picchu. Vor dem sogenannten Kloster erzählte uns Elard dann von einigen noblen Töchtern, die hier auf ihre Opferung vorbereitet wurden. Von den Kindermumien wussten wir ja schon aus Salta oder Arequipa, aber die Hintergründe von Elard waren trotzdem nochmal schockierend. Angeblich wurden die Mädchen darauf vorbereitet keine Angst mehr vor dem Sterben zu haben. Wer eine Mutprobe besteht und im Angesicht einer Schlange nicht schreit, war bereit nach der langen Wanderung zu einem Berggipfel geopfert zu werden- vermutlich im Beisein des eigenen Vaters. Kurz hinter dem Kloster und der "Schule" befindet sich der "heilige Stein", der laut Elard nicht zufällig die Form eines Meerschweinchens hat. Auch verabschiedeten wir uns hier von Nicolas und Jeanne, die noch den Huayna Picchu bestiegen und wie wir später feststellten Glück hatten und einen tollen Blick über Machu Picchu bekamen, als der Regen weg war. Nur der steile Weg war wohl sehr rutschig. Artem, Elard und wir schauten uns noch den Kondor Tempel an, der so heißt, da ein großer Stein in seinem Inneren die Form des großen Vogels hat. Auch hier wie auch in anderen Gebäuden gab es mit Steinen geschlossene Fenster, die wohl für die Mumien waren, die für Zeremonien herausgeholt wurden und hier ihren Platz hatten. Wir schauten noch einmal zurück auf den Huayna Picchu und freuten uns dann sehr, dass wir in den Bus steigen konnten und die nur aus Kurven bestehende Straße nach Aguas Calientes mit dem Bus zurücklegen konnten. Ich nahm etwas bockig meinen dreckigen Rucksack mit rein und ärgerte mich, dass es keine Gepäckablage gab und machte dadurch einen Sitz dreckig, auf dem später eine andere Frau saß. Unten angekommen in Aguas Calientes schien die Sonne und wir gingen mit Elat zum Ticketoffice, um für den nächsten Tag nochmal Machu Picchu Tickets zu kaufen. Wir hatten als einzige der Gruppe die geniale Idee gehabt nicht nur einmal Machu Picchu zu besuchen, sondern wenn man schonmal da ist auch noch einen zweiten Pfad zu wählen, um den Ort genauer zu erkunden. Außerdem wollten wir noch den Huayna Picchu besteigen und da wir nicht so frühzeitig gebucht hatten wie die Franzosen unserer Gruppe war die einzige Chance noch an Tickets zu kommen im Ticketbüro hier im Touristenort Aguas Calientes. Vor Ort wurden wir dann direkt von einer Verkäuferin angesprochen, die vor dem Büro stand. Wir gaben Elard noch ein kleines Trinkgeld und bedankten uns bei ihm für die Tour. Er meinte, wenn wir Lust hätten, könnten wir später noch in ein Restaurant kommen, wo alle nochmal gemeinsam essen könnten. Wir verabschiedeten uns von ihm und waren todmüde, daher dachten wir dass wir eher nicht mehr vorbeikommen werden. Die Verkäuferin war offensichtlich fleißig dabei noch Tickets für den Nachmittag zu verkaufen. Wir sagten ihr, dass wir für morgen Tickets kaufen möchten. Eigentlich wussten wir von den Schweizern, die wir in Cusco getroffen hatten, dass man erst später am Nachmittag für den nächsten Tag Tickets kaufen kann. Überraschenderweise winkte uns die Frau durch. Ein weiterer Sicherheitsmann informierte uns dann aber, dass wir erst später für den nächsten Tag buchen könnten. Wir fragten erneut die Frau und die meinte nur "nein, nein ihr könnt jetzt buchen". Der Sicherheitsmann meinte dann zu ihr, dass wir für den nächsten Tag buchen wollen. Dann meinte sie zu uns, dass das natürlich nicht ginge, sondern erst ab später am Nachmittag. Es war ihr also wirklich unmöglich uns richtig zuzuhören. Sicherlich waren wir auch müde, aber es war auch einfach frech wie sie sich verhielt. Wir pöbelten sie also noch etwas an und nahmen eine Wartenummer für den Nachmittag mit. Sie konnte nur über uns lachen. Wirklich unglaublich wie die Peruaner es schaffen aus soviel Geld das mit Machu Picchu verdient wird einen so schlechten Service und ein so schlechtes Erlebnis für die Touristen zu bieten. Wir liefen mit dem Gepäck durch den im Sonnenschein sehr schön aufgebauten Ort Aguas Calientes. Kurios dass ausgerechnet in diesem Dorf Gleise für Züge liegen, wo doch große Teile des Kontinentes ohne Zug auskommen müssen. Sehr froh waren wir als wir feststellten, dass unsere Hotelbesitzerin sehr nett war. Sie war erst vor kurzem aus Lima mit ihrer Familie hier her gezogen und im noch recht weiß aussehenden Hotel waren nicht viele Gäste außer uns. Es tat sehr gut jemandem zu begegnen, der einem helfen wollte. Wir durften unsere nassen, dreckigen Klamotten auf der Dachterrasse vom Regen trocknen. Das Zimmer war klein, aber es hatte ein riesiges Bett mit fetter Matratze auf dem wir uns nach einer sehr heißen, erholsamen Dusche erstmal kurz ausruhten. Dennoch rafften wir uns auf, um ins Restaurant zu gehen, auch wenn ich nach der Dusche um etwa 14 Uhr direkt hätte einschlafen können und erst am nächsten Tag wieder aufwachen. Wir wollten aber ja auch noch die Tickets kaufen für den Huayna Picchu. Es lohnte sich tatsächlich zum Restaurant zu gehen, in dem Elard schon mit Ameit, den Argentiniern und Thiago und Monique eine leckere Mahlzeit zu sich nahm. Raúl war gerade am Duschen. Elard nahm uns kurz nach unserer Ankunft zur Seite. Wir wunderten uns, was wir falsch gemacht hatten, da es etwa so wirkte als wollte er uns negatives Feedback geben. Tatsächlich meinte er zu uns, dass wir uns ja soviel beschwert hatten insbesondere über die Fehlinformationen von Carlos, der uns den Track verkauft hatte und daher hatte er mit seinem Chef telefoniert und ausgehandelt, dass alle Gerichte auf die Kosten der Agentur gingen. Wir waren sehr überrascht und nahmen das Angebot dankend an zumal die Preise nicht gerade niedrig waren. Dementsprechend bestellten wir uns zunächst eine wohltuende, heiße Suppe und dann noch eine leckere Hauptspeise. Für mich gab es ein gutes Ceviche und für Franzi einen leckeren Fisch mit Sauce und Gemüse. Während wir aßen, trudelten auch die Franzosen vom Huayna Picchu noch ein und aßen zusammen mit uns. Irgendwann brachen die Guides dann zu ihrem Zug auf und kurz danach auch die meisten anderen mit denen wir gewandert sind, so dass wir alleine im Restaurant saßen. Pünktlich zu diesem Zeitpunkt fing auf dem Fernseher ein Ligaspiel von Barcelona an- perfektes Timing also. Allerdings war ich so müde, dass es mir schwer fiel zuzuschauen. Dann kamen auch noch Bobby und Pavlena vom Huayna Picchu zurück und Franzi unterhielt sich mit den beiden, während ich versuchte die Gespräche und das Spiel zu verfolgen und nicht einzuschlafen. Pavlena sah tatsächlich fiel besser aus als während der gesamten Wanderung. Sie erzählte uns, dass sie sehr unter der Höhe und ihrer ersten, großen Wanderung gelitten hatte und sich mehrfach übergeben musste. Dann musste sie sich auch noch um Bobby kümmern, der während der Wanderung Fieber bekam. Immerhin blieben sie immer positiv. Bobby schickte in den Gruppenchat sogar noch ein Bild vom Huayna Picchu wie er scherzhaft auf dem Boden liegt und leidet, was alle im Restaurant sehr belustigte, bevor Bobby und Pavlena überhaupt wieder da waren. Jetzt gönnten sie sich eine Pizza und gingen dann noch kurz in die Thermalbäder nach denen der Ort benannt ist bevor ihr Zug zurück fuhr. Artem sahen wir nicht wieder, da er nachmittags noch Machu Picchu ein zweites Mal anschaute bevor er abends mit dem Zug zurückfuhr. Es war schon interessant, dass Elard unser Feedback so negativ wahrgenommen hatte. Wir waren zwar nicht rundum zufrieden mit der Tour, aber wir hatten auch bei einem billigeren Anbieter gebucht und waren letztlich nicht unzufrieden mit dem Gesamtpacket. Außerdem hatten wir sowieso weniger bezahlt als andere der Gruppe wie wir erfuhren und wir mussten unsere Schlafsäcke nicht tragen im Gegensatz zu anderen. Dass wir dann auch noch das Essen geschenkt bekamen, war schon interessant. Aber Carlos hatte zu uns sogar gesagt, dass wir keine Regenhose brauchen, da es keine Regenzeit ist.  Zum Glück haben wir nicht bei allem auf ihn gehört, sonst wäre die Entschädigung wirklich angebracht gewesen. So gingen wir müde und zufrieden (auch nachdem Barça gewonnen hatte) erneut zum Ticketoffice und bezahlten eine große Menge Geld um am nächsten Tag erneut Machu Picchu zu besuchen. Es waren fast noch alle Tickets verfügbar und niemand war vor uns im Ticketbüro, um ein Ticket zu kaufen. Schon kurios wie sie versuchen die Ticketverkäufe zwischen online und dem Büro aufzuteilen, wenn es online über Monate ausgebucht ist und sie vor Ort die Tickets gar nicht loswerden.  

Am nächsten Morgen für unsere normalen Verhältnisse früh aber für Inkatrailzeiten spät ging es zur Bushaltestelle, an der sich bereits eine sehr lange Schlange gebildet hatte. Wir waren etwas nervös, aber es kamen direkt mehrere Busse, die uns die Schlangenlinien nach Machu Picchu hochfuhren. Um Macchu Picchu von Aguas Calientes aus zu sehen, muss man den Ort verlassen und den Kopf weit in den Nacken legen. Witzig dass es von dort unten so hoch wirkt und der selbe Gipfel von Phuyupatamarca vor zwei Tagen noch wie ein kleiner Hügel gewirkt hatte. Bevor wir Machu Picchu ein zweites Mal betreten, möchte ich mich an dieser Stelle nochmal offiziell über die Buspreise beschweren. 12 USD pro Person für 30 Minuten Fahrt ist trotz des gut funktionierenden Services eine Frechheit. Entsprechend liefen wir nachmittags zu Fuß wieder runter, auch wenn es über eine Stunde und zweitausend Stufen benötigte. Bei fantastischem Sonnenschein betraten wie die Anlage. Das einzige worüber wir uns beschweren konnten, war unser viel zu schwerer Rucksack. Wir hatten nur einen mit, da wir ja alternativ nur das Backpack hatten. Da wir auch für den Fall des selben Wetters wie am Vortag gerüstet sein wollten, hatten wir dicke und Regenklamotten mit, die Franzis Tagesrucksack nun fast zum Platzen brachten, da wir in der Hitze nur T-Shirt und kurze Hose tragen konnten. Außerdem musste ich mich erstmal ausführlich mit Sonnencrème bedecken, um ohne Sonnenbrand durch den Tag zu kommen. Das Wetter war wirklich wie ausgewechselt. Daher konnten wir auch tolle Fotos mit uns, der Anlage und dem Huayna Picchu machen, den wir im Laufe der nächsten Stunde erreichen mussten, damit unser Ticket Gültigkeit hat. Man hat nämlich 1 Stunde Zeit, um den Anstieg zu beginnen. Vorher genossen wir auf dem Camino 4 aber nochmal dieselben Orte, die wir gestern im Regen mit Elard kaum genießen konnten. Beim Sonnentempel, wo wir gestern durchgeschoben worden waren, konnten wir ganz entspannt die Steinkonstruktion bewundern, die die Inkas hier im Keller des Tempels geschaffen hatten. Irgendwie sah diese Treppe aus hellem Gestein sehr schick aus. Franzi spottete etwas über die unterschiedlichen Fensteranzahlen der Häuser und deren potentielle Bedeutungen. Drei Fenster- Der Orion Gürtel. Zwei Fenster- Die Dualität also z.B. Tag und Nacht oder Mann und Frau usw. Die Erklärungen unser Guides waren manchmal plausibel, aber manchmal wirkten sie auch etwas willkürlich. Am Ende des Weges schossen wir noch ein paar Fotos am Meerschweinchenstein, mussten uns dann aber beeilen noch zum Eingang des Huayna Picchu zu kommen. Zum Glück erlaubte uns die Wachfrau nachdem sie zunächst ablehnte, einen wasserdichten Beutel voll unnützer Klamotten bei ihr zu lagern. Erfreulicherweise war der steile Weg heute nicht rutschig und wir stürmten an einigen anderen Touristen bergauf bis zu einer ersten schönen Aussicht, bei der wir pausierten. Hier blieben wir recht lange und snackten auch unsere Mitbringsel, die man eigentlich gar nicht in die Anlage mit rein nehmen darf, was aber keiner reguliert. Es gibt viele Regeln die keiner befolgt, wie z.B. dass man nicht einmal Wasser mit hinein nehmen darf. Das sorgt natürlich für Verunsicherung. Wir haben logischerweise auch nicht unseren Besuch aufgegeben, um pinkeln zu gehen, was nur vor dem Eingang zu Machu Picchu möglich ist, oder über Stunden angehalten, sondern haben einen flüchtigen Moment beim Abstieg vom Huayna Picchu genutzt, in dem gerade keiner an uns vorbeikam. Hier beschädigen wir die Anlage nicht und konnten unseren Besuch danach weiterhin genießen. Nach dem Snack schossen wir viele Fotos oben auf dem Berg. Der Blick auf den Berg und die Anlage Machu Picchu ist hier nicht so ikonisch wie von den Wachtmeisterhütte, aber trotzdem spannend. Auch sieht man die Schlangenlinienstraße, die runter ins Tal nach Aguas Calientes führt. Am höchsten Punkt, den man passieren muss, um wieder runterzukommen, bildete sich dann eine lange Schlange an Menschen, was etwas unangenehm war, da die Sonne heiß war und ein Insektenschwarm der potentiell so wirkte, als könnte er stechen, einen umkreiste. Es lohnte sich aber zu warten, da einem der Aufpasser hier oben noch ein paar nette Fotos mit einem selber und Machu Picchu schoss. Nach dem Abstieg vom Huayna Picchu nutzten wir die wuselige Situation an der Gabelung zurück zur Hauptanlage und dem Abzweig zum Huchuy Picchu (Kleiner Gipfel) um diesen auch noch zu besteigen. Eigentlich brauchte man dafür ein separates Ticket und wir sahen, dass die Frau im Wachhäusschen, wo unsere Sachen lagerten, später als wir wieder herunterkamen, einen anderen Mann aufhielt, nach dem Huayna Picchu auch noch den Huchuy Picchu zu besuchen. Das Ticket kann man natürlich für den selben Tag nur in Aguas Calientes besorgen. Sicherlich wird niemand spontan den langen Weg runter und wieder hoch auf sich nehmen, nur um noch einen zweiten Gipfel zu besteigen. Ich war jedenfalls sehr zufrieden, der ganzen Organisation von Machu Picchu etwas "heimgezahlt" zu haben, auch wenn natürlich kein wirklicher Schaden für sie entsteht. Eigentlich hatten wir auch kein Wasser mehr und waren froh, dass der Berg nicht so hoch war, da wir schon recht durstig waren und unser Wasser im Wächterhaus wartete. Der Huchuy Picchu bot dann eher nochmal einen neuen Blick auf den Huayna Picchu, als dass er eine komplett neue Perspektive offenbarte. Dennoch war es nett auch diesen Teil der Stätte einmal erkundet zu haben. Dann ging es zurück auf denselben Weg vom Vortag, um Richtung Ausgang zu laufen. Ich war aufgeregt, da ich versuchte eine Lücke im System zu finden, um von den unteren Caminos auf die oberen zu kommen, was im Prinzip ermöglichen würde, dass wir alles sehen könnten. Natürlich ist das ebenfalls verboten heutzutage, da Machu Picchu mit jedem Ticket 60€ verdienen möchte und um alles zu sehen müsste man über 200€ bezahlen. Aber ehrlicherweise ist der Erkenntnisgewinn am Ende sicherlich gar nicht mehr so groß, wenn man das machen würde, da die Ruinen dann doch nicht so individuell aussehen, dass sie nachdem man die ganzen anderen Ruinen gesehen hat noch komplett faszinierend wären. Hauptsächlich wollten wir aber nochmal zu der Wachhütte, um dort nochmal das ikonische Foto vom Vortag machen zu können, das zu dem Zeitpunkt nicht ikonisch war. Bevor wir aber einen Wächter ganz nett fragen konnten, legten wir uns noch mit einem an. An einer Stelle teilt sich der Weg. Entweder geht man zum Condortempel oder man schaut sich die Wasserlöcher an, die wohl auch zur Sternbeobachtung und –besprechung waren. Wir wollten beides sehen und fingen mit den Wasserlöchern an, da wir den Condortempel schon gesehen hatten. Die Löcher waren ehrlicherweise nicht so interessant. Dann gingen wir zurück, um den Weg zum Condortempel zu gehen. Der Wächter wies uns darauf hin, dass wir nicht rückwärts gehen dürfen und nun erneut den Weg der Wasserlöcher gehen müssen, da man nur einen der beiden Wege nehmen darf. Das war auf so vielen Ebenen lächerlich, dass ich einfach weiterging. Leider schrie er dann rum und meinte, dass ich stehen bleiben soll, was ich dann auch tat. Erstens: Hier waren kaum Leute unterwegs. Warum juckt das diesen Mann wo wir hier langlaufen, wenn wir doch Richtung Ausgang gehen. Zweitens: Jetzt sind wir doch sowieso schon wieder am ersten Punkt und das Delikt entgegen der Richtung zu laufen, wurde bereits abgeschlossen. Warum können wir dann nicht den anderen Weg zum Ausgang gehen? Drittens: Ich habe super viel Geld bezahlt, um die Anlage zu sehen und kann sowieso nur Teile sehen. Hier steht nirgendwo ein Schild, dass man nur eines von beidem sehen kann, sondern nur danach Richtungspfeile. Wenn es euch also so wichtig ist, signalisiert es doch bitte besser. Und dann ist es immer noch asozial. Franzi fragte dann nett, weil uns der Condortempel doch so wichtig sei und dann wurde uns der Weg freigegeben. "So muss man fragen, wenn man etwas möchte und nicht so ignorant sein", belehrte mich der Guide noch. Da habe ich was mitgenommen für mein weiteres Leben. Jetzt bin ich bekehrt. Immerhin war uns jetzt klar, dass wir zum Aussichtspunkt nur kommen, wenn wir ganz lieb fragen. Der Condortempel ist ganz cool, da die Steinkonstruktion einen Kondor zu zeigen scheint. Ob das von den Inkas beabsichtigt war, darf aber bezweifelt werden. Hier gibt es auch mit Steinen verschlossene Fenster, in denen die Mumien der Vorfahren bei Anlässen ausgestellt wurden. Das obligatorische Foto mit dem Condor machte ich natürlich auch noch. Kurz danach wurde der Condortempel geschlossen. Er schließt täglich weit vor dem Rest der Anlage. Wer später kommt, hat halt Pech gehabt. Auch eine völlig irrationale Regelung. Auf dem Weg zum Ausgang observierte ich Möglichkeiten auf den oberen Trek zu kommen. Es war aber nahezu unmöglich ohne erwischt zu werden. Franzi filmte die Lamas, die nun in auf den Terrassen herumliefen. Ich versuchte auch noch ein schönes Foto mit Franzi und einem Lama zu machen, war aber bei dem Versuch nicht alleine. Danach genossen wir einen vermeintlich letzten Blick auf den Huayna Picchu und die Ruinen und schritten durch den Ausgang, nur um direkt im oberen Bereich am Eingang ganz, ganz lieb nachzufragen, ob wir nochmal zur Hütte dürften, um das Foto zu machen, da das Wetter gestern zu schlecht war, bitte. Die Dame gestattete es tatsächlich unter Einbehaltung unserer Reisepässe, die man hier immer braucht und mit dem Hinweis, dass wir nur 45 Minuten haben. Wir rasten bergauf mit dem nun wieder ultraschweren Rucksack voller unnützer Klamotten und nachdem wir bereits über sechs Stunden in Machu Picchu verbracht hatten. Unsere Idee, ganz schnell den gesamten oberen Trek zu laufen, der noch zu anderen Tempeln führen würde, verwarfen wir schnell, da wir nicht erwischt werden wollten und da es schlicht zu anstrengend war. Aber wir kamen zum ikonischen Ausblick und machten dort tolle Fotos. Vielleicht war das der Moment, an dem ich meine Anwesenheit in Machu Picchu am meisten genoss. Es ist schon fantastisch das populäre Foto als Realität vor sich zu sehen. Danach schauten wir noch bei der Inkabrücke (Puente del Inca) vorbei, nur um festzustellen, dass es hier eine separate Ticketkontrolle gibt und es sogar noch ein weiter Weg zur Brücke wäre. Dann ließen wir uns einfach noch viel Zeit bei den unterschiedlichen Aussichtspunkten mit ähnlicher Sicht, an denen alle ihre Fotos machten. Als wir uns an die Regel halten wollten, und nicht den ganzen Treck laufen, pfiffen uns die Wächter immer wieder zurück, da wir entgegen der Richtung laufen mussten. Statt nun doch die Chance zu nutzen und nochmal alles anzuschauen, in der Hoffnung, die Reisepässe nicht zu verlieren, erklärten wir artig unsere Situation und durften dann doch zurück laufen. Tatsächlich war die Frau als wir wiederkamen schwer beschäftigt und wir hätten vielleicht auch viel länger unterwegs bleiben und noch den Rest von Machu Picchu erkunden können, ohne dass es ein Problem gewesen wäre. Aber wir waren nach knapp acht Stunden aktivem Erkunden in der Hitze mit schwerem Rucksack auch wirklich erschöpft. Insofern machten wir uns an den langen Weg bergab. Nach dem Inkatrail waren wir es ja schon gewohnt viele Stufen bergab zu laufen. Unten angekommen konnten wir noch ein Foto mit dem Welterbe Schild der UNESCO machen sowie einen frischen Fruchtsaft am erfrischend rauschenden Fluss trinken. Danach kamen wir an einem leeren Pizzaladen mit Steinofen vorbei, in dem die Betreiber gerade Egoshooter auf dem Fernseher bei extrem lauter Musik spielten. Da die Preise für den Touristenort günstig waren, fragten wir, ob sie auch in unser Hotel liefern würden und nahmen ihre Nummer mit. Danach gingen wir den schönen Weg am Fluss entlang zurück ins Dorf. Das ganze Dorf ist wirklich nett mit dem Fluss, den grünen Bergen, die einen umgeben und lauter Blumen und Grünstreifen überall. Wir duschten erfrischend kalt im Hotel und starteten eine neue Netflix Serie auf dem Bett mit der unfassbar hohen Matratze. Nach einiger Zeit hatten wir Hunger und versuchten den Pizzaladen über WhatsApp zu erreichen. Keine Antwort. Wir hatten schon aufgegeben, da kam nach bestimmt 45 Minuten doch noch eine Reaktion. Wir bestellten Pizza, Limonade und Popcorn und es sollte in zwanzig Minuten da sein, was uns kurz vorkam. Nach zwanzig Minuten sollte es immer noch zwanzig Minuten dauern. Etwas genervt warteten wir in der Lobby und unterhielten uns etwas mit der netten Hotelbesitzerin. Dann kam plötzlich unsere Essenslieferung und die war die Wartezeit wert. Wichtig zu wissen ist, dass der Pizzaladen am anderen Ende des Ortes war, also ca. 10 Minuten zu Fuß entfernt. Drei Männer kamen mit Tabletts an, wie als wenn wir wirklich im Restaurant wären, und lieferten Limonaden in Gläsern und Pizza auf Holzbrettern. Das hatten wir noch nie erlebt bei einer Essenslieferung. Das Essen war auch lecker, nur die klebrigen Finger waren etwas nervig. Die Männer hatten die Limonadengläser nämlich mit Honig auf den Tabletts befestigt, damit sie beim Spaziergang nicht so schnell fallen. Wirklich eine witzige Überraschung, die uns gute Laune bescherte. 

Am zweiten Tag erkundeten wir noch etwas Aguas Calientes bevor nachmittags unser Zug kam. Ein weiteres Mal Machu Picchu anzugucken, fanden wir nicht nötig. Zunächst besuchten wir das Luxushotel Machu Picchu Pueblo Hotel, das sehr, sehr teuer ist, aber eine tolle Anlage haben sollte. Wir ließen uns ein bisschen rumführen, da ich es mal gesehen haben wollte. Es war sehr schick und hatte verteilte Bungalows in einem schönen, tropischen Wald. Manche Duschen sollen einen Waldblick bieten. Es gab auch eine angeblich traditionelle Sauna aus Waldblättern. Der Pool war allerdings nicht so einladend. Nach der spannenden, kurzen Tour besuchten wir die heißen Quellen, wo wir einige Zeit in den heißen Temperaturen dümpelten. Und dann ging es auch schon zum Zug, der uns zurück nach Ollantaytambo bringen sollte. Der Zug war der am wenigsten luxuriöse der angebotenen Züge und war dennoch sehr schick. Es gab einen gratis Tee und Panoramablicke auf die Berglandschaft über einem. Als wir im Dunkeln am vollen Bahnhof Ollantaytambos ankamen, mussten wir nur aussteigen und direkt wieder in eine Tür eintreten und waren in einem schicken Restaurant, in dem ich mich besonders über den Tee und die Suppe freute, da ich nach dem ganzen Zelten etwas erkältet war. Danach ging es mit einem Tuk Tuk bis zu unserer Unterkunft. 

Das Frühstück war okay dafür, dass es so eine günstige Unterkunft war, die wir in Ollantaytambo hatten. Morgens liefen wir direkt zu den Inkaruinen von Ollantaytambo und kauften das Boleto Turístico, mit dem man im Großraum Cuscos einige Attraktionen besuchen kann. Wir hatten keine Lust noch mehr Geld für Guides auszugeben und versuchten bei den Italienischen, Spanischen und Französischen Touren, die uns umgaben etwas aufzuschnappen. Das gelang bedingt, aber war eine nette Ergänzung zu den Informationen unseres Reiseführers. Es regnete etwas als wir den Sonnentempel besuchten, der aus riesigen, roten Monolithen besteht, die sicherlich schwer waren zu transportieren und so exakt nebeneinander zu setzen. Ein Monolith hatte auch das Cruz Andina (Andenkreuz) eingraviert, was in den Anden ein wichtiges, kulturelles Symbol ist. Unten in der Anlage gab es einige Wasserläufe und es grasten dort Alpakas. Eine offensichtlich spirituelle, westliche Reisegruppe vollzog irgendwelche meditativen Rituale in dem unteren Teil der Ruinen, was wir kurz beobachten. Danach erkundeten wir die Altstadt, die noch eine original Inkastadt sein soll, allerdings nicht so anders wirkte als Spanische Altstädte auf einen Laien wie mich. Die Wege bestanden aus großen, runden Steinen und es gab einen kleinen Wasserlauf in der Mitte. Kanalsysteme waren bei den Inkas sehr beliebt. Elard hatte uns erzählt, dass wenn ein Inka nicht half bei einem Gemeinschaftsprojekt, wurde seiner Familie das Wasser abgestellt. Um die Zeit bis zum Mittag totzuschlagen, besuchten wir noch eine Meerschweinchenfarm, aber eher um die Tiere zu beobachten, als eines auszusuchen, das wir essen wollen. Man sah durchaus, dass die Tiere hier nicht aus Liebe zum Tier gehalten werden. Danach gab es dann Mittagessen in einem schicken aber auch rustikalen Restaurant, in dem man auf Mehlsäcken saß. Zu essen gab es eine Platte voller traditioneller Speisen. Nach dem Mittagessen knallte inzwischen die Sonne und wir stiegen auf der anderen Seite des Ortes auf einen Berghang, wo eine Ruine eines Vorratslagers der Inka steht. Von dort hatte man auch nochmal einen Blick auf die Ruinen des Vormittags, die wie der Italienische Guide erzählt hatte die Form eines Lamas besaßen, was man von der anderen Seite gut sehen konnte. Wir holten danach unser Gepäck und warteten auf unseren sehr pünktlichen und für uns überraschenderweise privaten Abholservice von unserer Inkatrailorganisation, der uns zurück nach Cusco fuhr. Eigentlich wären wir gerne noch ein paar Stunden länger in Ollantaytambo geblieben, aber Carlos meinte, dass wir um fünf Uhr abgeholt werden müssen, da der Transport dann fährt. Der Fahrer meinte zu uns, dass ihm gesagt wurde, dass wir uns fünf Uhr gewünscht hätten und bot uns an noch länger zu bleiben, so dass er auf uns warten müsste. Wir hatten uns aber inzwischen auf die Zeit eingestellt und so fuhren wir mit ihm zurück in unsere "Heimat" im Saqray Hostel in Cusco. 

In Cusco nutzten wir dann unser touristisches Eintrittsticket, um möglichst viel von den Optionen wahrzunehmen und besuchten auch viele gute und unterschiedliche Restaurants. Das Ticket führte uns in ein Kunstmuseum und ein Museum für regionale Geschichte. Wir testeten auch ein Mittagessen im Markt San Pedro, in dem es eine ganze Reihe voller Saftverkäuferinnen gibt, die alle für unterschiedliche Läden arbeiten aber deren Läden alle gleich aussehen und jede von ihnen schreit einen an, dass man ihren Saft kaufen soll. Das Mittagessen war etwas ungemütlicher als in den Mittagessensrestaurants und nicht unbedingt besser oder günstiger. Nach der Speise gönnte ich mir dann noch einen Papayasaft von einer der Verkäuferinnen. Der Markt ist so wie man sich einen südamerikanischen Markt vorstellt. Franzi hat unseren späteren Besuch beim Kochkurs auch nochmal ausführlicher beschrieben. Abends besuchten wir Qorikancha, was der wichtigste Palast des Inkaimperiums war. Allerdings konnten wir die unterirdischen Überreste der von den Spaniern zerstörten Anlage nicht besuchen "wegen der Pandemie". Ich dachte, dass die Pandemie inzwischen sogar offiziell für beendet erklärt worden ist, aber wenn es geschlossen ist, ist es halt geschlossen. Stattdessen besuchten wir die Kirche Santo Domingo, die die Dominikaner aus den Resten des Tempels einfach darüber gebaut haben, wobei sie die Grundmauern des Tempels nutzten. Hier kann man noch die sehr schön geschliffenen Steinmauern der Inka sehen, in denen sich die Steine perfekt ineinander fügen ohne Mörtel. Ansonsten war das katholische Kloster für uns nicht sonderlich spannend. Der Sonnenuntergang warf ein schönes Licht auf den gepflegten Garten. Mit einem frischen Maiskolben mit riesigen, gekochten Körnern, wie es hier üblich ist, und einem Stück sehr saurem Käse dazu snackten wir uns etwas weiter bis wir eine von Autos viel befahrene Plaza erreichten. Angeblich soll hier ein Wegstück des Inkaweges Qhapaq Ñan sichtbar sein, aber es gab nur verschlossene Abgänge zu der Ausgrabungsstätte. Stattdessen gingen wir zu einem Theater, in dem es eine im Boleto Turístico inkludierte kulturelle Darbietung geben sollte. Wir waren überrascht von den Unmengen an Zuschauern, die mit uns über dreißig Minuten auf den Einlass warteten. Dann waren wir auch überrascht von der Qualität der Darbietung, für die sich anscheinend selbst die Musiker, die dauerhaft auf der Bühne saßen, schämten, während das Publikum sie anstarrte. Die Lichteffekte wirkten wir ein Unfall und der Sprecher, der nur bei manchen Erklärungen noch eine Englische Erklärung ergänzte, setzte meistens erst eine gefühlte Ewigkeit ein, nachdem die Musiker den letzten Ton gespielt hatten. Es wurden einige Tänze in traditionellen Kostümen geboten, aber das Niveau war nicht zu vergleichen mit den kulturellen Shows in Bolivien oder auf Rapa Nui

Eine tolle Darbietung gab es auch am nächsten Morgen. Auch in Cuzco scheint es eine Flaggenzeremonie mit Militärbeteiligung zu geben, wie wir auf der Plaza am Morgen sahen. Wir kamen hier vorbei, da wir auf dem Weg nach Pisac waren und die Busse dorthin etwas außerhalb des historischen Zentrums abfahren. Eine Art Sammelbus fuhr zeitnah los und brachte uns nach einer Stunde in das Bergdorf, das im Tal des Río Urubamba liegt. Zunächst speisten wir auf der Plaza, auf der sonntags etwas Markttreiben herrschte. Danach entschied ich zu meiner eigenen Verwunderung, dass wir auf den Kunsthandwerkmarkt gehen können, was ich bereits nach kurzer Zeit bereute. Wir verließen ihn wieder mit neuen Silberohrringen mit Inkamotiv und einem angeblichen grünen Schlangenstein aus Machu Picchu zum Massieren, den wir von 60 Soles auf 15 Soles runtergehandelt hatten. Als wir den Markt endlich verließen, brauchte ich erstmal einen Kaffee, den wir uns auf einem Balkon oberhalb der Plaza gönnten. Nach Kaffee und Kuchen mussten wir dann aber endlich hoch zur Inkaruine, wegen der wir eigentlich hier waren. Ein Taxifahrer fuhr uns bergauf und wir lehnten erneut das Angebot eines Guides ab. Vor Ort stellten wir dann fest, dass die Anlage viel zu groß ist, um sie bis zum Einbruch der Dunkelheit zu besichtigen. Auch sollte der Fußweg zurück nach Pisac schon nach kurzer Zeit für den Tag geschlossen werden. Wir stöberten durch einige Ruinen und eine Art Ruinenstadt am Hang, die über riesigen, gelben Terrassenflächen hing. Dann mussten wir uns auch schon langsam auf den Weg zurück machen, wie uns auch ein Wächter informierte. Wir sahen weiter um den Berg rum noch einen Tempel in Kondorform, wie man später von weiter oben sah. Dann besuchten wir auch noch kurz den Sonnentempel, der von einigen anderen Gebäuden umgeben war. Ein Sanierungsarbeiter, der freiwillig am Sonntag arbeitete, unterbrach seine Arbeit, um uns eine kurze Tour zu geben, die durchaus interessant war. Allerdings wollte er danach Geld dafür, was wir ablehnten. Er akzeptierte das. Er kriegt ja auch sein Gehalt von einer Organisation für die eigentliche Sanierungsarbeit. Bei der kurzen Tour entdeckten wir eine Art Reh, das durch die Anlage lief. Rehe hatten wir noch nicht so viele in Südamerika gesehen. In Uruguay auf einem Campingplatz waren es noch die meisten. Nach der Tour mussten wir uns dann ein wenig beeilen Pisac noch rechtzeitig zu erreichen bevor es komplett dunkel wurde. Das gelang fast und wir liefen durch den Ort zurück zur Brücke, wo nach einigem Warten ein Sammelbus kam und uns zurück nach Cusco brachte. Dort gönnten wir uns Chinesisches Essen in einem Chifa Lokal, das sonst nur die lokale Bevölkerung nutzte. Chifa kommt übrigens aus dem Kantonesischen und bedeutet Reis (Fan) essen (Chi). 

Der nächste Tag in Cusco beinhaltete einen Besuch der jesuitischen Kirche auf der Plaza, die ungewöhnlicherweise an diesem zentralen Platz in einer Art Konkurrenz zur Kathedrale gebaut wurde. Sie war auf den Überresten des Palastes von Huayna Capac gebaut worden. Der ist uns aus dem Computerspiel Sid Meier's Civilization IV bestens bekannt. Ansonsten ging nicht viel auch aufgrund schlechter, familiärer Nachrichten aus Deutschland, die sich zum Glück die Tage danach wieder legten. So wagten wir am nächsten Tag erneut den Aufstieg zur berühmtesten Ruinenstätte Cuscos mit dem Namen Saqsayhuamán, was für westliche Touristen gerne phonetisch als sexy woman umschrieben wird. Tatsächlich handelt es sich natürlich nicht um eine attraktive Frau, sondern um eine Inka Festungsanlage, die als Steinbruch der Spanier für Cusco verwendet wurde und quasi den Kopf des Pumas darstellt, wenn man dem Inkaischen Aufbaus Cuscos als Körper eines Pumas folgt. Auch die Zähne waren hier extra in der Form einer großen, gezackten Mauer erkennbar. Bevor wir ganz hochgingen, besuchten wir noch ein berühmtes Aquädukt, unter dem das Wasser allerdings bewusst auf Treppenstufen durchlief und so eine Mischung aus schickem Bild und stinkender Realität abgab. Im Internet finden sich sehr glorifizierende Darstellungen dieses auf den Fotos paradiesisch wirkenden Ortes. In Saqsayhuamán schlossen wir uns dann zwei Iren an, die einen Guide engagiert hatten. Wir hatten zunächst einen guten Eindruck von ihm, aber er redete viel zu schnell in schlechtem Englisch und führte uns am Ende des Besuchs ohne es uns mitzuteilen aus der Anlage raus in eine Alpakamanufaktur, in der wir Pullover kaufen konnten. Wir geigten ihm daraufhin unsere Meinung, dass das gar nicht geht, aber mein Vorschlag ihm weniger Geld zu geben als vereinbart, setzte sich leider nicht durch. Warum macht er das, wenn er nicht mal eine Kommission dafür bekommt? Uns hatte er jedenfalls die Möglichkeit genommen Saqsayhuamán noch weiter zu erkunden. Stattdessen schauten wir noch die Ruine Q´enqo an, die ein paar Meter weiter die Straße entlang lag. Hier gab es einen antiken Opfertisch zu entdecken. Danach besuchten wir noch die Christusstatue mit Blick über Cuzco, bei der aber gerade viele der Doppeldecker Touristenbusse ihren Inhalt abgeladen hatten, so dass es etwas wuselig war. Wegen des vermeintlich eintretenden Regens führte ich uns zurück ins Hostel, nur um später wieder hoch zu fahren an Saqsayhuamán und Q´enqo vorbei bis zu zwei weiteren Inkaruinen mit dem Pisac Bus. Franzi war nicht begeistert insbesondere weil es dann gar nicht regnete. Ein Tempel war eine zeremonielle Stätte für Wasserrituale und der andere Ort eine Festung. Mir hingen zu diesem Zeitpunkt und vermutlich bis heute Inkaruinen inzwischen zum Hals heraus, so dass meine Begeisterung sehr begrenzt war. Auch die Motivation ein Teilstück von Qhapaq Ñan, den unentdeckbaren Überresten der Inka Wege, in der Nähe zu finden, da die UNESCO es hier eingezeichnet hatte, war nicht groß genug um nicht in einen Bus zurück nach Cusco einzusteigen. Stattdessen dinierten wir im schicken Green Point Restaurant und versuchten danach ein Medikament vom Krankenhaus zu bestellen, das sie uns dort verschrieben hatten und danach in über zwanzig Apotheken im Großraum Cusco trotz der Versicherung, dass es vorhanden ist des Krankenhauses nicht aufzufinden war. Schließlich lieferten sie es mit einem Krankenwagen (!) für den doppelten Preis gegenüber den Apotheken, die es führten aber nicht vorrätig hatten und schafften es tatsächlich für das Produkt in die Rechnung "Pharmacia" zu schreiben. Da wir vorher auf einer exakten Rechnung für unsere Krankenkasse bestanden hatten, weigerten wir uns die Rechnung zu bezahlen und forderten eine neue mit dem Namen des Produktes wie er auf dem Rezept stand. Das Krankenhaus versicherte uns, dass sie Rechnungen immer so erstellen, sahen sich dann aber auch genötigt etwas zu tun, da wir das Medikament bereits im Zimmer verstaut hatten sicherheitshalber wegen der Vorgeschichte und den Schwierigkeiten es zu erhalten und uns aber weigerten zu zahlen. Etwa dreißig Minuten später kam dann eine verbesserte Rechnung und wir zahlten. Vorher erzählte uns die Krankenschwester, die das Produkt geliefert hatte und die ganze Zeit mit uns wartete, dass wir jetzt bezahlen sollen, da sie einen Einsatz mit dem Krankenwagen habe. Wir sahen das aber gar nicht ein, dass sie nicht einfach einen Kurier schicken und uns jetzt dafür beschuldigten, dass sie so unfähig waren. Zudem glaubten wir die Geschichte nicht. Es fühlt sich gut an auch mal in der Machtposition zu sein, wenn man wieder mal von den Peruanern abgezogen wird oder einfach nichts funktioniert, was sie versprechen. Als ich der nervösen Frau erklärte, dass ihr Krankenhaus selber schuld sei an der Zahlungsverzögerung, weil sie nicht lesen können, packte sich unsere Rezeptionistin Heidi übrigens ziemlich weg, weil auch sie von der Unfähigkeit vieler Peruaner sehr genervt ist. Es war übrigens ihr Geburtstag und ihre Familie hatte sie zuvor mit großer Runde besucht und gefeiert. 

An unserem letzten Tag vor unserer Manureise besuchten wir noch die auffällige Statue für den Inka Tupac Yupanqui, die auf einem Kreisel in Cusco thront. Im Inneren ist ein Museum über seine Geschichte mit Bildern seiner vermutlich heute lebenden Nachfahren. Er war wohl einer der erfolgreichsten Inka der Geschichte, der zur großen Expansion stark beitrug. Nach einem weiteren Dürüm am Abend ging es dann am nächsten Morgen auf Dschungeltour, was ihr in einem anderen Artikel erleben dürft. 

Nach unserer Rückkehr aus dem Dschungel, mussten wir erstmal viel Wäsche waschen. Allerdings bot die bis dahin gute Wäscherei keine Trocknung an der Sonne mehr an, was unsere Wäsche allerdings benötigt. Der Grund war, dass nun die Regenzeit angebrochen war. Aber es regnete zwei Tage lang gar nicht. Die Hostelbesitzerin Martina, die uns angenehmerweise oft verstand, trocknete netterweise die ganze Wäsche bei sich zuhause im Patio. Sie erzählte uns auch noch eine krasse Geschichte über die lokale Bevölkerung als wir vom Dschungel berichteten. Angeblich zahlen die Minenfirmen den Arbeitern in den Minen in der Nähe von Puerto Maldonado 5% des Gewinns des Goldes. Oftmals werden die Arbeiter aber wohl getötet, damit sie ohne Geld davongehen, falls sie kündigen. Um diese Straftat wieder gut zu machen, opfern die Minenchefs wohl Kinder für Pachamama. Dafür gebären einige Frauen wohl extra Kinder, die sie dann an die Minenchefs verkaufen zur Opferung. Angeblich wurden Freunde von Martina gewarnt eine Dschungeltour mit ihrem Kind zu machen, da es aus diesem Grund zu gefährlich sei. Wenn diese Geschichten wirklich wahr sind, wären sie schon unfassbar schockierend. So ganz wundern würden sie mich aber nicht, denn andine Traditionen werden immer noch vielerorts groß geschrieben und Verbrechen in Zusammenhang mit Edelmetallen und Minen gibt es durchaus. 

Wie Franzi ausführlich beschrieben hat, machten wir einen Kochkurs nachdem wir uns um die Wäsche gekümmert hatten. Auch die Kathedrale besuchten wir, in der ich mir erlaubte heimlich Fotos zu machen, da ich den Eintrittspreis unverschämt hoch fand. Das erhöhte auch das Spannungslevel des Besuches dieses nach Erdbeben wiederaufgebauten Gotteshauses. Auch der Planetariumsbesuch am Abend konnte uns, wie ich ja bereits angedeutet hatte, nicht begeistern. Immerhin konnten wir mit den eigenen Augen die Krater auf dem Mond einmal im Detail begutachten, als wir durch das Teleskop guckten. Es war also gut, dass unser Nachtbus nach Nazca am nächsten Tag losfuhr, denn nach einem Monat im Zentrum des Inkareichs hatten wir dann auch genug von dieser Ecke der Welt, die natürlich sehr spannend war, sonst wären wir ja nicht so lange geblieben. 

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